Heiko Vogel: "Wir müssen authentisch sein"
Dienstag, 24. Juli 2018
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Auf das Hoch mit der Vizemeisterschaft und Cupsieg folgte bei Sturm Graz der Abschied von mehreren Leistungsträgern, dennoch rechnet sich Trainer Heiko Vogel gegen Ajax durchaus etwas aus.
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Der SK Sturm Graz hat turbulente Wochen hinter sich. Nach dem Vizemeistertitel und dem sensationellen Triumph im ÖFB-Cup folgte im Sommer die Ernüchterung bei den Fans. Denn zahlreiche Leistungsträger wie Deni Alar, James Jeggo oder Marvin Potzmann suchten sich neue Herausforderungen.
Nun ist die unfreiwillig generalüberholte Mannschaft in der Qualifikation zur UEFA Champions League gegen Ajax der große Außenseiter. Im Gespräch mit UEFA.com verriet Trainer Heiko Vogel, wie es dennoch klappen könnte.
Herr Vogel, der Weg in die UEFA Champions League ist nicht leicht…
Absolut. Es ist für uns ein Privileg. Aber wir wissen, dass uns ein Gebirge von Steinen im Weg liegt. Wir müssen realistisch und demütig sein.
Sie kennen durch ihre Erfolge mit dem FC Basel die große Bühne schon, ihre Spieler nicht wirklich. Was können sie ihnen jetzt beibringen?
Der Name Champions League ist ja schon gut gewählt. Da sind Klubs, die es gewohnt sind, Erfolg zu haben. Das merkt man deren Spielern dann schon an. Die stehen anders im Spielertunnel, als die von einem Verein, der um die Existenz kämpft. Die bringt dann auch ein Rückstand nicht aus der Ruhe. Da entsteht ein Selbstverständnis, weil man es einfach gewohnt ist, zu gewinnen. Das ist der große Unterschied.
Was wissen sie über die aktuelle Verfassung von Ajax?
Vor etwas mehr als einem Jahr haben sie das Europa-League-Finale gegen Manchester United verloren, aber davor spielten sie eine furiose Saison. Peter Bosz ist ja auch nicht umsonst dann nach Dortmund gewechselt. Ich glaube auch, dass jetzt eine gehörige Portion Wut in Ajax steckt. Der zweite Platz hinter PSV Eindhoven ist für sie nicht das Maß der Dinge, die streben nach mehr.
Wie würden sie die Chancen beziffern?
Es gibt keine Prozentzahlen von mir, Ajax ist aber der ganz klare Favorit.
Ist Ajax ein Vorbild für Sturm Graz, oder sind da die Dimensionen zu verschieden?
Ich tu mir schwer mit Vorbildern. Jeder Verein muss seine eigene Identität finden. Man kann sich orientieren, aber eine Vorbildfunktion sehe ich nicht. Denn das würde heißen, dass ich kopiere. Und wenn ich kopiere, dann verweigere ich meine eigene Identitätsentwicklung. Wir müssen authentisch sein und unseren eigenen Weg gehen.
Wie muss ein authentisches Sturm Graz gegen Ajax auftreten?
Wir brauchen zwei perfekte Tage. Wir müssen in perfekter physischer und mentaler Verfassung sein. Wir müssen hoch fokussiert, wachsam und vor allem mutig sein. Angst lässt dich zögern, und zögern wird bestraft.
Sie mussten mit Sturm Graz im Sommer einen Umbruch vornehmen, der in diesem Ausmaß nicht geplant war. Gibt es nun in der Mannschaft eine "Jetzt-Erst-Recht-Stimmung"?
Das klingt ein bisschen trotzig, wir sind aber nicht trotzig. Wir sind alle gespannt, was der Saisonstart bringt. Wir investieren alles, die Mannschaft ist voll da und gibt in jedem Training Gas. Ein Umbruch in dieser Größenordnung braucht vor allem Zeit und auch eine gewisse Toleranz gegenüber Rückschlägen. Wir schauen, dass wir uns kontinuierlich und schnellstmöglich entwickeln.