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Javi Martínez: Das antizipierende Kopfballungeheuer

Der Aufschwung des FC Bayern in den letzten zwei Monaten hat viel mit Javi Martínez zu tun. Mit der Rückkehr von Jupp Heynckes ist der Spanier erneut zum Schlüsselspieler geworden.

Javi Martínez: Das antizipierende Kopfballungeheuer
Javi Martínez: Das antizipierende Kopfballungeheuer ©Getty Images

Rückblick: Dortmund im August 2014. Der FC Bayern verliert das Spiel um den Supercup beim BVB mit 0:2, viel bitterer aber wiegt die Verletzung von Javi Martínez.

Der Spanier setzte im Dortmunder Strafraum zu einem Seitfallzieher an, stieß dabei mit Marcel Schmelzer zusammen und riss sich das Kreuzband. Martínez fiel acht Monate aus und verpasste in diesem Zeitraum 43 Spiele.

So eine Aktion hat häufig negative Nachwirkungen. Unzählige Spieler haben nach einem Kreuzbandriss nie wieder ihre beste Leistung abrufen können, oft spielt danach auch die Angst im Kopf mit. Nicht so bei Martínez.

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Als der FC Bayern Anfang November in Dortmund zu Gast war, geriet Martínez auf exakt jener verhängnisvollen Stelle wie vor drei Jahren erneut in einen harten Zweikampf. Man hätte Verständnis dafür haben können, wenn Javi in dieser Situation von seinem Unterbewusstsein gebremst worden wäre.

Aber: Da gab es kein Zurückweichen, keine Kompromisse, keine Angst. Die Szene führte zwar nicht zu einem Tor, aber Vereine, die solch entschlossene und aufopferungsvolle Spieler in ihren Reihen haben, holen am Ende meistens trotzdem die Punkte.

Heynckes dreht am Rad der Zeit

Auch Jupp Heynckes weiß um die besonderen Qualitäten des manchmal schüchtern wirkenden Strategen. Seit der Amtsübernahme im Oktober war es vielleicht Heynckes' wirkungsvollster Schachzug, den 29-Jährigen wieder ins Mittelfeld zu ziehen.

"Ich sehe Martinez produktiver im defensiven Mittelfeld", sagte Heynckes gegenüber UEFA.com. "Er hat ein überragendes Zweikampfverhalten. Im Kopfball gibt es nicht viele auf diesem Planeten, die besser sind."

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Man braucht nur Martínez' Namen zu erwähnen, schon leuchten die Augen von Heynckes auf. "Ich kenne den Spieler aus dem Effeff und deswegen habe ich ihn damals aus Bilbao geholt. Im Champions-League-Finale 2013 gegen Dortmund war er derjenige, der nach 20 Minuten das erste Tackling gewonnen hat. Dann das zweite und das dritte. Damit hat er das Signal gegeben: 'Jetzt übernehmen wir hier das Ruder.'"

Auch jetzt ist Javi auf dem Weg, wieder eine Schlüsselfigur im Team zu werden. Man kann sich darauf verlassen, dass er nach Dienstschluss zu den Kandidaten für die Eistonne gehört: Abgekämpft, auch mal blutüberströmt, meistens mit sich im Reinen, aber innerlich auch immer selbstkritisch.

Kreative Drecksarbeit

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Eine Augenweide, wie er die Pläne des Gegners vorher antizipiert, Passwege zustellt und mit teils komischen Verrenkungen doch noch an Bälle kommt, die der anderen Mannschaft sonst gefährliche Räume geöffnet hätten. Sky-Kommentator Wolff Fuss beschrieb den Spanier so: "Martínez ist der Mann mit dem groben Pinsel."

Mit der neuen (alten) Rolle von Martínez ist der FCB nicht unbezwingbar geworden, die gestiegene Autorität im Mittelfeld tut der Mannschaft aber gut. Zumal Heynckes auch gar nicht erwartet, dass sich sämtliche positive Effekte über Nacht einstellen.

"Für so eine Position braucht man riesige Ausdauerwerte, eine absolute Fitness. Da arbeiten wir kontinuierlich dran. Er braucht für sein Spiel unheimlich viel Kraft und viel Athletik. Aber ich finde, dass er es bisher gut gemacht hat."