'Usain Oberlin' auf der Überholspur
Montag, 4. Dezember 2017
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Dimitri Oberlin ist einer der Shootingstars dieser Champions-League-Saison, schon jetzt vergleichen viele Experten den jungen Stürmer des FC Basel mit seinem Kumpel Breel Embolo.
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"Der Ball kam genau auf mich zu", erinnert sich Dimitri Oberlin vom FC Basel, der bei einer Ecke von Benfica Lissabon am kurzen Pfosten des eigenen Tores postiert war. "Ich wollte ihn nur weit weg köpfen, sah dann aber, dass er genau bei Renato Steffen gelandet war. Ich wollte ihm eine Anspielstation bieten und rannte einfach so schnell ich konnte los…"
Klingt nicht nur ein bisschen nach Forrest Gump, sondern sah auch so aus. 80 Meter und wenige Sekunden später vollendete der junge Schweizer seinen Irrsinnssprint nach Steilpass von Steffen cool zum 2:0 - seinem ersten Tor in der UEFA Champions League. Dieser Treffer – just an seinem 20. Geburtstag – ist längst ein Klassiker auf YouTube.
Selbst die Teamkollegen Oberlins konnten kaum fassen, was sich da vor ihren Augen abgespielt hatte. "Sie waren geschockt, weil sie gar nicht wussten, dass ich so schnell laufen konnte", schmunzelt Oberlin im Gespräch mit UEFA.com. "Seither habe ich viele aufmunternde Botschaften von Menschen aus aller Welt bekommen, die das Video gesehen haben, das ist natürlich eine Extra-Motivation für mich."
Und die hatte der 20-jährige Stürmer auch dringend nötig, denn nach einer eher missglückten Leihe zum FC Salzburg hing seine viel versprechende Karriere ein wenig durch, immer wieder meinten Kritiker, Oberlin sei zu sensibel, zu verletzungsanfällig und außerdem von seinem Umfeld schlecht beraten. Doch seit diesem 29. September 2017 liegt dem in Yaoundé/Kamerun geborenen Kicker die Fußballwelt zu Füßen, Zeitungen gaben ihm den Spitznamen 'Rakete' oder – etwas kreativer – 'Usain Oberlin'.
Im selben Spiel legte Oberlin noch einen Treffer nach, im folgenden Match traf er auch gegen Moskau und wird seither öffentlich als Nachfolger von Breel Embolo gehandelt, seinem besten Freund seit den gemeinsamen Tagen in der Jugendnationalmannschaft.
"Meine größte Waffe ist sicherlich meine Schnelligkeit", erklärt Oberlin. "Wenn ich den Ball bekomme, habe ich eigentlich keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Aber ich handele dann meist intuitiv und bin manchmal genauso überrascht wie meine Gegenspieler, was dabei am Ende rauskommt."
Derzeit kommt sehr viel heraus bei Oberlin - der viele Experten an Leroy Sané oder Marcus Rashford erinnert - und nicht zuletzt deshalb stünde der FC Basel mit einem Sieg am Dienstag beim bislang punktlosen Schlusslicht Benfica wohl im Achtelfinale der UEFA Champions League.
"Wir haben keinen so großen Namen wie Manchester United oder Benfica", weiß Oberlin, "wir müssen uns unseren Platz [im Achtelfinale] hart erkämpfen. Viele Klubs kennen unsere Spielweise nicht so gut, das ist vielleicht auch unsere Stärke."
Auf seine Spielweise dürfte dies nicht mehr lange zutreffen, schon jetzt geben sich die Späher von europäischen Topklubs angeblich die Klinke in die Hand, auch wenn ihr Objekt der Begierde betont: "Mein Traum ist es, mich hier in Basel als Spieler noch weiter zu entwickeln, weil ich hier sehr glücklich bin und alles sehr gut läuft."
Sein großer Traum sei es aber schon, so Oberlin abschließend, einmal für Real Madrid zu spielen. Sollte man beim Titelverteidiger das Video vom "Forrest-Gump-Treffer" gegen Benfica gesehen haben, könnte dieser Wunsch vielleicht schon bald in Erfüllung gehen.