Anarchist mit Führungsqualitäten
Dienstag, 28. November 2017
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Er sollte dem jungen Leipziger Team einen Schuss Anarchismus verleihen und schon nach einigen Monaten kann man feststellen, der Plan mit Kevin Kampl ist aufgegangen...
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"Was ich an Kevin [Kampl] vor allem schätze", so RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick, "ist seine anarchische Art, Fußball zu spielen."
Wie brillant der Slowene mit der vanilleblond gefärbten Mähne in der Lage ist, diesen Anarchismus auf dem Rasen auszuleben, konnte man jüngst beim 4:1-Erfolg der Sachsen in Monaco bestaunen. Kampl bereitete zwei Treffer vor und war über 90 Minuten Antreiber und Lenker des Leipziger Spiels.
Aufgrund dieser Qualitäten hatte Rangnick, der Kampl schon aus gemeinsamen Zeiten in Salzburg kennt, vor dieser Saison die die U24-Regel für Neuzugänge über den Haufen geworfen und den heute 27-Jährigen für stolze 20 Millionen Euro von Bayer Leverkusen losgeeist. "Ich erwarte, dass er uns nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze besser macht", freute sich darüber RB-Trainer Ralph Hasenhüttl.
Kampl selbst weiß um die Verantwortung, die in Leipzig auf seinen Schultern ruht: "Ja, ich bin ja jetzt eigentlich schon ein alter Hase in der Truppe, obwohl ich mich eigentlich noch sehr jung fühle. Es macht mir einfach Spaß."
Und das merkt man seinem Spiel auch an, nach einer etwas verhaltenen Anfangsphase hat Kampl zuletzt richtig aufgedreht und auch schon angedeutet, dass er nächste Saison in die großen Fußstapfen von Spielmacher Naby Keita schlüpfen könnte, den es dann ja nach Liverpool zieht.
"Das ist hier der größte Unterschied zu den anderen Vereinen, dass hier wirklich aus riesigen Talenten langsam reife Spieler entstehen, die dann den Schritt in die große Fußballwelt wagen und zu großen Spielern werden", hat Kampl die Leipzigs DNA längst entschlüsselt. "Damit kann ich mich gut identifizieren, ich mag diese Spielart vom Fußball einfach."
Zumal sie ja auch diese Saison wieder extrem erfolgreich ist. In der Liga liegt RB an zweiter Stelle und auch in der UEFA Champions League besteht mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen Beşiktaş noch die Chance aufs Achtelfinale. "Wahrscheinlich haben nach dem letzten Jahr viele gesagt: 'Dieses Jahr werden sie es nicht schaffen, durch die Dreifachbelastung sich da oben mit festzubeißen'. Da sieht man einfach wie verbissen wir sind, dass wir da einfach oben dranbleiben wollen und auch im Moment zu recht da oben stehen."
Einen großen Verdienst daran hat ohne Zweifel der Coach der Truppe, der auch bei Kevin Kampl einen dicken Stein im Brett hat. "Ich glaube, dass er zu jedem Spieler einen guten Draht hat", erzählt Kampl im Gespräch mit UEFA.com. "Er kann sich in die einzelnen Charaktere reinversetzen und weiß, wie man mit jedem Einzelnen umzugehen hat, deswegen ist er auch so erfolgreich."
Egal, wie es am letzten Spieltag der Gruppenphase läuft, den langfristigen Erfolg des Projekts RB Leipzig sieht Kampl dadurch nicht gefährdet. "Die nächsten zwei, drei Jahre wird einfach das Ziel sein, öfter dabei zu sein in der Champions League und im oberen Tabellendrittel, damit man europäisch spielt. Ich glaube, es ist am Ende keine schlechte Champions-League-Saison, selbst wenn es am Ende nur die Europa League wird."