Ein Derby für die Geschichtsbücher
Samstag, 25. November 2017
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Im verrücktesten Spiel dieser Saison trennten sich der BVB und Schalke im Revierderby 4:4, nachdem Dortmund bis zur 61. Minute noch mit 4:0 geführt hatte.
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"Es war ein verrücktes Spiel. Wenn man es nicht erlebt hat, könnte man es nicht glauben." Völlig fassungslos sprach Borussia Dortmunds-Coach Peter Bosz den 80.000 Zuschauern im Stadion und den Hundertausenden vor den Bildschirmen aus der Seele, egal, ob sie nun dem BVB oder S04 die Daumen gedrückt hatten.
Sein Gegenüber Domenico Tedesco legte noch einen nach: "Man kann im Leben Briefmarken oder sonstige Sachen sammeln. Ich glaube, dass es das Wichtigste ist, Momente zu sammeln. Ich habe tolle Momente auf Schalke. Das macht Schalke aus, das ist die Liebe und Nähe der Fans."
Entfesselnd aufspielende Dortmunder führten schon nach 26 Minuten mit 4:0, hatten Chancen zum 5:0 und steuerten einem der höchsten Siege der Revierderby-Historie entgegen, zum Entsetzen von Schalkes Trainer, der bei Sky anschließend bekannte: "Nach 20 Minuten 0:4 hinten zu liegen, ist der Horror."
Doch der wahre Horror sollte noch folgen, aber nicht für Königsblau, sondern für die Schwarz-Gelben. 4:4 hieß es am Ende von unglaublich turbulenten 98 (!) Minuten, in deren Verlauf Pierre-Emerick Aubameyang auch noch Gelb-Rot gesehen hatte. "Das ist schwer. Man fühlt im Körper nur Enttäuschung", fasste Bosz das zusammen, was in der letzten halben Stunde über sein Team hereinbrach. "Das darf nicht passieren, das darf niemals passieren, auch nicht mit der Roten Karte, die wir bekommen haben. Wir haben keinen Fußball mehr gespielt, waren zu schnell den Ball los, haben die Räume nicht genutzt."
Und deshalb passierte das, was zuletzt dem FC Bayern München 1976 beim VfL Bochum gelungen war (Endstand damals 6:5 für die Münchner). Schalke kämpfte sich Tor für Tor ins Spiel zurück. "Wir hatten nach der ersten Halbzeit einigen Bedarf für Veränderungen. Wir haben versucht, ruhig und strukturiert zu bleiben. Wir wollten die zweite Halbzeit gewinnen, das war das Ziel", versucht Schalkes Trainer das Unerklärliche zu erklären. "Sie können sich vorstellen, wie es uns ging. Wir wollten uns realistische Ziele setzen. Schalke hat Charakter, Schalke hat Mentalität, und Schalke kann Spektakel bieten."
Das konnten an diesem Tag in der Tat beide Teams, auch der BVB hatte ja mit seinen zwei grundverschiedenen Halbzeiten - die irgendwie symptomatisch für den bisherigen Saisonverlauf des BVB waren - gehörigen Anteil am spektakulärsten Spiel dieser Saison, bei dem es nur einen Sieger gab: den neutralen Zuschauer!