Viel gelobt, viel geschmäht
Freitag, 13. Oktober 2017
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Wohl kein Spieler symbolisiert die zwei Gesichter von Borussia Dortmund so wie Roman Bürki: hochgelobt in der Bundesliga, viel gescholten in der UEFA Champions League...
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Wohl kein Spieler symbolisiert die zwei Gesichter von Borussia Dortmund so wie Roman Bürki. Der Schweizer Nationalkeeper erhält in der Bundesliga glänzende Kritiken und musste in sieben Spielen erst zweimal hinter sich greifen, in der UEFA Champions League dagegen haben ihn viele als Hauptschuldigen für die Null-Punkte-Bilanz des BVB nach zwei Spieltagen ausgemacht. In einem Interview mit der WAZ hat sich der 26-Jährige jetzt zur Wehr gesetzt.
"Es gibt immer Menschen, die versuchen, etwas Negatives zu finden, die versuchen, mich zu kritisieren", erklärt Bürki, "aber wenn man das große Ganze anschaut, dann überwiegt das Positive. Klar habe ich bei ein paar Toren in der Champions League nicht hundertprozentig gut ausgesehen. Das gestehe ich ein."
Vor allem im Auftaktspiel bei den Tottenham Hotspurs machte der Schweizer zweimal das kurze Eck auf und erleichterte Harry Kane und Co. so den Torjubel, auch wenn er selbst das ganz anders sieht. "Ich kann mich auch einfach nah zum ersten Pfosten stellen und da keinen Ball reinlassen, dafür gehen sie dann in die lange Ecke. Das Spiel ist dann trotzdem verloren. Der Torwart muss das ganze Tor verteidigen, so sehe ich das. Ich denke, dass ich mehr Positives für die Mannschaft geleistet habe als Ihr zu schaden."
So sehen das ohne Zweifel auch die Verantwortlichen beim BVB, doch viele Fans und auch der eine oder andere so genannte TV-Experte glauben Bürki nicht auf Augenhöhe mit der Crème de la Crème der europäischen Ballfänger. "Ginge es nach manchen Leuten, hätte es beim BVB schon dreimal einen Torwartwechsel geben müssen. Ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch und setze mich mit meinen Fehlern intensiv auseinander. Aber was da manchmal steht, ist hanebüchen. Ich nehme es mit Humor. Wichtig ist für mich nur, wie ich intern bewertet werde. Und da spüre ich Vertrauen und Rückendeckung", so Bürki in der WAZ.
Trotzdem geistern immer wieder Namen wie Timo Horn oder Kevin Trapp als potenzielle Bürki-Nachfolger durch die Presse - den lässt das, angeblich, kalt. "Ich habe immer jemanden beim BVB, der auf mich zukommt und direkt sagt: 'Das ist völliger Quatsch, du musst das nicht glauben!' Ich bin schon so weit, dass ich es schaffe, diese Gerüchte, die zum Fußball einfach dazugehören, auszublenden und nicht an mich heran zu lassen."
Bestes Mittel gegen, mehr oder weniger, unberechtigte Kritiken sind starke Auftritte in den wirklich wichtigen Spielen - und dazu hat Bürki in den nächsten Wochen mehr als genug Gelegenheiten. Nach dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen Leipzig warten in der Königsklasse die zwei Pflichtaufgaben gegen APOEL, dann kommen die Bayern nach Dortmund und schließlich steht das wohl alles entscheidende Rückspiel gegen Tottenham auf dem Programm.
"Ich weiß, was ich kann, ich weiß, was wir leisten können", gibt sich der 7-fache Schweizer Nationaltorhüter selbstbewusst. "Im Moment läuft das sehr gut, wie in der Bundesliga zu sehen ist. Wir bringen immer unsere Leistung und gewinnen auch mal ein Spiel über Mentalität. Dass wir das können, ist ein großer Fortschritt gegenüber dem vergangenen Jahr."
Bürki macht auch keinen Hehl daraus, dass er über seinen 2019 auslaufenden Vertrag hinaus gerne noch das eine oder andere Jahr in Dortmund bleiben würde. "Es gibt Gespräche, natürlich. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen, als hier zu spielen, weil der Klub auf der ganzen Welt bekannt ist, weil er gegen die Besten in der Champions League antritt."