Ausgekontert: Bayerns Taktik geht nach hinten los
Mittwoch, 27. September 2017
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Bayern-Trainer Carlo Ancelotti will im Spiel bei Paris Saint-Germain das Zentrum im Mittelfeld stärken. Sein Team aber kann das Übergewicht nicht in Tore ummünzen - und wird gnadenlos ausgekontert.
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Bayerns Trainer Carlo Ancelotti wusste wohl schon, was auf ihn zukommen würde. Auf die Frage nach der Aufstellung seiner Mannschaft am zweiten Spieltag der UEFA Champions League bei Paris Saint-Germain schien sich der Italiener bestens vorbereitet zu haben. "Ich denke nicht, dass die Aufstellung zu riskant war. Der Gedanke war, dass wir im Zentrum die Kontrolle über das Spiel gewinnen", sagte er. "Für mich war es die beste Aufstellung."
Auch nach der bitteren 0:3-Niederlage durch die Tore von Dani Alves, Edinson Cavani und Neymar klang Ancelotti überzeugt davon, vor Beginn die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Zweifel daran sind dennoch angebracht. Ohne die beiden Bankdrücker Arjen Robben und Franck Ribéry fehlten dem deutschen Meister nicht nur sämtliche Optionen, im Angriffsspiel über die Flügel Druck auszuüben. Mit dem Verzicht auf Weltmeister Mats Hummels geriet auch die Defensiv-Statik in beängstigende Schieflage.
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Niklas Süle bemühte sich zwar um Ordnung, wirkte allerdings zumindest bei zwei Gegentoren überfordert. Nicht nur in der Defensive aber war Hummels Fehlen deutlich spürbar, auch in der Vorwärtsbewegung hätte den Bayern bei dieser aufgeheizten Atmosphäre im Parc des Princes die ruhige, geradlinige Spielweise des Nationalspielers gut getan.
"Wir wussten, dass Paris eine super Mannschaft hat, aber wir dürfen nicht so früh ein Tor bekommen. Das war natürlich fatal", sagte Süle über den frühen Rückstand. Auch seine Teamkollegen führten den Fehlstart als Hauptgrund für die Niederlage an. Dabei hätten die Bayern danach noch genügend Zeit gehabt, das Spiel in eine andere Richtung zu lenken.
Das eigentliche Problem war, dass sie sich auch nach dem frühen Rückstand zu viele Ballverluste leisteten und somit immer wieder in die kreuzgefährlichen Konter der Gastgeber gerieten. Bei allem Offensivdrang war das komplette Mittelfeld nicht in der Lage, auf diese Gegenangriffe zu reagieren. Das Umschaltspiel von Angriff auf Abwehr war praktisch nicht vorhanden, so dass auch die Verteidiger am Ende der Übermacht der auf sie zu rollenden Angriffe wenig entgegensetzen konnten. "Das ist natürlich fatal, wenn du solchen Spielern Raum zum Kontern gibst", analysierte Joshua Kimmich später treffend.
Nach dem verspielten Sieg in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg ist die hohe Niederlage bei Paris Saint-Germain ein weiteres Zeichen dafür, dass das Team unter Trainer Ancelotti noch immer auf der Suche nach der eigenen Identität ist. "Letztlich werde ich dafür kritisiert, aber das ist okay", nahm er die Kritik an seiner Taktik gewohnt stoisch zur Kenntnis. Seine Politik der ruhigen Hand will Ancelotti weiterhin durchziehen.