Stunde der Wahrheit für Sven Ulreich

Die schlimmsten Befürchtungen in Sachen Manuel Neuer haben sich bewahrheitet. Der Nationaltorhüter musste wegen eines erneuten Haarrisses im linken Fuß operiert werden und wird dem FC Bayern mehrere Monate fehlen. Während im DFB-Team Marc-André ter Stegen als Ersatzmann gesetzt sein dürfte, kommt diese Rolle bei den Münchnern Sven Ulreich zu, der seit seiner Verpflichtung im Jahr 2015 ganze sieben Ligaspiele absolviert hat …

Fast im Stile von Manuel Neuer: Ulreich pariert einen Dortmunder Elfmeter©Getty Images

Ulreichs Sternstunde im Bayern-Trikot war zweifellos das Duell um den deutschen Supercup gegen Dortmund, als er den Bayern vor einigen Wochen mit zwei gehaltenen Elfmetern zum Titelgewinn verhalf. In der Presse erhielt er damals das Etikett "Held auf Zeit".

Jetzt könnte der 29-Jährige ein "Held für längere Zeit" werden. Der ehemalige Stuttgarter, dessen Vertrag in München noch ein Jahr läuft, kokettierte angeblich im Laufe der letzten Saison mit einem Wechsel auf die Insel, absolvierte aber vor der Saison 2017/18 eine starke Vorbereitung und zeigte auch am ersten Bundesliga-Spieltag beim 3:1 gegen Bayer Leverkusen eindrucksvoll seine Qualitäten.

"Natürlich freut es einen, wenn man die Spiele macht und sie erfolgreich gestaltet - vor allem wenn man so lange nicht gespielt hat", erklärte Ulreich anschließend im kicker. "Aber ich wusste von Anfang an, dass Manu irgendwann zurückkommt."

Jetzt sieht es aber so aus, als ob Ulreich mehrere Monate die Nummer 1 zwischen den Pfosten sein wird, für ihn eine Überraschung, aber kein Schock. "Ich hatte nie Zweifel, dass ich die Qualität habe, über einen längeren Zeitraum bei Bayern zu spielen", erklärte er jüngst in der TZ, wohl wissend, dass er gerade in den wichtigen Spielen wie demnächst gegen PSG in gewaltige Fußstapfen treten muss.

Ulreich dürfte künftig öfter im Rampenlicht stehen©Getty Images

"Kopieren kann man Manu nicht, er ist in einer anderen Liga als alle anderen Torhüter. Er verkörpert das Torwartspiel wie kein anderer. Er hat seine eigene Philosophie, sein eigenes Training, man staunt einfach über ihn. Manchmal weiß ich auch nicht, wie der manche Dinge macht. Und das ist viel Talent in einer guten Mischung aus Fleiß und Akribie."

Doch Fleiß und Akribie hat auch Ulreich, der über 170 Mal für den VfB Stuttgart in der Bundesliga spielte, seit seinem Wechsel an die Isar ausgezeichnet. An seinen Defiziten in der Ballbehandlung hat er systematisch gearbeitet, er selbst glaubt, "dass ich schon ein Stück weit ein anderer Torwart bin, weil auch das Mitspielen hier mehr gefordert wird als noch beim VfB Stuttgart."

Manuel Neuer und Sven Ulreich©Getty Images

Dennoch weiß Ulreich auch, dass er den weltbesten Torhüter der letzten Jahre in mancherlei Hinsicht nicht erreichen wird: "Das Antizipieren von ihm hätte ich gerne. Er ist so gedankenschnell, weiß schon vor dem Schuss, wo der Ball hinfliegt. Das ist Wahnsinn, das kann man nicht lernen. Darum beneide ich ihn."