Vor 15 Jahren: Zidanes Traumtor gegen Leverkusen
Montag, 15. Mai 2017
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Treffer des Jahrzehnts oder "ein dummes Tor aus dem Nichts" - es gibt viele Beschreibungen für den 2:1-Siegtreffer von Zinédine Zidane im Finale 2002.
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Eduardo Galeano ist ein Journalist aus Uruguay, der einst folgenden Satz über Fußball schrieb: "Die Schönheit des Spiels offenbart sich, wenn Fans zu einer traurigen Erkenntnis kommen, dass ihre ungeborenen Enkelkinder einige Spieler nie live in Aktion sehen werden."
Vier Jahrzehnte lang gehörte der 7:3-Finalsieg von Real Madrid gegen Eintracht Frankfurt im Hampden Park 1960 zu den immer wiederkehrenden Themen an Glasgower Fußball-Stammtischen. Dann kann Zinédine Zidane und sorgte mit einem Volley-Meisterwerk für neuen Gesprächsstoff.
Beim Finale 2002 zwischen Real und Bayer stand es kurz vor der Pause 1:1, als eine Flanke von Roberto Carlos eigentlich relativ harmlos Richtung Strafraumgrenze segelte. Zidane nahm sich eine halbe Sekunde Zeit, um die Flugbahn genau zu analysieren, richtete seinen Körper für die risikoreichste Variante eines Abschlusses ein und holte mit seinem vermeintlich schwächeren linken Fuß aus. Er traf den Ball perfekt. Torwart Hans-Jörg Butt hatte keine Chance - die Kugel zischte in den Winkel.
Es war ein heftiger Nackenschlag für Bayer, doch die Mannschaft von Klaus Toppmöller kam wild entschlossen aus der Pause und war über weite Strecken die bessere Mannschaft. Das Schicksal der Werkself ist bekannt: Nach enttäuschenden Ausgängen in der Bundesliga (Stichwort: "Vizekusen") und einem verlorenen Pokalfinale blieb auch im größten Europapokalspiel der Vereinsgeschichte nur der zweite Platz.
Dabei hatte es bis tief in die Nachspielzeit noch zahlreiche Hochkaräter für Leverkusen gegeben. Real-Keeper Iker Casillas, der für den verletzten César Sánchez zum Zuge kam, rettete den Königlichen mit drei spektakulären Paraden den Titel. "Es tut unheimlich weh, jetzt mit leeren Händen da zustehen", so Toppmöller. "Wir hätten im Training endlose Pläne anstellen können, aber dann passiert etwas, mit dem Du einfach nicht rechnen kannst. Diese dumme Tor aus dem Nichts."
Das passierte anschließend
• Sechs Wochen später feierten Lúcio und Roberto Carlos mit Brasilien den Triumph bei der FIFA-Weltmeisterschaft. Im Finale setzten sie sich gegen Deutschland mit Leverkusens Bernd Schneider, Oliver Neuville und Carsten Ramelow durch. Michael Ballack fehlte im Finale gesperrt.
• Ballack und Zé Roberto wechselten in diesem Sommer zum FC Bayern und Leverkusen konnte in der Saison 2002/03 nur mit Mühe den Abstieg verhindern. Toppmöller sein Nachfolger Thomas Hörster wurden in dieser Spielzeit beide entlassen.
• Die Königlichen scheiterten bei ihrem Ziel, den Titel im darauf folgenden Jahr zu verteidigen, im Halbfinale an Juventus. Bis zum Ende des Jahrzehnts kam man nie mehr über das Achtelfinale hinaus.
• Allerdings wurde Real in der Saison 2002/03 Meister. Am Ende lag man aber nur knapp mit zwei Punkten vor Real Sociedad.
• Es folgten viele mittelgroße Krisen bei Real, nachdem Vicente del Bosque im Juni 2003 den Verein verließ. In den folgenden sieben Spielzeiten gab es neun unterschiedliche Trainer, darunter Fabio Capello, Bernd Schuster und Carlos Queiroz.