Cool bis in die Haarspitzen
Dienstag, 11. April 2017
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Toni Kroos trifft im Viertelfinale der UEFA Champions League mit Real Madrid auf seinen Ex-Klub Bayern München. Doch aus der Ruhe bringen lässt er sich davon auch im Gespräch mit UEFA.com nicht.
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Toni Kroos weiß mit Druck umzugehen. In seiner gesamten Karriere hat er bei Titelkandidaten gespielt. Zunächst beim FC Bayern, zwischenzeitlich in Leverkusen und seit 2014 bei Real Madrid. Seit Jahren gehört der Weltmeister ohne Zweifel zu den besten Mittelfeldstrategen der Welt.
Der 27-Jährige strahlt vor dem Aufeinandertreffen mit Bayern München in der UEFA Champions League nordische Gelassenheit aus. "Wir sind ja jetzt auch kein halbes Jahr erst im Geschäft, sondern schon bisschen länger dabei und natürlich freuen sich alle auf diese Spiele - ich, wie auch die Jungs aus München", analysiert er den Viertelfinal-Kracher in seiner gewohnt trockenen Art. "Manchmal wird ja auch drum herum ein bisschen mehr daraus gemacht, als es ist. Es werden hoffentlich zwei tolle Spiele, zwei wichtige Spiele."
Seit seinem Wechsel in die spanische Hauptstadt wurde es für Kroos immer schwieriger, seinen Ex-Verein zu beobachten. "Natürlich guckt man nach wie vor mit einem Auge drauf, auch wenn es schwerer wird, weil wir natürlich auch hier viele Spiele haben und ich auch privat sehr viel um die Ohren habe."
Bei Real hat Kroos den nächsten Schritt in seiner Karriere gemacht, eine neue Herausforderung angenommen und sie bravourös gemeistert. Auch als Spieler hat er sich weiterentwickelt, ist noch kompletter, noch effektiver geworden. "Hier muss man auf dem Platz, aber auch drum herum zurechtkommen. Und das hat einfach gut geklappt", so der 76-fache Nationalspieler. Er schreibt Teile dieses Erfolgs auch Trainer Zinédine Zidane zu: "Zu der Zeit, als er übernommen hat, war der Verein, oder wir als Mannschaft, in keiner so guten Lage und er hat es wirklich gut hinbekommen, einfach wieder eine ganz grundsätzliche, positive Stimmung hier reinzubringen."
Unterschiede sieht er bei seinen Vereinen kaum. "Im Endeffekt ist der Druck relativ gleich", so Kroos zu der Erwartungshaltung in Madrid und München, "bei Bayern hast du genauso den Druck, quasi jedes Spiel gewinnen zu müssen, am besten jeden Titel zu holen und das ist hier genauso. Nur wenn es dann mal nicht funktioniert, weil eben andere Mannschaften auch nicht so schlecht sind, dann ist die Unruhe hier nochmal größer."
Doch mit seiner Mentalität lässt Kroos diesen Druck einfach an sich abprallen. "Meine Einstellung passt eigentlich ganz gut zu dem Verein, weil ich alles gewinnen will. Das ist aber eher ein Wollen, weniger ein sich unter Druck setzen", meint der gebürtige Greifswalder dazu. Dem "selbstverständlichen" Erfolgsdruck setzt er eine natürliche Ruhe entgegen – wohl auch deshalb ist er einer der weltbesten Spielmacher.
Im Viertelfinale gegen die Bayern wird Kroos, der in dieser Saison mehr denn je als Vorlagengeber brilliert, wieder von immenser Bedeutung für Real sein. Juckt es da nicht wenigstens ein bisschen? "Es ist schon ein besonderes Spiel, aber bei mir ist nicht mehr als Vorfreude da", sagt er mit einem Grinsen.
Begriffe wie Aufregung oder Nervosität scheinen im Wortschatz von Toni Kroos nicht vorzukommen. Ideale Voraussetzungen für ein emotionsgeladenes Duell zweier Erzrivalen, für die nichts anderes als der Titelgewinn zählt.