Falcao im Interview: Atlético-Sprungbrett und Monaco-Oase
Sonntag, 12. März 2017
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In der Fortsetzung dieses zweiteiligen Interviews plaudert Radamel Falcao über seine Zeit bei Atlético Madrid und erklärt, warum er in Monaco wieder zur Topform fand.
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Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews redet Radamel Falcao über seine Zeit bei Atlético Madrid und Monaco. Vor dem Rückspiel gegen Manchester City beschreibt er seinen Traum, seine junge Mannschaft als Kapitän in das Finale von Cardiff zu führen.
Themen des Interviews
2011: Nach dem Gewinn des portugiesischen Doubles und der UEFA Europa League mit Porto wechselt er zu Atlético und trifft dabei auf seinen alten Trainer von River Plate, Diego Simeone.
2012: Gewinnt zum zweiten Mal in Folge die UEFA Europa League und wird dabei Torschützenkönig, gewinnt zudem den UEFA-Superpokal: wird in beiden Partien zum besten Spieler ernannt.
2013: Kehrt durch den Wechsel nach Monaco an die Stätte seines Triumphes im UEFA-Superpokal zurück.
2016: Wird an Manchester United und Chelsea ausgeliehen und kehrt schließlich zu Monaco zurück. Trainer Leonardo Jardim macht ihn zum Kapitän und Falcao kehrt zur alten Form zurück.
2017: Traum vom Gewinn der UEFA Champions League.
UEFA.com: Nachdem Sie mit Porto das Tripel gewonnen hatten, wechselten Sie zu Atlético Madrid, wo ja schon mehrere Kolumbianer ihr Glück finden konnten. Hat Sie die spanische Liga schon immer gereizt?
Radamel Falcao: Ja, allerdings. Die Liga und Atlético Madrid, die meiner Meinung nach die besten Fans in ganz Spanien haben, waren immer Teil meines Traums, aber es war auch eine große Herausforderung. Wir spielten in der Saison in der Europa League und eines unserer Hauptziele war es, diese Trophäe zu gewinnen. Als wir durch die verschiedenen Phasen des Turniers schritten, wurde dieser Traum immer greifbarer.
Ich hatte die Trophäe bereits im Jahr zuvor gewonnen und konnte es gar nicht abwarten, es noch einmal zu schaffen. Letztendlich schafften wir es, zu gewinnen und ich wurde zum zweiten Mal in Folge Toschützenkönig in diesem Wettbewerb, mit zwei erzielten Toren im Finale. Ehrlich gesagt habe ich mich darüber noch mehr gefreut. Im Jahr zuvor wollte ich einfach nur, dass es endlich vorbei ist, sonst nichts.
Ich wollte einfach nur gewinnen. Ich spielte in diesem Finale sehr schlecht, doch im Jahr darauf, mit Atlético Madrid, waren europäische Finals keine Neuheit mehr für mich, deshalb spielte ich deutlich besser. Ich konnte das Spiel genießen und ich denke, dass das die wichtigste Lektion war, die ich aus dem Finale von Bukarest mitnehmen konnte.
UEFA.com: Vielleicht mag das Wort "Schicksal" nicht passend sein, doch damals wurde Diego 'El Cholo' Simeone gerade zum Trainer ernannt. Wie es ist, unter Simeone zu arbeiten? Können Sie beschrieben, wie er tickt?
Falcao: Ich hatte bei River Plate bereits die Möglichkeit, mit Simeone zu arbeiten und wir gewannen damas die Meisterschaft. Als ich hörte, dass er kurz davor stand, bei Atlético zu unterschreiben, begann ich daran zu glauben und war überzeugt davon, dass er der richtige Mensch am richtigen Ort ist. Er ging mit seinem fokussierten Denkansatz und seiner Angewohnheit, hart zu arbeiten und immer sein Bestes zu geben, dort hin.
Er versucht immer, aus seinen Spielern alles herauszuholen und letztendlich schaffte er es, jeden besser zu machen, die Europa League zu gewinnen und unseren Anspruch in der Liga anzuheben.
UEFA.com: Ihr vielleicht bestes Spiel haben Sie im UEFA-Superpokal 2012 in Monaco gegen Chelsea bestritten. Damals sah sich Monacos Eigentümer das Spiel an und sagte plötzlich: "Ich werden diesen Kerl verpflichten!" Wussten Sie das? Wie hat es sich angefühlt, in einem solch wichtigen Spiel, wie dem Superpokal, gegen Chelsea so dominant zu sein?
Falcao: Atlético Madrid hat damals unglaublich gespielt. Wir haben in der ersten Hälfte drei Tore erzielt, außerdem haben wir den Pfosten getroffen und Petr Čech hat eine herausragende Parade gezeigt. Das lag an der hervorragenden Leistung der gesamten Mannschaft. Wir hatten uns sehr gut vorbereitet und studierten ihren Spielstil sehr genau.
Wir haben sie komplett überrumpelt. Es war ziemlich überraschend, da sie gerade erst die Champions League gewonnen hatten, aber im Fußball können solche Dinge passieren. Das war die glücklichste und fröhlichste Nacht der Vereinsgeschichte. Es war die letzte europäische Trophäe, die Atlético gewonnen hat. Die Nacht war unvergesslich.
UEFA.com: Woher holen Sie sich Ihre Motivation, immer mehr zu leisten, und das jeden Tag?
Falcao: Ich denke, es geht um die Möglichkeit Rekorde zu brechen, entweder welche, die von anderen aufgestellt wurden, oder meine eigenen. Ich glaube, das ist es, was mich antreibt, immer das Meiste aus mir rauszuholen und hohe Ansprüche an mich selbst zu stellen.
Manchmal kann sich das negativ auswirken, da es mir immer alles abverlangt und ich mir keine Tatkraft aufsparen kann, doch ich denke, dass das der einzige Weg ist, um zu wachsen und immer etwas besser zu sein, als man es in der Vergangenheit war.
UEFA.com: Sie wurden zu Monacos Kapitän ernannt, was etwas besonderes in jeder Karriere bedeutet. Wie geht es Ihnen damit? Verschwenden Sie viele Gedanken an Ihr Kapitänsamt? Und was lernen Sie daraus, ein Anführer bei einem solch großartigen Team zu sein?
Falcao: Es ist ein Privileg, Kapitän dieses Klubs zu sein. Es ist eine Ehre diese Truppe aus immens talentierten Spielern anführen zu dürfen, viele davon werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle einnehmen, meines Erachtens gibt es hier zukünftige Weltklassespieler.
Ich genieße es und versuche, die Verantwortung anzunehmen. Wenn es soweit ist, verlasse ich mich auf meine Erfahrung, um unseren Zielen näher zu kommen und den einzelnen Spielern zu helfen, falls sie Hilfe benötigen. Das ist der Kern des Ganzen: Ich versuche, meine Erfahrungen aus der Fußballwelt weiterzugeben.
UEFA.com: Monaco ist ein Verein voller junger Talente, die vor Kreativität und Energie geradezu strotzen. Können Sie die Atmosphäre im Klub beschreiben?
Falcao: Der Großteil der Mannschaft ist sehr jung und diese Jungs sind extrem talentiert. Sie verfügen über eine herausragende Technik und sie haben das Zeug dazu, den Unterschied auszumachen. Sie sind klasse im Eins-gegen-eins, schnell, kraftvoll und ich denke, sie können zu Weltstars werden, doch das hängt auch von ihrer individuellen Mentalität ab.
In der Mannschaft herrscht eine fantastische Atmosphäre. Es sind sehr ehrgeizige Spieler mit einer guten Denkweise. Wenn man gute Resultate einfährt, macht es die Arbeit deutlich leichter, also haben wir täglich Spaß zusammen und genießen diese Saison.
UEFA.com: Was ist mit Leonardo Jardim? Welchen Teil trägt er zu dem Erfolg bei?
Falcao: Er ist ein sehr intelligenter Trainer, der das Spiel sehr gut lesen kann. Gleiches gilt in Bezug auf die Spieler und auf seine Gabe, zu erkennen, was sie brauchen.
Diese Fähigkeiten erleichtern es ihm sehr, die Mannschaft zu führen. Er hat erkannt, dass ihm einige sehr junge Spieler zur Verfügung stehen, die in Sachen Fußball noch reifer werden müssen und er ist geduldig und entspannt genug, um es Ihnen beizubringen, das ist das Allerwichtigste.
Ich glaube, das ist ein entscheidender Faktor für die Leistung der Mannschaft und einer der Gründe, warum wir in der Liga so gut dastehen.
UEFA.com: Jeder wahre Fußballliebhaber muss begeistert sein, dass Sie den Motor wieder angeworfen haben und Tore schießen. Aber wieso genau schießen Sie gerade jetzt so viele Tore?
Falcao: Ich darf diese Saison regelmäßig spielen und bin sehr konstant. Der Verein hat sein komplettes Vertrauen in mich gesteckt und das Trainerteam und die Mannschaft haben mir ein gutes, wichtiges Gefühl vermittelt.
Ich denke, es geht rein um das Selbstvertrauen und regelmäßig zu spielen. Der Rest passiert von alleine; ein Fußballer vergisst nie, wie man Fußball spielt und ich bin überzeugt, dass ich vor allem Einsatzzeit gebraucht habe. Letztendlich vergisst niemand, wie man Tore schießt.
UEFA.com: Träumen Sie davon, in Cardiff die UEFA Champions League zu gewinnen? Ruft dieser Pokal nach Ihnen, nachdem Sie schon so viel in Ihrer Karriere erreicht haben?
Falcao: Ja, natürlich träume ich davon. Wenn ich aufhören würde zu träumen, glaube ich nicht, dass ich hier wäre, dann wäre ich woanders. Ich habe immer noch jeden Tag dieselben Träume.