Gerrard und Liverpools Helden von Istanbul
Donnerstag, 24. November 2016
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Steven Gerrard hat seine Karriere beendet, aus diesem Anlass blicken wir zurück auf das Champions-League-Finale 2005 und schauen, was aus Liverpools Helden von damals geworden ist.
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Als es im Endspiel der UEFA Champions League 2005 zur Pause 3:0 für den AC Milan stand, gab kaum noch einer einen Pfifferling auf Liverpool. Doch was dann in Istanbul folgte, war ziemlich bemerkenswert. Die Truppe von Rafael Benítez erzielte im zweiten Durchgang innerhalb von sieben Minuten drei Tore und triumphierte schlussendlich im Elfmeterschießen. Andriy Shevchenko, Schütze des entscheidenden Elfmeters im Endspiel 2003, scheiterte an Jerzy Dudek, der Liverpool den berühmten Sieg bescherte.
1: Jamie Carragher
Der in Bootle geborene Carragher, der bis zu seinem Karriereende 2013 bei nur einem Klub spielte, bestritt über 700 Partien für die Reds, seit er dort 1997 gegen Middlesbrough FC debütierte. Neben dem Triumph in Istanbul gewann er zweimal den FA Cup, dreimal den Ligapokal, den UEFA-Pokal und zweimal den UEFA-Superpokal. 38-mal spielte er für die englische Nationalmannschaft, 2010 wurde er nach seinem Rücktritt von Nationaltrainer Fabio Capello wieder für die Three Lions aktiviert, um bei der FIFA-WM 2010 zu spielen. Seit dem Karriereende arbeitet er als TV-Experte und Kolumnist.
2: Xabi Alonso
Seinen Namen machte er sich zunächst bei Real Sociedad de Fútbol, doch bei Liverpool verbesserte er sich noch weiter, sodass er einer der Schlüsselspieler beim Triumph in Istanbul wurde. Anschließend verbrachte er noch eine weitere Saison an der Anfield Road, um dann zu Real Madrid zu wechseln, wo er einmal die Meisterschaft, zweimal die Copa del Rey sowie die UEFA Champions League gewann. Zudem wurde er mit Spanien zweimal Europameister und einmal Weltmeister. Im Sommer wechselte er zum FC Bayern München, mit dem er bislang zweimal deutscher Meister wurde.
3: Steven Gerrard
Sein Name ist untrennbar mit Liverpool verbunden, und vor allem mit dem Endspiel 2005. Der ehemalige Kapitän der englischen Nationalmannschaft spielte 16 Jahre bei den Reds und wechselte danach in die USA. Im Endspiel wurde er zum Spieler des Spiels; mit seinem Kopfballtor hatte er zur Wende beigetragen. Schon in der Gruppenphase sorgte er für den Unterschied, als er am 6. Spieltag einen späten Treffer erzielte, aufgrund dessen Liverpool wegen des direkten Vergleichs gegenüber Olympiacos in die nächste Runde einzog. Beim Erfolg im FA Cup im folgenden Jahr schoss er zwei Tore, insgesamt gewann er mit Liverpool bis auf die Meisterschaft alle möglichen Titel. Dreimal wurde er mit seinem Klub Vizemeister.
4: Jerzy Dudek
Zum Helden wurde er durch seine beiden Rettungstaten in den letzten Momenten gegen Andriy Shevchenko, und dann im Elfmeterschießen, als er gegen Andrea Pirlo und abermals gegen Shevchenko die Oberhand behielt. Aber die größten Augenblicke des polnischen Nationalkeepers sollten auch seine nahezu letzten im Trikot von Liverpool sein, denn in der folgenden Saison verlor er seinen Platz an Pepe Reina, ehemaliger Schlussmann von Feyenoord. 2007 wechselt er zu Real Madrid, wo er in seinen vier Jahren im Santiago Bernabéu einige wenige Male als Ersatz für Iker Casillas zum Einsatz kam. Der 60-fache Nationalspieler war Botschafter für das Finale der UEFA Europa League 2014/15 in Warschau.
5: Igor Bišćan
Der vielseitige Bišćan konnte auf mehreren Positionen in Abwehr und Angriff spielen, auch wenn er an der Anfield Road nicht immer besonders populär war. In Istanbul kam er nicht zum Einsatz, im Sommer 2005 wechselte er zu Panathinaikos. Bei Dinamo Zagreb in seiner Heimatstadt ließ er anschließend seine Karriere ausklingen, seit diesem Jahr ist er Trainer von Rudeš.
6: Djimi Traoré
Die Reds waren der erst zweite Klub des Nationalspielers Malis, insgesamt sollten es zehn Vereine werden. 1999 kam er zu den Merseysidern, doch erst Trainer Rafael Benitez Trainer machte ihn zum Stammspieler. Im Endspiel rettete er einmal gegen Shevchenko und ermöglichte so erst das Elfmeterschießen. Doch in der kommenden Saison verglühte sein Stern in Liverpool. Engagements bei Charlton Athletic, Portsmouth und Birmingham City folgten, ehe es ihn nach Frankreich zog, wo er für den AS Monaco und für Olympique Marseille spielte. Sein Wechsel in die USA führte ihn zu den Seattle Sounders, im November 2014 erfolgte der Rücktritt. Mittlerweile ist er Co-Trainer.
7: Luis García
Der Schütze des einzigen Tores in den beiden Halbfinalspielen gegen Chelsea bestritt im Endspiel die kompletten 120 Minuten. Nachdem er aus Barcelona gekommen war, kehrte er aus Liverpool zurück nach Spanien, um für Atlético Madrid zu kicken. Nach zwei Jahren mit den Rojiblancos, in denen keine Titel gewonnen wurden, unterschrieb er bei Real Racing Club Santander. Anschließend spielte er in Griechenland, Mexiko, Indien und Australien.
8: John Arne Riise
Der norwegische Rekordnationalspieler (110 Einsätze) kam 2001 vom AS Monaco, weil er unter anderem wegen seines gefährlichen linken Fußes aufgefallen war. Im Finale verschoss er als einziger Liverpooler seinen Elfmeter, aber dennoch blieb er bis zu seinem Wechsel 2008 zum AS Roma fester Bestandteil der Mannschaft. Auch in seinen drei Jahren in Italien war er Stammspieler; 2010 fehlten zwei Punkte zum Gewinn des Scudetto. Er kehrte nach England zurück, stieg aber mit Fulham ab, um anschließend nach Zypern zu wechseln, wo der 34-Jährige mit APOEL Meister wurde. Derzeit spielt er in Indien.
9: Harry Kewell
Überraschend stand er in der Startelf von Istanbul, wo der Australier allerdings nur 23 Minuten agierte, ehe er wegen einer Verletzung vom Platz musste. Der gefragte Stürmer kam von Leeds United, wo er vier Jahre zuvor ins Halbfinale der UEFA Champions League eingezogen war. Doch an der Anfield Road lief es verletzungsbedingt nicht wie gewünscht. 2008 wechselte er zu Galatasaray und verbrachte dort drei erfolgreiche Saison, ehe es ihn wieder nach Australien zog. Dort spielte er für Melbourne Victory und Melbourne Heart, zwischendurch schnürte er kurz in Katar bei Al-Gharafa SC seine Stiefel, ehe er im März 2014 zurücktrat.
10: Milan Baroš
85 Minuten stürmte er im Endspiel, es waren seine letzten großen Augenblicke für die Reds, denn in der folgenden Saison wurde er nur zweimal eingewechselt, ehe er zu Aston Villa und anschließend zu Olympique Lyonnais wechselte, wo er 2006/07 die Ligue 1 gewann. Er kehrte nach England zurück und holte mit Portsmouth den FA Cup, um anschließend vier Jahre bei Galatasaray zu spielen. 2013 gab es eine emotionale Heimkehr zu seinem ehemaligen Verein Baník Ostrava. Der Torschützenkönig der UEFA EURO 2004 spielte für sechs Monate in der Türkei bei Antalyaspor, um 2014 nach Ostrava zurückzukehren. Nach einem Jahr bei Mladá Boleslav ist er nun bei Slovan Liberec.
11: Dietmar Hamann
Von vielen wird er als der Mann bezeichnet, der die Wende im Finale einleitete, als er in der zweiten Hälfte für Steve Finnan kam. Im Elfmeterschießen schoss er den ersten Elfmeter und brachte sein Team damit in Front. Nach einer weiteren Saison in Liverpool spielte er bei Manchester City und MK Dons. In seiner erfolgreichen Karriere holte er mit den Bayern zwei deutsche Meisterschaften sowie den UEFA-Pokal, außerdem absolvierte er 59 Länderspiele für Deutschland. Nach seiner Karriere versuchte er sich als Trainer. Gegenwärtig arbeitet er als Kolumnist und TV-Experte in Deutschland, Großbritannien und Irland.
12: Vladimír Šmicer
Es war das letzte Spiel des Tschechen für die Reds, und zugleich sein denkwürdigstes. Mitte der ersten Hälfte kam er für Kewell von der Bank, er erzielte das zweite Tor von Liverpool und verwandelte den letzten Elfmeter. Der 80-fache tschechische Nationalspieler wechselte anschließend zu Girondins Bordeaux, wo er 1998 mit Lens die Meisterschaft gewonnen hatte. Heute ist er im Vorstand von Slavia.
13: Steve Finnan
Der 52-fache Nationalspieler der Republik Irland begann seine Karriere außerhalb des Ligenfußballs, ehe der Außenverteidiger bei Fulham richtig durchstartete. Dort bestritt er über 200 Spiele und stieg zweimal auf, um 2003 an die Anfield Road zu wechseln. Auf dem Weg ins Finale 2005 bestritt er jedes Spiel, wurde dort aber erst zur Halbzeit eingewechselt, als seine Mannschaft bereits mit 0:3 zurücklag. Im kommenden Jahr gewann er den FA Cup, ehe er zu RCD Espanyol wechselte und schließlich seine Karriere bei Portsmouth FC beendete. Mit seinem letzten Verein schaffte er es 2010 noch einmal ins FA Cup-Endspiel, in dem es eine Niederlage gegen Chelsea gab.
Nicht im Bild: Sami Hyypiä
Er war das Herz der Defensive, die auf dem Weg ins Endspiel nur sechs Treffer kassierte. 1999 kam er von Willem II und wurde bald zum Publikumsliebling in Liverpool, wo er ein Jahrzehnt spielte. Er beendete seine Spielerkarriere 2009 bei Bayer 04 Leverkusen, um anschließend im Trainerteam der Werkself zu arbeiten. Gemeinsam mit Sascha Lewandowski führte er die Mannschaft 2012/13 auf Platz drei und damit in die UEFA Champions League, ehe er die alleinige Verantwortung übernahm. 2014 ging er wieder nach England zu Brighton & Hove Albion, wo er aber nur bis zum Dezember blieb, und später nach Zürich.
Nicht im Bild: Djibril Cissé
Er wurde als der nächste große Stürmer der Franzosen gesehen, als er von Auxerre nach Liverpool kam. Aber schon bald zog er sich einen Schienen- und Wadenbeinbruch zu, der ihn fast eine komplette Saison in den Krankenstand zwang. In Istanbul wurde er in der 85. Minute eingewechselt, im Elfmeterschießen verwandelte er seinen Versuch. Im UEFA-Superpokal-Finale war er mit zwei Toren der entscheidende Mann, außerdem war er 2006 beim Triumph im FA Cup erfolgreich. Er spielte in England, Griechenland, Katar und Russland, ehe er 2015 bei Saint-Pierre in Reunion zurücktrat.
Nicht im Bild: Rafael Benítez
Nachdem er Valencia zur ersten Meisterschaft seit 31 Jahren geführt hatte, gewann er mit den Spaniern 2004 den UEFA-Pokal. Und seine erste Saison in Liverpool fand ihren Höhepunkt im Endspiel in Istanbul. Auch 2007 wurde das Finale der UEFA Champions League erreicht, diesmal übte Milan Revanche. 2010 verließ er Liverpool und heuerte bei Inter Mailand an, doch schon im Dezember kam dort das Aus. Dann wurde er als Nachfolger von Roberto Di Matteo zu Chelsea geholt, mit den Blues gewann er 2013 die UEFA Europa League. Im Mai 2013 unterschrieb er bei Napoli, wo er im ersten Anlauf gleich die Coppa Italia eroberte. 2015/16 verbrachte er die erste Saisonhälfte in Madrid, ehe er letzten März zu Newcastle ging. Er ist der einzige Trainer, der die UEFA Champions League, die UEFA Europa League, den UEFA-Superpokal und die FIFA-Klubweltmeisterschaft gewinnen konnte.