Joshua Kimmich: Grenzen neu definieren
Mittwoch, 26. Oktober 2016
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Im Interview mit UEFA.com spricht Joshua Kimmich über seinen kometenhaften Aufstieg, Disziplin und Intuition sowie die Vergleiche mit Bayern-Kapitän Philipp Lahm.
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Auf der Suche nach dem Aufsteiger des Jahres 2016 kommt man nicht an Joshua Kimmich vorbei.
Trotz oder gerade wegen der Schnelllebigkeit im Fußball ist seine Entwicklung beeindruckend. Vor zwölf Monaten kam er beim FC Bayern nur sporadisch zu Kurzeinsätzen, doch mit Beginn der Rückrunde in der Saison 2015/16 avancierte er zu einem der wichtigsten Spieler im Star-Ensemble des Rekordmeisters.
Er glänzte auf verschiedenen Positionen, wurde folgerichtig zum Nationalspieler und überzeugte bei der UEFA EURO 2016. Seit einigen Wochen setzt seine erstaunliche Trefferquote dem Ganzen die Krone auf. Wie kriegt ein 21-Jähriger so eine Konstanz in sein Spiel?
Wer den Karriereweg von Kimmich näher betrachtet, kommt den Gründen für seinen kometenhaften Aufstieg auf die Spur. Schritt für Schritt - über die dritte Liga und die 2. Bundesliga - hat er sich nach oben gearbeitet.
Als ich als A-Jugendlicher zu RB Leipzig in die dritte Liga gewechselt bin, war es wichtig, mich an den Erwachsenenfußball heranzutasten. Es ist dort ein ganz anderer Fußball als in der ersten Liga. Es kommt mehr auf den Kampf, die Bereitschaft und auf den Willen an. Meistens wird leider nicht so viel technischer Fußball gespielt, aber für mich war es extrem wichtig, mich an die Härte zu gewöhnen.
Auch das tägliche Training mit Erwachsenen war ein ganz anderer Fußball für mich. Viel mehr Tempo als in der Jugend. Es war gut, dass ich mich nach der A-Jugend herantasten und von der dritten in die zweite Liga heranwachsen konnte. Mir hat es im Hinblick auf die erste Liga sehr geholfen.
Im Sommer 2015 wechselte er zum FC Bayern und fand in Josep Guardiola einen großen Bewunderer. Seine Wissbegierde, die Einstellung im Training und die Fähigkeit, alles wie ein Schwamm aufzusaugen, waren alles wichtige Faktoren beim nächsten großen Schritt.
Ich wusste ganz zu Beginn, dass ich von der Qualität her sehr viele Stufen unter den anderen Spielern stehe. Deswegen musste ich mich am Anfang zunächst anpassen. Ich habe in jedem Training dazugelernt und tue das auch heute noch. Ich gehe immer raus und versuche, in jedem Training und in jedem Spiel 100 Prozent zu geben.
So ist es auch mit den Mitspielern. Man versucht, sie Dinge zu fragen und sich Tipps zu holen. Da muss man mit offenen Ohren und offenen Augen durchgehen, aber dann muss man es auch umsetzen. Das ist sehr wichtig für mich, um mich weiterzuentwickeln. Ich will immer wieder an meine Grenzen gehen und mich verbessern.
Gesagt, getan. Das nächste Level erreichte er bei der EURO 2016, als er ins Team des Turniers gewählt wurde und Vergleiche mit Philipp Lahm aufkamen.
Natürlich ist so ein Spieler ein Vorbild für mich. Es gibt sehr wenige Spieler auf der Welt, die so eine Konstanz an den Tag gelegt haben. Ich kann mich an keine drei schlechten Spiele von ihm erinnern. Er hat einfach eine brutale Qualität, die sonst sehr wenige haben. Ein Spieler wird auch immer an seinen schlechten Spielen gemessen und bei Philipp gibt es fast gar keine. Das fasziniert mich eigentlich am meisten an ihm. Er ist einfach immer in der Lage, seine beste Leistung zu bringen.
Genau dieses Gefühl vermittelt Kimmich in den letzten Wochen auch. Seine Torquote ist dabei ein netter Nebeneffekt harter Arbeit, die nach Guardiola jetzt auch Carlo Ancelotti zu schätzen weiß.
Meine Vielseitigkeit ist eine Mischung aus Disziplin und Intuition. Ich bin einfach ein Fußballer und freue mich, wenn ich auf dem Platz stehen darf. Mir ist es zwar nicht egal, aber es kommt erst an zweiter Stelle, wo ich eingesetzt werde. Ich spiele auf jeder Position gerne. Ich wäre wohl nicht der perfekte Stürmer. Die Trainer wissen schon, wo sie mich einsetzen können.
Ich versuche, jede Position zu 100 Prozent anzunehmen und auf jeder Position alles rauszuhauen und mein Bestes zu geben. Aber ich versuche auch, auf jeder Position etwas mitzunehmen. Auf jeder Position kommt es auf andere Dinge an und man kann da schon viel lernen, gerade in meinem Alter, wenn man noch jung ist. Ich denke, das trägt dazu bei, dass man ein kompletterer Spieler werden kann.