Emery über Paris, Neuaufbau und Titelträume
Freitag, 9. September 2016
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Ein neues Stammcafé in Paris hat er schon gefunden, an der Mannschaft wird er noch eine Weile feilen: Unai Emery spricht mit UEFA.com seine neue Herausforderung bei PSG.
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Paris Saint-Germain hat sich mit Unai Emery einen Trainer geholt, der die Franzosen endlich zum ersehnten Titel in der UEFA Champions League führen soll.
In den letzten drei Jahren erklomm er mit Sevilla den Thron in der UEFA Europa League, doch eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Paris befindet sich im Umbruch und muss erst einmal die Abgänge von David Luiz, Lucas Digne und Zlatan Ibrahimović verkraften.
Emery, der Grzegorz Krychowiak aus Sevilla mitgebracht hat und mit Jesé einen viel versprechenden Stürmer bekam, spricht mit UEFA.com über den Umbruch in der französischen Hauptstadt.
UEFA.com: Warum haben Sie sich für Paris entschieden?
Unai Emery: Ich habe eine Herausforderung gesucht. Sevilla ist ein großer Verein, aber PSG ist eine riesige Nummer. Hier kann ich aus meiner Komfortzone heraus.
Ich hätte bei Sevilla bleiben und die Mannschaft weiterentwickeln können. Ich hatte dort große Erfolge, aber die Herausforderung liegt darin, diese hier zu bestätigen.
UEFA.com: Wie haben Sie sich in Paris eingelebt?
Emery: Anpassung ist enorm wichtig. Wenn man seinen normalen Alltag mit den einfachsten Dingen geregelt bekommt, dann klappt es mit der Eingewöhnung.
Zum Beispiel sucht man sich ein Café, in dem man sich kurz hinsetzen und entspannen kann. Auch die Haussuche gehört dazu und natürlich das Kennenlernen des Trainingsgeländes. Das ist ein Prozess.
Und dann gibt es da die Arbeit. Man gewöhnt sich an die Spieler, Trainer und Mitarbeiter, aber alles muss schnell gehen, denn die Ergebnisse müssen sofort stimmen. Überstürzen kann man es aber nicht.
Ich bin zufrieden, wie es bisher gelaufen ist. Die Kommunikation und das Miteinander sind sehr positiv. Jetzt geht es darum, die Spieler im Detail kennenzulernen und eine Mannschaft aufzubauen.
UEFA.com: Welche Eindrücke haben Sie denn von der Mannschaft bisher gesammelt?
Emery: Es ist ein Kader, der schon viel gewonnen hat und sich trotz aller Titel weiterentwickeln konnte. Ich bin bei einem Verein, der auch in Zukunft Triumphe feiern und die nächste Stufe erreichen will.
Die Erwartungshaltung ist sehr groß, aber die Spieler können damit leben. Wenn ich nach einem verlorenen Spiel über Druck gefragt werde, dann antworte ich immer, dass ich mich mit Druck nicht beschäftige. Ich beschäftige mich mit Anforderungen.
Keine Frage, es ist nicht einfach. Von mir, den Spielern und dem gesamten Verein ist viel mentale Stärke gefragt.
UEFA.com: Welche fußballerischen Unterschiede gibt es zwischen Spanien und Frankreich?
Emery: Der französische Fußball wird von PSG dominiert. Mir war sofort klar, dass ich die Liga gewinnen muss, aber ich höre nicht auf Leute, die mir sagen wollen, dass die Liga einfach zu gewinnen ist.
Wir haben ja schon erlebt, was passieren kann. Unsere ersten beiden Spiele haben wir gewonnen, haben uns aber schwer getan. Und dann kam die Partie gegen Monaco. Ein starker Gegner, der ein Wort im Titelkampf mitreden kann. Monaco hat eine tolle Leistung abgeliefert und uns geschlagen.
Das ist die Realität und damit beschäftigen wir uns. Die Liga ist unser Kerngeschäft. Wenn es schwierig für uns ist, die Liga zu gewinnen, dann ist das eine gute Sache. So werden wir gezwungen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Davon profitieren wir dann in der Champions League, die für den Verein von hoher Bedeutung ist.
UEFA.com: Sie haben in der Europa League fantastische Jahre hinter sich. Wie groß ist das Bedürfnis, auch in der UEFA Champions League mal ganz oben zu stehen?
Emery: Ich mag es, am hellichten Tag zu träumen. Ich mag es, attraktiven Dingen offen gegenüber zu stehen. Ich sage meinen Spielern immer: Allen voran müsst ihr den Fußball mögen. Darüber hinaus benötigt ihr Leidenschaft für das, was ihr tut. Wenn ihr morgens aufsteht, müsst ihr dankbar dafür sein, dass ihr einer Aktivität nachgeht, die viele Menschen glücklich macht.
Dieser Job kann auch zu Titelgewinnen führen. Ich meine damit nicht individuelle Titel, sondern Triumphe für den Verein. Für Fans ist dies das Höchste der Gefühle. Aber schwer ist es immer, denn es gibt andere Leute da draußen, die ebenfalls nach Erfolg streben.
Also müssen wir hart arbeiten. Aber wenn man seine Arbeit mag und Leidenschaft entwickelt, dann hat man eine Chance, die Siegesformel zu finden. Und den Spaßfaktor bekommt man nicht erst am Ende mit den Titelgewinnen, den hat man bereits auf der Reise dahin. Man muss Träume und Hoffnungen haben, jeden Tag. Man muss Training mögen. Genauso muss man sich darum kümmern, seine eigene körperliche Verfassung zu verbessern und man muss sich mit Gegnern messen wollen.
Man kämpft auch gegen sich selbst und der Wettkampf mit Teamkollegen wird dazu führen, dass diese ebenfalls besser werden. Dann trifft man auf andere Mannschaften und versucht, diese zu schlagen. Wenn man seine Grenzen erreicht und darüber hinaus geht, ist die Genugtuung unbeschreiblich. Davon träume ich.