Im Profil: Udo Lattek
Sonntag, 21. August 2016
Artikel-Zusammenfassung
Obwohl oder gerade weil er nicht ins übliche Schema des autoritären Trainers in Deutschland passte, verdiente sich Udo Lattek viele Meriten. Er verwandelte den FC Bayern und gewann alle drei Europapokale.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
Der Erfolgsnachweis
• Er ist der Bundesliga-Rekordmeister unter den Trainern mit acht Titeln - sechs mit Bayern München (dazu drei Pokalsiege) und zwei mit Borussia Mönchengladbach.
• Als erster Trainer führte er 1973/74 mit den Bayern einen deutschen Klub zum Sieg im Pokal der europäischen Meistervereine.
• Er komplettierte die Sammlung aller drei wichtigen UEFA-Vereinstrophäen mit dem UEFA-Pokal-Sieg mit Mönchengladbach 1978/79 und dem Sieg im Pokal der Pokalsieger 1981/82 mit Barcelona.
- Brian Clough: Der Autokrat
- Johan Cruyff: Der Mann, der den FC Barcelona neu erfand
- Vicente del Bosque: Der Erfolgsgarant von Real und Spanien
- Sir Alex Ferguson: Uniteds Taktikfuchs
- Helenio Herrera: Der König des Catenaccio
- Valeri Lobanovskiy: Der Wissenschaftler
- Rinus Michels: Der Architekt des "Totalen Fußballs"
- José Mourinho: "The Special One"
- Arrigo Sacchi: Meister der italienischen Renaissance
Persönliche Einschätzungen
"Udo konnte ein knallharter Hund sein, meistens aber war er eher der Kumpel. Einmal hat er sogar mit uns Spielern zusammen was getrunken. Er war wie ein 12. Mann."
Sepp Maier, ehemaliger Bayern-Torwart
"Er hat die ganze Kritik auf sich gezogen und damit die Spieler geschützt."
Paul Breitner, ehemaliger Bayern-Spieler
"Sein Name ist eng mit dem Aufstieg der Bayern in den erfolgreichen 1970er Jahren verbunden."
Karl-Heinz Rummenigge, ehemaliger Bayern-Spieler und jetziger Vorstandsvorsitzender
"Er war einer der modernsten Trainer in Europa und prägte den Fußball wie nur wenige Trainer nach ihm. Man kann sich vor seinen Erfolgen nur verneigen."
Joachim Löw, Bundestrainer
"Udo Lattek war ein herausragender Fußball-Trainer und eine großartige Person. Er hat als Coach von Barcelona große Spuren hinterlassen."
Josep Guardiola, ehemaliger Spieler und Trainer von Barcelona, aktuell Trainer von Bayern
Die Karriere
Lattek wurde als Sohn eines Landwirts geboren und war nie ein außergewöhnlich guter Fußballer. Als Trainer aber war er umso erfolgreicher. Latteks Aussage, er habe dem Fußball alles in seinem Leben zu verdanken, ist legendär. Nachdem er bei der FIFA-Weltmeisterschaft 1966 Helmut Schön als Co-Trainer assistierte, übernahm er 1970 die Bayern als Cheftrainer. Danach führte er auch Mönchengladbach und Barcelona zu Erfolgen, obwohl es in Barcelona zum großen Konflikt mit Diego Maradona kam. In seiner zweiten Amtszeit bei den Bayern verlor er 1987 das Finale im Pokal der europäischen Meistervereine. Im Jahr 2000 kehrte er noch einmal für fünf Spiele auf die Trainerbank zurück und rettete Borussia Dortmund vor dem Abstieg.
Die Methode
Lattek arbeitete vor seiner Trainerkarriere als Sportlehrer und verfügte deshalb auch über sehr gute pädagogische Fähigkeiten. Mit seiner offenen und zugänglichen Art stellte er seinerzeit einen Kontrast zu den eher autoritären Kollegen im deutschen Fußball dar. Auch wenn er nie zu den taktischen Vorreitern zählte, konnte er immer das Beste aus seinen Spielern herausholen. Während seine Bayern-Mannschaften vor allem in der Offensive ihre Stärken hatten, war es in Mönchengladbach eher die Defensive. Durch seine Fähigkeit, Talente wie Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Gerd Müller zu fördern, machte er die Bayern zum besten Klub in Deutschland.
Beste Zitate
"Wenn ich auf einem Foto aus einem Trainingslager die Spieler lachen sehe, ist für mich höchst verdächtig. Ich habe nie einen Spieler gesehen, der gelacht hat, nachdem er so lange gelaufen ist, bis er sich übergeben musste."
"Man muss es genießen, mit Leuten zu tun zu haben."
"Was Trainer in Taktikeinheiten sagen und was die Spieler dann auf dem Platz zeigen, unterscheidet sich oft substanziell."
"Ich habe vielen Menschen wehtun müssen, was nicht immer richtig war. Aber ich kann jedem noch in die Augen schauen. Ich teile immer noch gerne aus, aber ich halte es auch aus, wenn etwas zurückkommt."
"Ein Trainer muss immer das letzte Wort haben. Ich habe mir da niemals von anderen reinreden lassen. Jeden, der das versucht hat, habe ich aus der Kabine geschmissen."
"Wenn ich Paul Breitner gesagt hätte, er solle durch eine Wand laufen, hätte er geantwortet: 'Warum? Ich kann doch auch herum laufen.' Ja-Sager habe ich nie gewollt."