UEFA.com funktioniert besser bei anderen Browsern
Um das bestmögliche Erlebnis zu haben, empfehlen wir, Chrome, Firefox oder Microsoft Edge zu verwenden.

Franz Beckenbauer: Die Lichtgestalt

Franz Beckenbauer wird 70 und UEFA.com berichtet über einen Mann, der als Spieler, Trainer und Funktionär seit einem halben Jahrhundert Erfolg an Erfolg reiht.

Franz Beckenbauer 1977 in New York
Franz Beckenbauer 1977 in New York ©Getty Images

Franz Beckenbauer ist und bleibt zu allererst einmal natürlich "Der Kaiser", der Mann, der seit einem halben Jahrhundert an der Spitze des deutschen Fußballs thront (auch ohne Amt), einer der größten Fußballspieler jemals.

Den Spitznamen hat er sich schon recht früh verdient. Als er 1968 mit Bayern München zu einem Freundschaftsspiel nach Wien reiste, so lautet die Legende, wurde der 22-jährige Beckenbauer neben einer Statue des ehemaligen österreichischen Kaisers Franz Joseph I. fotografiert. Das passte perfekt zu jenem Mann, der selbst als langhaariger Jugendlicher Führungsstärke, Eleganz und eine Aura der Berühmtheit ausstrahlte.

1968 hatte er bereits ein FIFA-WM-Endspiel bestritten, den Pokal der Pokalsieger gewonnen und wurde zum ersten von insgesamt vier Mal zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt – dabei war das erst der Anfang. Als er 1983 seine Spielerkarriere beendete, war er fünf Mal Deutscher Meister, vier Mal DFB-Pokal-Sieger, hatte drei Mal den Pokal der europäischen Meistervereine gewonnen und natürlich die WM 19974 sowie die UEFA-Europameisterschaft 1972.

Die meisten seiner Titel holte er bei den Bayern, jenem Verein, der mit seiner Hilfe von der zweiten Adresse in München zu einer der größten in ganz Europa wurde und es noch heute ist. Fast wäre es anders gekommen. Im Alter von 13 Jahren wollte Beckenbauer eigentlich zum damals führenden TSV 1860 München wechseln. In einem Jugendspiel für seinen damaligen Verein SC 1906 München gegen die Sechziger erhielt er aber von seinem Gegenspieler jene berühmte "Watschn", die dazu führte, dass er sich stattdessen lieber den Bayern anschloss. "Das war einfach Schicksal, wir sind aneinandergeraten und danach spielte ich für die Roten anstatt für die Blauen", erinnert sich Beckenbauer.

Im Alter von 18 Jahren feierte er bei den Bayern in der zweiten Liga sein Profidebüt und erzielte aus dem Mittelfeld heraus auch gleich ein Tor. Bald aber sollte er mehr aus der Tiefe, dem Zentrum der Abwehr heraus, agieren. Von dort wurde er zum Spielmacher seiner Mannschaft, der lange Außenristpass sein Markenzeichen – er definierte die Position des Liberos ganz neu.

Der Kaiser 1974 mit dem WM-Pokal
Der Kaiser 1974 mit dem WM-Pokal©Getty Images

Nach einer Saison (und einer weiteren Bundesliga-Meisterschaft) in Hamburg kehrte er kurz nach New York zurück, ehe er 1983 die Schuhe an den Nagel hängte. Was kann da noch folgen? Als Kaiser natürlich nur ein großer Triumph. Innerhalb von drei Jahren hatte er Westdeutschland als "Teamchef" ins WM-Endspiel 1986 gegen Argentinien geführt. Das ging zwar noch verloren, doch in der Neuauflage vier Jahren später in Italien wurde Beckenbauer zum zweiten Mal Weltmeister.

Bis heute ist er einer von nur zwei Männern, die die WM sowohl als Spieler als auch als Trainer gewinnen konnten – 1974 war er sogar Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft. In jener denkwürdigen Nacht von Rom trat er direkt zurück, feierte als Trainer aber noch mit Marseille und Bayern die Meisterschaft sowie den Gewinn des UEFA-Pokals 1996 mit dem FCB.

Es folgte das nächste Kapitel seiner einzigartigen Fußballkarriere – nun als Funktionär. Nach 15 Jahren als Präsident der Bayern stand Beckenbauer an der Spitze von Deutschlands WM-Bewerbung 2006, ehe er Chef des Organisationskomitees wurde. "Meine Rolle ist es, vor Ort zu sein", sagte er und meinte das wörtlich. Mit einem gesponserten Helikopter war Beckenbauer bei 46 der 64 WM-Spiele im Stadion. Der Moment, als ihn die Kamera auf den Zuschauerrängen einfing, gehörte genauso zum Spielablauf dieser WM wie der An- und Abpfiff der Schiedsrichter.

1994 war Beckenbauer als Gast im "aktuellen sportstudio" geladen und durfte einmal mehr auf die Torwand schießen. Doch ein Kaiser schießt nicht einfach profan vom Boden aus wie alle anderen – für ihn wurde der Ball auf ein volles Glas Weizenbier gelegt. Er traf – natürlich – routiniert unten rechts und verschüttete dabei kaum Bier. "Im Fußball gibt es nichts, was dieser Mann nicht kann", haben wir alle gedacht. Und recht gehabt.

Herzlichen Glückwunsch, Kaiser!
Herzlichen Glückwunsch, Kaiser!©Getty Images

Für dich ausgewählt