Wird Jorge Jesus Sporting zu neuem Leben erwecken?
Donnerstag, 2. Juli 2015
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Jorge Jesus, der von einem Spitzenteam Lissabons zum nächsten wechselte, soll Sporting Clube de Portugal wieder ganz nach vorne führen. UEFA.com analysiert, wie er das bewerkstelligen will.
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Es war ein Szenario, das am 30. Mai nur wenige vorhersehen konnten, als Sporting Clube de Portugal den portugiesischen Pokal gewann, die erste Trophäe seit 2008: Nur wenige Tage später verkündete Präsident Bruno de Carvalho, dass der siegreiche Trainer Marco Silva, der noch drei weitere Jahre Vertrag hatte, durch Jorge Jesus ersetzt wird, der SL Benfica gerade erst zur zweiten Meisterschaft in Folge geführt hatte.
Jesus wurde von den Löwen am Mittwoch formell vorgestellt, was UEFA.com dazu verleitet hat, genauer zu untersuchen, was er dem Klub, der nach 13 kargen Jahren unbedingt mal wieder die Meisterschaft gewinnen will, bringen kann.
Erfahrung und Wissen
Jesus ist einer von Portugals respektiertesten Taktikern. Als er zur Saison 2009/10 bei Benfica anheuerte, wurden Zweifel über seine Erfahrung laut, oder der Mangel an Erfahrung mit einem Topteam. Wenn er jetzt jedoch Sporting – wo er und sein Vater als Spieler aktiv waren – übernimmt, wird es diesbezüglich nach vielen Titeln mit Benfica keine Vorbehalte geben.
Sein Fachwissen könnte für Sporting entscheidend werden. Obwohl sie letzte Saison durchaus attraktiven Fußball gespielt haben, zeigten sich die Löwen in den entscheidenden Momenten zu unerfahren, als sie in der heimischen Liga und in der UEFA Champions League ärgerliche späte Gegentreffer kassierten.
Siegermentalität
In seinen sechs Spielzeiten bei Benfica gewann Jesus dreimal die Meisterschaft, einmal den portugiesischen Pokal und fünfmal den Ligapokal. Den Pokaltriumph im Mai mal ausgenommen, weiß Sporting nicht mehr, wie es sich anfühlt, Trophäen zu gewinnen. Die letzte Meisterschaft feierte der Hauptstadtklub 2002. Jesus kann dies jedoch ändern. "Wir müssen uns als Kandidaten ansehen, der alle Titel in Portugal gewinnen kann", sagte er zu den Fans. "Wir müssen den Löwen wieder aufwecken, der seit vielen Jahren schläft."
Das Beste aus den Ressourcen machen
"Die Qualität ist vorhanden." Das waren die ersten Worte, die Jesus sagte, als er erstmals die Sporting-Akademie besuchte. Bei Benfica erarbeitete er sich den Ruf, das Potenzial von Spielern zu erkennen, vor allem das von jungen ausländischen Importen. Er machte Akteure wie Ángel Di María, Ramires, Nemanja Matić, Jan Oblak und Lazar Marković zu solch einem Ausmaß zu besseren Spielern, dass man beim Weiterverkauf hohe Profite erzielte.
Sporting ist bekannt dafür, junge Talente en masse zu produzieren – sieben Spieler des portugiesischen U21-Kaders, der in der Tschechischen Republik den Titel am Dienstag knapp im Elfmeterschießen verpasst hat, und vier weitere Akteure des portugiesischen Teams, das vor kurzem bei der FIFA-U20-Weltmeisterschaft ins Viertelfinale einzog, spielen bei Sporting. Wenn er diese Spieler, genauso wie er es bei Benfica gemacht hat, weiter voranbringen kann, dann ist der Erfolg vorprogrammiert.
Emotionaler Trainer
Jesus bei einem Spiel zu beobachten, ist eine Show während einer Show. Das Adrenalin, das er verströmt, ist ansteckend und sollte einer Sporting-Truppe, die sich in den letzten Jahren immer wieder gerne mal einschläfern ließ, absolut gut tun. So wie sich Jesus verhält, könnte es für Sporting entscheidend sein, in neue Höhen vorzustoßen.
Taktik und Beständigkeit
Sporting spielte zuletzt im 4-3-3-System, aber Jesus ist eher ein Befürworter der 4-4-2-Formation. Dieses System verhalf ihm zu der defensiven Stabilität, auf der seine Erfolge mit Benfica gründeten und dank der er Jahr für Jahr eine imposante Heimbilanz vorzuweisen hatte. Diese Heimstärke würde Sporting gut tun, schließlich ließ der Klub letzte Saison viele Punkte im heimischen Estádio José Alvalade liegen. Im August, wenn Sporting, das in den Play-offs zur UEFA Champions League 2015/16 ran muss, im portugiesischen Superpokal auf Benfica trifft, steht Jesus vor seiner ersten großen Bewährungsprobe.