Was für Bayern alles schief lief
Mittwoch, 13. Mai 2015
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Zum zweiten Mal in Folge ist für den FC Bayern im Halbfinale Endstation. Woran hat es diese Saison gelegen? UEFA.com-Reporter Andy James sucht nach Erklärungen.
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Eine 0:3-Pleite aus dem Hinspiel beim FC Barcelona war eine Riesenhürde, die der FC Bayern München trotz einer guten Leistung im Rückspiel nicht zu überspringen wusste.
An der Stimmung in der Münchner Arena lag es nicht, denn die Zuschauer lieferten den Rahmen, in dem ein Wunder vielleicht möglich gewesen wäre. Und auch die Akteure auf dem Rasen, allen voran Thomas Müller, hatten nach dem Spiel das Gefühl, dass man durchaus etwas liegen gelassen hatte.
Die meisten Vereine wären mit fünf Halbfinalauftritten in den letzten sechs Jahren absolut zufrieden, beim FC Bayern erhofft man sich aber noch ein wenig mehr. Dies wusste auch Josep Guardiola, als er den Job vor zwei Jahren übernahm.
In vielerlei Hinsicht war es eine fast unmögliche Mission. Im Sommer 2013 hatte Jupp Heynckes die Bayern zum ersten Triple der Vereinsgeschichte geführt. Wie kann ein Trainer eine solche Errungenschaft noch steigern? Für Guardiola ging es nicht nur darum, den Erfolg langfristig auszubauen, sondern auch die Spielweise weiterzuentwickeln.
Letzteren Auftrag hat er sicherlich erfüllt. Die Bayern zeigen viele Aspekte von dem Barcelona-Team, welches unter Guardiola in den Jahren 2008 bis 2012 Europas Fußballfans verzückte.
Nun sind zwei Drittel seines Dreijahresvertrages vorüber und das "Projekt Pep" geht wahrscheinlich in sein letztes Jahr. Sind aller guten Dinge drei? Was braucht der FC Bayern, damit es nächstes Jahr mit dem großen Wurf klappt?
Die Antwort darauf ist kompliziert und natürlich spielt auch das Glück eine Rolle. Jeder Trainer muss mit Verletzungssorgen und Sperren zurechtkommen, aber Guardiola hatte dieses Jahr wirklich außerordentlich viele Probleme. Hier sind auch nicht nur Franck Ribéry und Arjen Robben zu nennen, obwohl das Offensivduo gegen Barcelona mit Sicherheit eine zusätzliche Qualität auf den Rasen hätte bringen können.
Aber ist Bayern vielleicht zu abhängig von seinen Flügelflitzern? Robben war in dieser Saison der wertvollste Spieler und hat in drei Wettbewerben 19 Tore sowie zehn Vorlagen geliefert. Ohne seine Tempodribblings fehlt im Vorwärtsgang ein wenig die Unberechenbarkeit. Die Fähigkeit, im Eins-gegen-Eins für Gefahr zu sorgen, ist den Bayern in der entscheidenden Phase der Saison auf beiden Seiten abhanden gekommen.
Auffällig ist auch die Tatsache, dass wie schon in der vergangenen Saison nach dem gewonnen Meistertitel ein Leistungsabfall festzustellen ist. Letztes Jahr führte dies zu einem enttäuschenden Halbfinalaus gegen Real Madrid CF, in dieser Spielzeit gingen vier Pflichtspiele in Folge verloren, nachdem man am 25. April gegen Hertha BSC den Bundesligatitel unter Dach und Fach gebracht hatte. Ein guter Rhythmus sieht anders aus.
Und trotzdem zeigte der Rückspielsieg gegen Barcelona auch positive Ansätze auf, die Guardiola mit in seine Sommerüberlegungen einbeziehen wird. Spannend wird die Frage sein, in welcher Größenordnung Guardiola jetzt schon an einen Umbruch denkt. Es wird definitiv Neuzugänge geben und mit Sicherheit wird der FC Bayern auch bestens gerüstet sein, um kommende Spielzeit wieder als Titelkandidat in die Königsklasse zu starten.