Berbatov: Bulgariens schüchterner Torkönig
Montag, 20. April 2015
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AS Monacos Dimitar Berbatov hat in Bulgarien heimlich, still und leise den Status einer Legende erlangt. UEFA.coms Stoyan Georgiev beschäftigt sich mit dem Ex-Leverkusener.
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Am 10. April 1991 erzielte Hristo Stoichkov zwei Tore für den FC Barcelona, der nach Rückstand im Camp Nou im Hinspiel des Halbfinales des Pokals der Pokalsieger noch 3:1 gegen Juventus siegte. Es war eines jener Spiele, mit denen sich Stoichkov einen Namen machte.
Rund 24 Jahre später wird Dimitar Berbatov mit AS Monaco FC im Viertelfinale der UEFA Champions League ebenfalls gegen Juventus spielen. Sollte der 34-Jährige im Rückspiel zwei Tore erzielen, würde er die 35 von Stoichkov übertreffen und Bulgariens erfolgreichster Torschütze in UEFA-Vereinswettbewerben werden. Für einen Spieler, der einen großen Teil seiner Karriere im Schatten von Stoichkov verbracht hat – beide schafften ihren Durchbruch übrigens beim PFC CSKA Sofia – könnte es eine weitere, stille Genugtuung sein, Bulgariens berühmtestem Spieler noch einen Rekord wegzuschnappen.
"Ich denke, wir haben ein perfektes Spiel gemacht", meinte Berbatov nach Monacos 0:1-Niederlage im Hinspiel. "Juventus hatte seine Chancen, wir hatten unsere. Ich denke, wir können es immer noch schaffen. Wir hatten uns gut vorbereitet, aber leider haben wir trotzdem verloren. Ich gehe davon aus, dass wir in Monte Carlo gewinnen werden."
Stoichkov, der mit sechs Treffern gemeinsamer Torschützenkönig der FIFA-WM 1994 wurde, als Bulgarien bis ins Halbfinale vorstieß (und im Viertelfinale Titelverteidiger Deutschland ausschaltete), hat seinen Platz in der Fußballgeschichte seines Landes sowieso sicher. Bereits in der Saison 1990/91 wäre er ohne eine Verletzung zum ersten Bulgaren jemals in einem UEFA-Endspiel geworden (Barcelona verlor ohne ihn das Endspiel im Pokal der Pokalsieger mit 1:2 gegen Manchester United FC), doch ein Jahr später war es soweit, als die Katalanen im Pokal der europäischen Meistervereine das Endspiel gegen UC Sampdoria für sich entscheiden konnten.
Der 34-Jährige ist mit 48 Treffern der Rekordschütze der bulgarischen Nationalmannschaft. Hätte er 2010 nach 77 Länderspielen nicht seine Karriere in der Nationalelf beendet, hätte er vielleicht sogar Stiliyan Petrovs Rekordmarke von 106 Länderspielen übertroffen. In UEFA-Vereinswettbewerben ist er allerdings mit weitem Abstand der Rekordhalter – dort bringt er es auf 61 Spiele in der UEFA Champions League und insgesamt 87 Europapokalspiele.
Stoichkov bleibt aber der Mann mit den meisten bulgarischen Europapokaltoren (18 in der Königsklasse, 35 in allen Europapokalwettbewerben) – allerdings spielte er auch sieben Jahre lang für den FC Barcelona, während Berbatov bei Tottenham Hotspur FC und Fulham FC nicht gerade garantiert am Europapokal teilnahm.
Juventus-Verteidiger Leonardo Bonucci ist daher durchaus vorsichtig, wenn er über Monacos Nummer 9 spricht, die vielleicht nicht über das Charisma von Stoichkov verfügt, doch immer noch als absoluter Spitzenstürmer gilt. "Monacos beste Waffe ist der Konter und Berbatov ist einer der besten Stürmer Europas", sagte Bonucci.
Auch der beste Stürmer in Bulgariens Fußballgeschichte? Es scheint fast so.