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Pogbas Weg nach ganz oben

Paul Pogba ist mittlerweile einer der wichtigsten Mittelfeldspieler Europas, was Paulo Menicucci dazu brachte, sich vor dem Achtelfinale mit dessen effektivster Rolle zu beschäftigen.

Paul Pogba ist bei Juventus eine Stammkraft
Paul Pogba ist bei Juventus eine Stammkraft ©AFP/Getty Images

Paul Pogba kann einfach alles. Es gibt viele beidfüßige Mittelfeldspieler, die von Strafraum zu Strafraum eilen, Tore schießen und gut verteidigen, aber Pogba ist etwas Besonderes – ein herausragender Athlet mit Tempo, starken Zweikämpfen und überragend beim Abschirmen des Balles. Er besitzt großartige koordinative Fähigkeiten, verfügt über ein Repertoire an Finten, einen kraftvollen Schuss und eine Ballbehandlung, die an Zidane erinnert. "Der Prototyp des perfekten modernen Fußballspieler", so hat ihn sein ehemaliger Trainer bei Juvents, Antonio Conte, einst beschrieben.

Der französische Nationalspieler ist außerdem ein Musterprofi. "Paul ist sehr ruhig, gefasst, ein kluger Junge eben", sagte Massimilano Allegri, der aktuelle Coach der Bianconeri. "Er will sich verbessern und beweist das täglich im Training."

In einer Liga, in der junge Spieler um ihre Chancen kämpfen müssen, ist Pogba eine dramatische Ausnahme. Viele dachten, dass er kaum zu Einsatzminuten kommen würde, als er 2012 im Alter von gerade einmal 19 Jahren zu Juventus wechselte, denn damals war das Dreier-Mittelfeld in Contes 3-5-2-System mit Andrea Pirlo, Arturo Vidal und Claudio Marchisio besetzt. Pogba wurde anfangs nur als Ersatz für diese drei erfahrenen Kräfte gesehen, doch schnell konnte er jeden von seinem außergewöhnlichen Talent überzeugen, indem er eine ganze Reihe an starken Leistungen mit tollen Toren untermauerte.

Bei seiner ersten Pressekonferenz als Juve-Trainer im vergangenen Sommer sagte Allegri, dass er von Pogba mehr erwarte. "Er ist einer der besten jungen Spieler der Welt, aber ich will, dass er mit seiner Technik und seiner physischen Präsenz mehr zu unserem Offensivspiel beiträgt", meinte er. Allegri übernahm eine Mannschaft, die gerade zum dritten Mal in Folge die Serie A gewonnen und dabei mit 102 Punkten einen Rekord aufgestellt hatte. Kein Wunder, dass er anfangs Contes 3-5-2-System treu blieb. Aber für das entscheidende Spiel der UEFA Champions League am vierten Spieltag gegen Olympiacos FC, als Juve gewinnen musste, entschied er sich für ein 4-4-2 mit Raute, um so alle seine vier Mittelfeldstars bringen zu können.Pogba dankte es ihm mit dem Siegtreffer und glänzte in den folgenden Wochen in der neuen Formation.

In der Serie A ließ er auswärts bei Lazio noch zwei weitere Tore folgen, ehe er im neuen Jahr im Januar in drei Spielen hintereinander mit unglaublichen Schüssen jeweils für das 1:0 sorgte. Allegri spielt mit Pirlo als extrem tiefliegendem Spielmacher direkt vor der Abwehr, während Pogba und Marchisio links und rechts von Strafraum zu Strafraum marschieren und Vidal weiter vorne hinter den beiden Spitzen zu finden ist.

Mit seinen langen Läufen und seiner tollen Ausdauer scheint es für Pogba problemlos zu sein, sich überall auf dem Feld zu bewegen. Seine bemerkenswerte Vielseitigkeit macht es unmöglich, ihn in eine bestimmte Schublade zu stecken, daher ist es kein Wunder, dass es viele verschiedene Meinungen darüber gibt, welche Position genau für Pogba denn nun die beste sei.
Viele glauben, dass der 21-Jährige genau wie Pirlo aktuell irgendwann tief vor der Abwehr spielen wird. Pogba kann kurze und lange Bälle spielen und seine taktischen Fähigkeiten haben sich dramatisch verbessert, seitdem er in der Serie A spielt. "In Italien kann man im Training stundenlang an der Taktik feilen, bis alles perfekt ist", sagte Pogba einst. "Ein Spieler wie Andrea kennt jeden Zentimeter des Spielfeldes und weiß immer, was er mit dem Ball machen muss. Ich versuche, mir seine Bewegungen abzuschauen und profitiere von seiner Erfahrung."

Andere sind dagegen der Meinung, dass Spieler mit Pogbas Talent immer so weit vorne wie möglich agieren sollten. Gareth Bale, der vom Linksverteidiger in einen unglaublich gefährlichen offensiven Mittelfeldspieler umgeschult wurde, wird da gerne als Beispiel genannt. Sollte Pogba also hinter den Stürmern spielen – die aktuelle Rolle Vidals – um so das Maximum aus seiner Kreativität und Physis zu machen, um mehr Tore zu schießen und vorzubereiten?
Manchmal gilt Vielseitigkeit ja sogar als Negativattribut eines Spielers, der auf vielen Positionen nur gut ist, aber nirgends herausragend. Pogba scheint aber überall glänzen zu können. "Er ist ein Spieler, der über Stärke, Qualität und die Fähigkeit, das Tempo des Spieles zu steuern, verfügt", sagte Ex-Juve-Coach Fabio Capello. "Es gibt keine anderen Mittelfeldspieler, die diese Rhythmuswechsel mit seiner Technik vereinen. Er hilft der Abwehr, presst Gegenspieler und kann schießen. Pogba ist der einzige Spieler, der im Fußball wirklich alles kann."

Es ist keine Überraschung, dass sich Allegri mehr damit beschäftigt, wie Pogba den Bianconeri am besten helfen kann, anstatt darüber zu sinnieren, welche Rolle am besten zu ihm passt, denn für jemand, der immer noch so jung ist, scheint ihm alles unglaublich leicht zu fallen. Man muss sich nur einmal anschauen, wie er mit dem frustrierten Vidal umging, als dieser in der Serie A in einem Spiel gegen AC Chievo Verona vorzeitig ausgewechselt wurde: Er beruhigte ihn, indem er zu ihm ging und ihm ein paar Worte ins Ohr flüsterte. Es ist unglaublich, dass er in einer Mannschaft voller legendärer Spieler wie Pirlo oder Gianluigi Buffon bereits jetzt solch einen Einfluss besitzt.
"Pogba ist außergewöhnlich und wird noch besser", so Allegri kürzlich. "Wir werden nicht jetzt schon alle seine Qualitäten sehen, er wird noch besser und ist dazu bestimmt, der beste Spieler der Welt zu werden." Es fällt schwer, dieser Ansicht zu widersprechen.

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