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Paisley: Werdegang einer Liverpool-Legende

Carlo Ancelotti könnte als zweiter Trainer zum dritten Mal die Königsklasse gewinnen. Aus diesem Anlass blickt UEFA.com auf die Karriere von Bob Paisley zurück, dem dies bisher als einzigem gelang.

Bob Paisley nach dem Gewinn im Pokal der europäischen Meistervereine 1978
Bob Paisley nach dem Gewinn im Pokal der europäischen Meistervereine 1978 ©Getty Images

Sollte Real Madrid CF in Lissabon triumphieren, würde Trainer Carlo Ancelotti zum dritten Mal die Trophäe in die Höhe stemmen, nachdem er bereits mit dem AC Milan 2003 und 2007 erfolgreich war. Dies wurde ihn auch auf eine Stufe mit Bob Paisley hieven, denn nur der ehemalige Erfolgscoach von Liverpool FC hat bisher dreimal den ganz großen Wurf gelandet.

Paisley wurde 1919 im Nordosten Englands geboren und wechselte 1939 zu den Reds, wo der frühere Bergarbeiter und Maurer mehr als 40 Jahre lang bleiben sollte. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs musste Paisley, der zuvor bei Bishop Auckland FC auf sich aufmerksam gemacht hatte, jedoch bis Januar 1946 auf sein Debüt warten. In der darauf folgenden Saison feierte Liverpool erstmals nach 24 Jahren wieder den Titelgewinn, für den eigentlichen Stammspieler Paisley gab es jedoch einen kleinen Wehrmutstropfen, weil er den ersten Auftritt des Vereins im Wembley verpasste. Im Endspiel um den FA Cup gegen Arsenal FC musste er zusehen und beschäftigte sich anschließend einen Vereinswechsel. Er entschied sich dann aber doch, dem Verein treu zu bleiben und wurde prompt mit der Kapitänsbinde belohnt.

Nach seinem Karriereende im Jahr 1954 wechselte er als selbst erlernter Physiotherapeut in Liverpools Trainerstab und übernahm zunächst die Nachwuchsmannschaft, ehe er 1959 Assistent des neuen Cheftrainers Bill Shankly wurde. Es folgte eine beispiellose Erfolgsära, wenn auch mit relativ einfachen Mitteln: "In meiner kompletten Zeit in Liverpool haben wir im Training nie etwas einstudiert", verriet der einstige Innenverteidiger Alan Hansen. "Wir haben nur Fünf-gegen-fünf gespielt und es waren nur ein oder zwei Ballberührungen erlaubt."

"Diese Kleinfeldspiele waren der Schlüssel", meinte Paisley einst. "Die Stärke des britischen Fußballs lag im Zweikampf, aber die Teams von Festland haben dies neutralisiert, in dem sie gelernt haben, wie man dazwischengeht. Die Topteams Europas haben uns gezeigt, wie man effizient aus der Defensive herausspielt. Die Schnelligkeit ihrer Angriffe wurden vom ersten Pass bestimmt. Wir mussten lernen, auch so geduldig zu spielen und mussten zwei oder drei Schritte voraus denken. Es hat nicht über Nacht geklappt. Wir haben erst ein wenig langsamer gespielt und waren nicht besonders zielstrebig, sondern haben nur quer gespielt."

Doch Shankly bekam den Laden in den Griff und machte aus Liverpool eine Macht des englischen Fußballs. Er gewann dreimal die Meisterschaft und holte zweimal den FA Cuzp. Auch im UEFA-Pokal konnte man 1973 triumphieren, doch erst unter Paisley, der im folgenden Jahr den Chefposten übernahm, stellten sich die ganz großen Erfolge ein.

Paisley blieb neun Jahre lang als Trainer im Amt und gewann sechsmal die Meisterschaft, außerdem gab es 1976 einen zweiten Sieg im UEFA-Pokal zu bejubeln. Nun war die Mannschaft bereit, auch im Konzert der ganz Großen mitzumischen.

Im Pokal der europäischen Meistervereine 1976/77 räumte man Crusaders FC, Trabzonspor AŞ, AS Saint-Étienne und den FC Zürich aus dem Weg, um im Endspiel auf den VfL Borussia Mönchengladbach zu treffen. Austragungsort war Rom - eine Stadt, die Paisley 1944 in einem Panzer erreicht und von faschistischer Beherrschung befreit hatte. Dank der Treffer von Terry McDermott, Tommy Smith und Phil Neal holten sich die Reds den Titel und Paisley schwärmte nach dem Spiel vom "besten Moment meines Lebens."

Zwölf Monate später glückte die Titelverteidigung in Wembley, auch weil Kenny Dalglish und Graeme Souness, zwei Spieler, die Paisley verpflichtet hatte, eine Topleistung abriefen. "Bob ist bei Transfers immer nach dem gleichen Muster vorgegangen", erinnert sich Roy Evans, der ebenfalls zu Liverpools goldener Generation gehörte. "Er hat die beiden besten verfügbaren Spieler verpflichtet, außerdem hat er zwei Spieler aus den unteren Ligen geholt und zwei Jugendliche ins erste Team befördert. Jede Saison hat er versucht, dem Team neue Impulse zu geben. Bob hatte immer großartige Spieler im Team und hatte die Fähigkeit, sie weiterzuentwickeln."

Außerdem verstand es Paisley wie kaum ein anderer, den Blick immer auf die Zukunft zu richten und sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Sein Sohn Graham gab einst folgende Anekdote preis: "Er hatte in der Umkleidekabine eine Kiste, in der die Medaillen für die Meisterschaft lagen. Zu den Spielern sagte er dann: 'Nehmt euch eine, aber nur, wenn ihr sie verdient habt.' Das war seine Mentalität. Er hat immer den Blick nach vorne gerichtet."

Souness kann dem nur zustimmen: "Ein Lob von Bob Paisley gab es so selten wie einen Schneesturm in der Sahara. Vielleicht wurde er von den Fans in Anfield als Vaterfigur angesehen, doch in Wirklichkeit regierte er mit eiserner Hand. Er war ein sehr autoritärer Mensch und es gab nur wenige Leute, die den Mut hatten, sich mit ihm anzulegen. Wenn er das Gefühl hatte, dass wir nicht mehr alles geben, sagte Bob einfach: 'Wenn ihr das Siegen satt habt, dann kommt einfach zu mir. Ich verkaufe euch alle und kaufe mir elf neue Spieler."

Doch seine Methoden zeigten Wirkung und 1981 feierte Liverpool im Parc de Princes gegen Real Madrid erneut den Gewinn der Königsklasse. "Es war wieder ein Triumph unserer Persönlichkeit", erklärte Paisley danach. "Ich war sehr stolz, Trainer des ersten britischen Vereins zu sein, der dreimal den Europapokal gewinnen konnte."

Nach Paisleys Rücktritt im Jahre 1983 konnte sein Ex-Spieler Joe Fagan zwei Spielzeiten später den vierten Henkelpott an die Anfield Road holen. Paisley wechselte in die Vereinsführung und hielt den Klub mit seiner Siegermentalität in der Spur. "Wir hatten auch harte Zeiten", sollte er später einmal sagen. "In einem Jahr wurden wir nur Zweiter."

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