Gomez erklimmt neue Höhen bei den Bayern
Donnerstag, 26. Januar 2012
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Es ist gerade mal 18 Monate her, dass die Zukunft von Mario Gomez beim FC Bayern München in der Luft hing, doch nach seinem tollen Lauf kann der Stürmer jetzt wieder von einem großen Jahr 2012 träumen.
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"Mario Gomez ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Er ist der Einzige, der sich wohl nicht so weiterentwickelt hat wie der Rest der Mannschaft." In gewohnt klaren Worten urteilte vor 18 Monaten FC Bayern Münchens Ehrenpräsident Franz Beckenbauer über den teuersten Bayern-Transfer aller Zeiten. Präsident Uli Hoeneß, der jahrelang Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hatte, um Gomez 2009 endlich vom VfB Stuttgart loszueisen, legte wenig später nach: 2Mario ist schon unser Sorgenkind. Vielleicht steht er das erste Mal in seinem Leben mit dem Rücken zur Wand - und in der Situation muss er die Eiger Nordwand besteigen. Wir werden sehen, ob er damit zurechtkommt."
Zu Beginn des Jahres 2012 hat Gomez diese Frage auf seine Art beantwortet. Im Stile von Bergsteigerlegende Reinhold Messner erstürmte er die Eiger Nordwand und nahm anschließend gleich den Mount Everest in Angriff. 62 Tore in 62 Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache, in der aktuellen Saison führt er mit 16 Toren die Torschützenliste der Bundesliga ebenso an, wie mit seinen sechs Toren – gemeinsam mit Lionel Messi – die Torjägerliste der UEFA Champions League.
Kaum vorstellbar, dass er unter dem eigenwilligen Trainer Louis van Gaal zeitweise nur vierte Wahl unter den Bayern-Angreifern war und sein Wechsel zu Liverpool FC nur daran scheiterte, dass den Briten das nötige Kleingeld fehlte. "Es macht mich stolz und glücklich, dass ich meinen Weg hier gegangen bin", sagt Gomez heute rückblickend. Sein Aufschwung unter Van Gaal setzte sich unter Jupp Heynckes ungebremst fort und Bayerns Ex-Trainer Ottmar Hitzfeld findet wohl wenig Widerspruch, wenn er über den gebürtigen Schwaben urteilt: "Er hat ein eingebautes Radarsystem für Tore. Gomez ist Weltklasse."
Worte, die dem stets bescheiden auftretenden Gomez so wohl nie über die Lippen kommen würden. Der 26-Jährige, der schon zu Stuttgarter Zeiten mit 63 Toren in 121 Spielen nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hatte, richtet lieber den Blick nach vorne auf ein Jahr, in dem er zum großen Coup ausholen möchte. "Jeder Spieler will sich den Traum vom Triple verwirklichen", sagt er über die Ausgangslage des deutschen Rekordmeisters, der die Bundesligatabelle anführt, im Viertelfinale des DFB-Pokals steht und zudem mühelos ins Achtelfinale der UEFA Champions League eingezogen ist.
"Aber Träume erreicht man nicht einfach so. Wir wissen, dass wir die Möglichkeit dazu haben, aber die haben auch noch ein paar andere Vereine in Europa." Bei aller Wertschätzung der nationalen Titel rangiert der Wunsch nach dem Triumph in der europäischen Königsklasse bei Gomez ganz oben. "Das Endspiel im eigenen Stadion hat man wohl nur einmal im Leben, deswegen ist das ein sehr großes Ziel für mich. Wir sind eine der besten fünf bis sieben Mannschaften auf diesem Planeten und das müssen wir demonstrieren. Dennoch kann man es nicht planen, die Champions League zu gewinnen."
Gomez, der mit der Nationalmannschaft auch den Titel bei der UEFA EURO 2012 anpeilt, fühlt sich in München längst pudelwohl, was er nicht zuletzt mit 54 Toren in 77 Bundesligaspielen unterstrichen hat. Sein Vertrag läuft noch bis zum Juni 2013, eine Verlängerung scheint nur eine Frage der Zeit. "Ich fühle mich sehr wohl und will gern Teil dieser Mannschaft bleiben", sagt er und schiebt nach: "Es bringt nichts, sich auszuruhen. Ich muss Gas geben. Wir sind noch lange nicht da, wo wir hin wollen."
Kein Ziel ist für den Sohn eines spanischen Vaters und einer deutschen Mutter jedenfalls derzeit die Heimat seiner Großeltern. Zu Beginn seiner Karriere geäußerte Pläne, einmal in der La Liga zu spielen, schiebt er erstmal auf die ganz lange Bank. "Mein Daddy ist Spanier und meine spanische Verwandtschaft ist heiß darauf, dass ich irgendwann da bin. Aber das kann ich mit 36 noch machen."
Zu den zahlreichen Fans von Gomez gehört neben Bundestrainer Joachim Löw ("Seine Fähigkeiten sind überragend") übrigens mittlerweile auch - man höre und staune - Franz Beckenbauer, dem wir hier gerne das Schlusswort einräumen. "Wenn jemand in der Bundesliga, die ja zu den stärksten Ligen der Welt gehört, so dominant auftritt, dann muss man ihn in die Weltklasse einstufen."