Barça-Stars erinnern sich an ihr "Erstes Mal"
Freitag, 27. Mai 2011
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Der FC Barcelona holte 1992 mit einem Sieg gegen UC Sampdoria seine erste Trophäe im Pokal der europäischen Meistervereine. Zwei Protagonisten und ein Zuschauer erinnern sich an den Abend.
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Der FC Barcelona und UC Sampdoria begeisterten ihre Zuschauer in dieser Saison mit attraktivem Offensiv-Fußball, doch das Endspiel wurde leider nicht das erwartet torreiche Meisterstück. Stattdessen war es eine faszinierende Taktikdemonstration zwischen Johan Cruyff und seinem Gegenspieler Vujadin Boškov. Vor ausverkaufter Kulisse im Wembley Stadion hatten Gianluca Vialli und Roberto Mancini das Visier schlecht eingestellt, und auf der anderen Seite fanden Michael Laudrup und Hristo Stoichkov ihren Meister in Gianluca Pagliuca.
Es musste also etwas ganz Besonderes passieren, um diese Partie zu entscheiden. Ronald Koeman nahm sich dieser Aufgabe an. Sein sensationeller Freistoß sorgte in der Verlängerung für die Entscheidung zu Gunsten der Katalanen. Für Vialli, der auch schon drei Jahre zuvor im Finale des Pokals der Pokalsieger gegen Barcelona den Kürzeren zog, sollte es das letzte Spiel für Sampdoria sein. Der Stürmer sprach mit UEFA.com über seine Enttäuschung, und auch Cruyff sowie Gray Lineker erinnern sich an diese emotionale Nacht.
Gianluca Vialli
Es war unser erstes Finale auf der ganz großen Bühne, aber immerhin hatten wir schon zwei Endspiele im Pokal der Pokalsieger erlebt. Das eine Mal gingen wir als Sieger vom Platz, im zweiten Versuch mussten wir uns Barcelona geschlagen geben. Uns war klar, dass wir mit allen Gegnern mindestens auf einer Stufe sind, das war ein gutes Gefühl. Bis zum Finale war es quasi ein Spaziergang, und das Endspiel war dann die Krönung von zehn Jahren harter Arbeit. Wir haben viel Arbeit und Enthusiasmus in dieses Projekt gesteckt und wurden belohnt.
Für uns als Mannschaft war das Finale in Wembley eine ganz schwierige Sache. Wir mussten am vorangegangen Samstag eine schwere Partie gegen die Fiorentina absolvieren und hatten daher ganz wenig Zeit, um uns auf das Finale vorzubereiten. Zusätzlich gab es die Gerüchte um meinen eventuellen Wechsel zu Juventus. Ich wollte mich komplett auf das Spiel konzentrieren, aber ich war einfach nicht ganz bei der Sache. Dieser Wechsel war ein ganz wichtiger Schritt in meiner Karriere. Im Spiel selbst bekam ich in der zweiten Hälfte Krämpfe und wurde kurz vor dem Ende ausgewechselt, es war wirklich nicht mein Spiel.
Diese Partie werde ich natürlich lange in Erinnerung behalten, es war schließlich mein letztes Spiel für Sampdoria. Ich hatte drei gute Möglichkeiten einen Treffer zu erzielen, aber ich hätte kaltschnäuziger sein müssen. Einmal hatte ich Pech und bei der nächsten Möglichkeit parierte Andoni Zubizarreta blendend. Bei der dritten Chance war ich zu unkonzentriert, aber so läuft es eben manchmal. Mit ein bisschen mehr Glück hätte es ganz anders laufen können, aber unser Gegner war auch eine sensationelle Mannschaft.
Johan Cruyff
Wieder einmal war mir mein großer Fundus an Erfahrung eine Hilfe. Wenn du weißt, was beim ersten Mal schief gelaufen ist, dann weißt du, warum du verloren hast. Andersrum funktionierte es auch mit den drei errungen Siegen. Nicht viele können auf so eine große Erfahrung zurückgreifen. Mit diesem Wissen kann man arbeiten, man zieht seine Schlüsse daraus und profitiert davon. Das gilt vor allem für Trainer, denn als Spieler denkst du zu 99% nur an dich. Aber als Trainer ist das anders, dein Team spielt, du nicht. Das hat mir am Trainerberuf am besten gefallen, den Einzelnen in die richtige Position zu bekommen, damit er seine Aufgabe erfüllt.
Gary Lineker
Ich war als Zuschauer vor Ort, denn ich hatte erst vor ein paar Jahren bei Barcelona aufgehört zu spielen. Ich war natürlich begeistert, dass das Team bis ins Finale kam und es schließlich auch gewann - nebenbei, sie hatten es absolut verdient. Ich kann mich gut erinnern, dass Koeman den Siegtreffer markierte. Es war eine atemberaubende Atmosphäre, alles sehr emotional, wie immer im Wembley Stadion.
Gianluca Vialli
Boškov war ein außergewöhnlicher Trainer und ein ganz besonderer Mensch. Er war nicht nur mein Trainer, er war auch wie ein Vater, wie ein Freund für mich. Ich habe mich in seiner Gegenwart immer sehr wohl gefühlt. Natürlich haben wir viel über Fußball geredet, aber w hatten auch ganz andere Themen. Er war sehr tiefsinnig, fast so ein bisschen wie der junge José Mourinho und er war ein absoluter Psychologe. Er konnte seinem Team ein unheimliches Selbstvertrauen einreden. Viele haben immer behauptet, dass Mancini und ich das Team zusammengehalten haben, aber in Wirklichkeit war es Boškov. Vor dem Finale gingen Mancini und ich zu ihm, um ihm ein paar taktische Tipps zu geben und er sagte nur "Ja, ja, ja", ging davon und machte einfach, worauf er Lust hatte.