Stepney und Sadler über den Triumph von '68
Freitag, 6. Mai 2011
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Manchester United holte sich 1968 in Wembley gegen SL Benfica den Pokal der europäischen Meistervereine - zehn Jahre nach der Flugzeug-Katastrophe von München. Torhüter Alex Stepney und Abwehrspieler David Sadler erinnern sich.
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Manchester United FC beging den zehnten Jahrestag der Flugzeug-Katastrophe von München mit dem Finaltriumph im Pokal der europäischen Meistervereine in Wembley gegen SL Benfica.
Matt Busbys Team gewann in dieser Saison kein einziges Auswärtsspiel, dennoch konnte man sich im Halbfinale gegen Real Madrid CF durchsetzen. Im Finale bewahrte eine spektakuläre Parade von Torhüter Alex Stepney kurz vor Schluss gegen Eusébio das Team vor einer Niederlage. Jaime Graça hatte zuvor die Führung der Engländer durch Bobby Charlton ausgeglichen. Charlton, ein Überlebender des Flugzeug-Absturzes von München, traf dann in der Verlängerung noch ein zweites Mal, zudem waren George Best und Brian Kidd erfolgreich. Stepney und Innenverteidiger David Sadler blicken auf diesen emotionalen Tag zurück.
David Sadler
In der Anfangsphase des Pokals der europäischen Meistervereine ging es ja nur um Real Madrid und Benfica. Keine Ahnung, wie oft die beiden in den ersten Jahren den Pokal geholt haben, ziemlich oft auf jeden Fall. Natürlich völlig zu Recht, das waren großartige Klubs und fantastische Mannschaften. Wir kannten jeden Spieler, wir alle kannten [Ferenc] Puskás und wir alle kannten Eusébio und wie sie alle hießen. Wir lebten einen Traum, es war wie in einem Comic. Wir hatten gerade Madrid geschlagen und jetzt wartete Benfica. Dazu wurde das Finale noch in Wembley ausgetragen, das war fast schon ein Wink des Schicksals für uns. Und das war ein unglaublicher Vorteil für uns, in Wembley hatten damals 100 000 Zuschauer Platz und 99,9% von ihnen waren an diesem Tag United-Fans. Es war ein tolles Gefühl, auf den Rasen zu kommen und dann auch noch gegen Benfica zu spielen.
David Sadler
Wir gingen in Führung. Beim Ausgleich war ich auch ein wenig mitschuldig, ich hätte energischer eingreifen müssen. Kurz vor Schluss stand es also 1:1 und dann kam die Parade von Alex Stepney, die man immer mit seinem Namen in Verbindung bringen wird.
Alex Stepney
Hätte ich diese Parade vier Minuten nach dem Anpfiff statt vier Minuten vor dem Ende gemacht, würde heute kein Mensch mehr darüber reden. Aber so ist das nun mal. Es stand 1:1 und er kam praktisch alleine auf mich zu und zog ab. Aber traf mich, der Ball prallte auf meine Brust und ich konnte ihn festhalten, das war's dann auch schon. Er kam dann zu mir und applaudierte mir.
David Sadler
Klar waren wir erschöpft [nach den 90 Minuten], aber wir hatten alle das Gefühl, dass wir bis zu diesem Zeitpunkt die bessere Mannschaft waren. Wir blieben alle nach 90 Minuten auf dem Rasen, und Jungs wie Wilf McGuinness, Jack Crompton und Jimmy Murphy gingen von einem zum anderen und sagten: "Hey, wenn ihr euch schon müde fühlt, schaut doch mal die Spieler von Benfica an, die sind völlig fertig!" Was auch immer sie noch gesagt haben mögen, das Finale wurde dann innerhalb der nächsten fünf oder sechs Minuten entschieden. Wir haben in kürzester Zeit drei Tore geschossen.
Alex Stepney
[Nach dem Schlusspfiff] rannten praktisch alle Spieler sofort zu Matt Busby. Wir alle wussten, was dieser Sieg für den Klub bedeutete, nachdem, was da in München passiert war. Normalerweise geht man nach dem Schlusspfiff zum dir am nächsten stehenden Mitspieler, aber diesmal rannten fast alle zu Matt Busby, ohne dass wir das abgesprochen hatten. Dann haben wir die Ehrenrunde in vollen Zügen genossen.