YB auf dem Weg nach oben
Dienstag, 10. August 2010
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Für die Young Boys aus Bern entscheidet sich schon in diesen Tagen, wie die weitere Saison verlaufen wird, wichtig dabei vor allem das Duell mit den Tottenham Hotspurs.
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Nach verlorenem Meisterschaftsfinale und verpatztem Saisonstart herrschte beim BSC Young Boys dicke Luft: Mit dem Sieg über Fenerbahçe SK beruhigten die Berner ihr Umfeld.
Am 16. Mai unterlagen die Young Boys dem FC Basel 1893 im letzten Spiel der Meisterschaft 2009/10 0:2. Der FCB sicherte sich den Titel, nachdem YB 31 Runden von der Spitze gegrüsst hatte. Einmal mehr also konnte YB eine ausgezeichnete Ausgangslage nicht nutzen. So, wie er schon die Pokalfinals von 2006 und 2009 trotz Führungen verloren hatte. Die Kritiken danach waren vernichtend: YB fehle die Winnermentalität, habe grobe Fehler in der Personalpolitik begangen, und man werde noch lange auf die nächste Meisterschaft, die YB das letzte Mal 1986 errang, warten müssen. Da nütze auch das Selbstbewusstsein von Trainer Vladimir Petkovic nichts. Denn dessen 3-4-3-System birge zu viele Gefahren; YB sei so zu instabil, hieß es.
Nach drei Partien der laufenden Super-League-Saison standen für die Berner zwei Punkte zu Buche; die 1:2-Niederlage bei der AC Bellinzona, einem vermeintlichen Abstiegskandidaten, schien das Fass zum Überlaufen zu bringen. Trotz namhafter Zugänge wie Christoph Spycher und Moreno Costanzo schien Petkovics Entlassung nahe. Bis zum vergangenen Mittwoch.
An diesem Tag erreichte YB, endlich, einen herbeigesehnten Erfolg in einem wichtigen Spiel. YB gewann in Istanbul bei Fenerbahçe das Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde für die UEFA Champions League. Das 1:0 war verdient; YB beherrschte den türksichen Spitzenklub fast nach Belieben. Und das in einem 4-1-4-1-System. "Ich habe immer an unsere Stärken geglaubt", sagte der angeschlagene Petkovic im Anschluss. "Das ist der wichtigste Sieg meiner Karriere." Auf das geänderte System wollte er den Sieg am Bosporus allerdings nicht zurückführen: "Diese System-Diskussionen sind lächerlich. Eine Mannschaft muss mehrere beherrschen." Er habe aber gewusst, dass seine Position bei weiteren Misserfolgen stark gefährdet gewesen wäre. "So ist das halt in unserem Sport."
Am Sonntag landete YB auch den ersten Vollerfolg in der Meisterschaft. Zwar wurde der Grasshopper Club nur mit Glück bezwungen, doch YB wähnt sich nun erst recht auf gutem Weg: "Wir brauchten etwas Zeit, um in Schwung zu kommen", erläuterte Petkovic. Er gab aber auch zu, "dass wir noch besser spielen müssen." Doch was den Berner Trainer wie auch dessen Spieler beruhigt haben dürfte: YB gewann, ohne überzeugt zu haben, bereits das zweite wichtige, für den weiteren Verlauf der Saison gar kapitale Spiel innert weniger Tage. Auch zeigte sich die neu formierte Viererkette mehrheitlich solide. Qualitäten, die man von YB lange nicht gesehen hatte.
Kommende Woche empfängt YB Tottenham Hotspur FC zu den Play-offs der UEFA Champions League. Nach den letzten Erfolgserlebnissen glauben sie in Bern durchaus an ihre Chance. Nicht grundlos: Er wisse, sagte Tottenham-Manager Harry Redknapp, "dass YB Fenerbahçe phasenweise an die Wand gehämmert hat." Dass dies gegen den englischen Spitzenklub auch gelingt, ist eher unwahrscheinlich. In Bern sind sie einfach mal froh, ihren Kopf aus der Schlinge gezogen zu haben. Vor allem Vladimir Petkovic.