San Siro feiert seine Helden

Auch in den frühen Morgenstunden feierten noch Zehntausende von Interisti im San Siro ihre heimkehrenden Helden. Ob die UEFA solche Szenen bei der Verlegung des Finales auf einen Samstagabend im Sinn gehabt hat, sei mal dahingestellt, es war auf jeden Fall ein schöner Nebeneffekt.

Gut 50 000 Fans waren gekommen, um die Mannschaft der Nerazzurri nach dem 2:0-Triumph gegen den FC Bayern München in der Heimat zu begrüßen. Gegen 2 Uhr morgens hatten sich die Tore des San Siro geöffnet, gut vier Stunden später feierten immer noch rund 35 000 Fans die Spieler, die wenige Stunden zuvor Geschichte geschrieben hatten.

Auch als der Stadionansager bekannt gab, dass Trainer José Mourinho und einige ausländische Nationalspieler nicht aus Madrid mitgekommen seien, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Der meist umjubelte Mann aber war ohne Zweifel der Doppeltorschütze Diego Milito, der erklärte. "Ich glaube, dass wir diesen Sieg vollauf verdient haben. Vor allem, nachdem wir Chelsea [FC, im Achtelfinale] geschlagen haben, wussten wir, dass wir den Titel holen können."

Vor ihrem Weg ins Stadion hatten die Interfans die Straßen Mailands noch schwarz-gelb gefärbt. Nicht davon verschont blieben auch populäre Plätze wie die Piazza del Duomo, das Castello Sforzesco und die Corso Magenta. "I campioni d'Europa siamo noi", stimmten sie an - wir sind die Champions von Europa - und es gab auch durchaus höhnische Gesänge in Richtung des wenig geliebten Lokalrivalen AC Milan.

In einem Moment der Besinnung gedachten die Fans dann auch ihres Ex-Kapitäns und -Präsidenten Giacinto Facchetti, der 2006 verstorben ist. Der aktuelle Inter-Kapitän Javier Zanetti erklärte anschließend, die Jubelfeiern würden noch "viele Tage" weitergehen. "Es war sehr schwierig, aber wir haben es geschafft. Ich bin jetzt seit 15 Jahren hier und meine Freude ist genauso groß wie eure, die ihr hier seit sechs Uhr morgens mit uns feiert und die noch viele Tage mit uns feiern werden."

Als die große Party dann vorbei war, schlichen die Fans müde und erschöpft nach Hause, nicht ohne sich an den Kiosken noch mit den Sonntagszeitungen eingedeckt zu haben. Enttäuscht waren wohl nur die, die ein großes Plakat gemalt hatten, auf dem zu lesen stand: "Mou, wir zahlen dein Rückflugticket aus Madrid", denn der Portugiese ließ sich nicht blicken. Spätestens jetzt dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass gestern eine Ära zu Ende gegangen ist und vielleicht ja schon bald eine neue beginnen wird.