Vom Schweini zum Capitano
Dienstag, 18. Mai 2010
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Kaum ein Spieler hat in den letzten Monaten eine so sprunghafte Entwicklung hinter sich wie Bastian Schweinsteiger. Statt "ewiges Talent" ist er nun großer Hoffnungsträger der Bayern und der DFB-Elf.
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"Er muss die Leistungen, die er bei seinen guten WM-Auftritten gezeigt hat, nun stabilisieren. Bastian muss allmählich klar werden, dass mehr Ernsthaftigkeit in dem Job notwendig ist. Dann kann er einmal ein großer Spieler werden", polterte der heutige Bayern-Präsident Uli Hoeneß 2007 über den damals 22-jährigen Bastian Schweinsteiger, eher bekannt als die eine Hälfte des Spaßduos Poldi und Schweini.
Der Rest der Geschichte ist bekannt, Lukas Podolski wechselte zurück nach Köln, wo ihm das Späße machen allmählich vergangen sein dürfte, und Schweinsteiger entwickelte sich bei den Bayern, unter ständiger Beaufsichtigung von Hoeneß, zu einem echten Leistungsträger, auf dessen Schulter nicht nur am Samstag in Finale der UEFA Champions League die Hoffnungen der Bayern ruhen, sondern der jetzt nach dem WM-Aus von Michael Ballack auch unser Hoffnungsträger in Südafrika ist - keine schlechte Entwicklung für das "ewige Talent" aus dem bayerischen Kolbermoor.
Am Talent Schweinsteigers zweifelte kaum jemand, doch den großen Durchbruch traute ihm auch fast keiner mehr zu, Ausnahmen waren Hoeneß und Jupp Heynckes. Der alte Trainerfuchs, der Ende der Saison 2008/09 in München retten sollte, was kaum noch zu retten war, verfrachtete Schweinsteiger neben Mark van Bommel ins defensive Mittelfeld. Laut Schweinsteiger seit jeher seine Lieblingsposition, die aber lange Zeit besetzt war: "Ich musste mich am Anfang meiner Karriere hinten anstellen. Da spielten Größen wie Michael Ballack oder Owen Hargreaves. Ich wusste, dass ich im defensiven Mittelfeld meine Stärken habe, aber zuerst war der Mannschaftserfolg wichtig. Darum bin ich zunächst auf die Außenbahn ausgewichen."
Als der neue Trainer Louis van Gaal das System mit der Doppelsechs im Mittelfeld beibehielt, zeigte sich, dass Schweinsteiger seinen Platz gefunden hatte. "Ich muss nicht der auffälligste, sondern ein cleverer Spieler auf dem Platz sein. Natürlich will ich Impulse geben, aber auf meine Art und Weise. Ich will Pässe spielen und die Bälle gewinnen, das tut dem Gegner weh", interpretiert Schweinsteiger seine neue Rolle.
Wie gut er auf diese Position passt, bewies er unter anderem im Halbfinale der UEFA Champions League gegen Olympique Lyonnais, als er im Mittelfeld mit eiserner Hand regierte und die Franzosen keine ruhige Sekunde hatten.
Nach dem Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal steht Bayern nun das Endspiel der Königsklasse in Madrid gegen FC Internazionale Milano bevor. Und sollte das Finale an sich noch nicht genug Motivation sein, dann gibt es für Schweinsteiger noch ein kleines Extra-Lob von Hoeneß. "Er spielt eine Super-Saison. Der heißt für mich nicht mehr Schweini, der heißt Bastian. Er ist ein Mann geworden", sagte Hoeneß. "In dieser Saison hat er den großen Sprung geschafft von einem flippigen jungen Mann, der keine Orientierung hatte im Leben, zu einem sehr verantwortungsbewussten Spieler, der strategisch bei uns arbeitet, der körperlich defensiv sehr stark arbeitet."
Bei den Bayern ist Schweinsteiger also in der Chef-Rolle angekommen, auch in der DFB-Elf lastet nach der Verletzung von Ballack große Verantwortung auf seinen Schultern, zumal der 73-fache Nationalspieler in Südafrika keinen Van Bommel oder Robben neben sich hat, sondern eher Novizen und Lehrlinge wie Sami Khedira oder Christian Träsch. Doch die Aussicht, der neue "Capitano" im Team zu sein, schreckt den 25-Jährigen jedenfalls nicht: "Ich trage ohnehin schon viel Verantwortung. Der Druck wird deswegen für mich jetzt auch nicht mehr, da ändert sich nichts für mich".
Keine Frage, aus dem Schweini von einst ist - endlich – ein Herr Schweinsteiger geworden, großartige Aussichten für die Bayern und die DFB-Elf.