Lyon genießt das Element der Überraschung
Freitag, 16. April 2010
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Olympique Lyonnais hat mit dem Erreichen des Halbfinals viele überrascht. Mittelfeldspieler Jérémy Toulalan hofft sogar auf noch mehr: "Manchmal geht ein Team den kompletten Weg, wenn niemand es ihm zutraut."
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OlympiqueLyonnais hat Viele überrascht mit dem Erreichen des Halbfinals, aberMittelfeldspieler Jérémy Toulalan wies darauf hin: „Manchmal geht eineMannschaft den ganzen Weg, wenn niemand es von Ihnen erwartet."
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Elf Jahre nach dem Debüt in der Königsklasse hat sich Olympique Lyonnais durch einen Sieg gegen den FC Girondins de Bordeaux erstmals für das Halbfinale des Wettbewerbs qualifiziert. Doch es war ein komisches Gefühl bei den Feierlichkeiten im Stade Chaban-Delmas - und nicht nur, weil man einen nationalen Konkurrenten im Gesamtergebnis mit 3:2 geschlagen hatte. Immerhin kam OLs bahnbrechender Lauf zu einer Zeit, als es am wenigsten erwartet wurde.
Nach sieben französischen Meistertiteln in Folge wurde allgemein angenommen, Les Gones würden auch in Europa letztlich erfolgreich sein. Sechsmal erreichten sie die K.-o.-Runde der UEFA Champions League, kamen aber nie über das Viertelfinale hinaus.
In der Saison 2004/05 beendeten sie die Gruppenphase auf dem ersten Platz
vor Manchester United FC, damals mit Talenten wie Michael Essien, Juninho Pernambucano, Mahamadou Diarra und Florent Malouda. Trotz eines Torfestivals von insgesamt zehn Toren in beiden Achtelfinalspielen gegen Werder Bremen, musste man sich dann in der Runde der letzten Acht dem PSV Eindhoven im Elfmeterschießen geschlagen geben.
In der folgenden Saison schien Gérard Houllier die perfekte Balance zwischen Abwehr und Angriff gefunden zu haben. Im Achtelfinale revanchierte man sich beim PSV Eindhoven und gewann beide Spiele mit insgesamt 5:0. Lyon war zwei Minuten davon entfernt, auch den AC Mailand aus dem Turnier zu werfen, bevor Filippo Inzaghi den Traum beendete. Es war das dritte Aus im Viertelfinale, gefolgt von drei Achtelfinalniederlagen gegen den AS Roma, ManU und den FC Barcelona.
Lyons Chance auf europäischen Ruhm war scheinbar verschwunden. Bordeaux bestätigte dann mit der Meisterschaft im letzten Sommer das Ende einer Ära. Als dann auch noch die beiden Starspieler Karim Benzema und Juninho dem Stade Gerland den Rücken kehrten, stellten sich die Fans bereits auf ein Übergangsjahr ein. Zu Weihnachten wurde die Vereinsgeschichte dann mit Füßen getreten. Nach Niederlagen gegen LOSC Lille Métropole, Bordeaux und Montpellier Hérault SC stand die Mannschaft von Claude Puel nur noch auf Platz sechs, der Druck nahm zu.
In Europa zeigte die Mannschaft hingegen ermutigende Auftritte. Rekord-Transfer Lisandro traf gleich viermal gegen den RSC Anderlecht, und auch Miralem Pjanić ließ sein Potenzial aufblitzen, als er gegen den ACF Fiorentina das entscheidende Tor erzielte. Daraufhin folgte der historische Sieg gegen den FC Liverpool im Oktober.
Puel hatte als Trainer mit Lille bereits Erfolge gegen Manchester United und Milan gefeiert, dies war jedoch sein erster großer Sieg für Lyon. Die Art und Weise des Sieges an der Anfield Road unterstrich die Qualitäten dieser Mannschaft. Als Kapitän Cris nach einem Schlag auf den Kopf zu Boden ging, traf Yossi Benayoun für Liverpool. Puel musste dann notgedrungen Jérémy Toulalan in die Innenverteidigung zurückziehen.
In der zweiten Halbzeit wurde Cris vom unerfahrenen Mittelfeldspieler Maxime Gonalons ersetzt, der zum ersten Mal in seiner Karriere in der Verteidigung spielte. Doch in Zeiten der Not griffen Puels Maßnahmen. Seine Mannen zeigten bemerkenswerte Moral und Entschlossenheit, um dieses Spiel noch zu drehen. Gonalons schoss den Ausgleich, bevor César Delgado die Mannschaft mit seinem späten Tor zum Sieg führte.
Puels Taktiken haben sich schon oft bewährt, aber seine wohl wichtigste Entscheidung in dieser Saison war es, mit der Mannschaft in der Winterpause wegzufahren. Einige Spieler bezeichneten die Reise nach Tunesien im Januar als Wendepunkt. Abseits der Kritik ließ Puel die Zügel etwas lockerer und die Spieler hatten mehr Freiheiten. Der Teamgeist, der das alte Lyon auszeichnete, war zurück.
Im Jahr 2010 verlor Lyon nur eines von 13 Ligaspielen, und in Europa setzten sie sich gegen Real Madrid CF und Bordeaux durch. Sportdirektor Bernard Lacombe räumte aber auch ein, dass die jetzige Mannschaft "weniger talentiert" sei als Teams vergangener Tage. Er meinte das Rückspiel in Bordeaux, wo man sich zwar qualifizierte, aber nicht einen Schuss auf das gegnerische Tor brachte.
Laurent Blanc glaubt, dass sich Lyon aufgrund der Erfahrung in europäischen Wettbewerben durchgesetzt hat. "Du kannst dir Erfahrung nicht im Supermarkt kaufen", sagte der Trainer von Bordeaux. Und er hat recht. Spieler wie Cris, Anthony Réveillère, Toulalan und Kim Källström haben aus vergangenen Niederlagen gelernt.
Niemand hätte gedacht, dass Lyon Madrid schlagen könnten, viele hatten auch Bordeaux stärker eingeschätzt. Und auch der FC Bayern München wird ohne Zweifel als Favorit im kommenden Halbfinale gesehen. Mit der Außenseiterrolle kommt Lyon deshalb ganz gut zurecht. "Manchmal geht ein Team den kompletten Weg, wenn niemand es ihm zutraut", sagte Toulalan. "Porto hat es schon einmal getan, vielleicht sind wir dran."