Lyons Lloris bleibt gelassen

Auf dem Platz tritt Hugo Lloris couragiert und dominant auf, doch daneben ist er kein Mann großer Worte und sehr reserviert. Er hat gute Chancen, in den kommenden Jahren bei Frankreich zwischen den Pfosten zu stehen, nachdem er eine überragende erste Saison bei Olympique Lyonnais spielt und sowohl in UEFA Champions League als auch WM-Qualifikation für Furore gesorgt hat.

Derzeit wird der 23-Jährige, der 2008 von OGC Nice zu Lyon wechselte, mit Lobeshymnen überhäuft, vor allem nach seinen beiden fantastischen Vorstellungen gegen Real Madrid CF. Er hatte mit seinen Paraden maßgeblichen Anteil daran, dass die Königlichen im Achtelfinale an Lyon gescheitert sind.

"Ich kümmere mich nicht darum", sagte er. "Ich gebe mein Bestes und versuche immer, mich noch weiter zu verbessern. Ich arbeite hart und versuche, konstante Leistungen zu bringen. Außerdem bin ich noch jung. Im Moment kennen mich die Leute vielleicht noch nicht, deshalb ist es für mich einfach ein Vergnügen, in der Champions League gegen solch große Klubs spielen zu dürfen."

Lloris ist sehr bescheiden, doch seine Leistungen sind herausragend. Er hat es geschafft, Steve Mandanda von Olympique de Marseille im Kampf um die Nachfolge von Grégory Coupet bei den Les Bleus auszustechen.

"Ich habe schon immer hohe Ansprüche an mich gestellt und war sehr ehrgeizig", fügte Lloris hinzu. "Ich habe das Glück, dass ich erst 23 bin. Aus solchen Wettbewerben, aus solchen Spielen kann man viel lernen. Ich bin von Natur aus sehr bodenständig und nicht in Gefahr, abzuheben. Ich betrachte alles sehr nüchtern."

Bei Nice schaffte Lloris den Durchbruch, 2007/08 belegte er mit dem Klub den achten Rang in der Ligue 1 und erreichte damit die beste Platzierung in der Vereinsgeschichte. Lyon waren die Dienste des Torhüters danach 8,5 Millionen Euro wert. Bei den Les Gones trat er in die großen Fußstapfen von Coupet.

Für den jungen Schlussmann ist das große Potenzial von Lyon offensichtlich, bester Beweis dafür ist der Erfolg über Real Madrid im Achtelfinale der UEFA Champions League. Zunächst feierten die Franzosen dabei einen 1:0-Heimsieg, ehe das Rückspiel im Santiago Bernabéu mit einem 1:1-Unentschieden endete.

Lloris zeigte in beiden Partien überzeugende Leistungen, Cristiano Ronaldos Tor in Madrid war Lyons erster Gegentreffer nach 626 Minuten. Die Klasse seiner Teamkollegen steht für ihn außer Frage, doch gleichzeitig räumt der Torhüter auch ein, dass die Mannschaft von Claude Puel noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung ist.

"Es kommt darauf an, welche Ansprüche man hat, individuell und als Team", erklärte er. "Wir sind selbst für unsere Probleme in der Ligue 1 verantwortlich, nicht unsere Gegner. Wir können uns steigern, aber manchmal haben wir Probleme. Im Moment erfüllen wir unsere eigenen Ansprüche nicht."

Lloris gilt als scheu und zurückhaltend, auf jeden Fall ist er alles andere als ein Lautsprecher. Der Einzug ins Viertelfinale ist zwar schon ein großer Erfolg, doch der Keeper weiß genau, worauf es besonders ankommt. "Es zählt nur, was am Ende dabei herauskommt. Nur wenn man das Finale gewinnt, hat man etwas zu feiern, obwohl der Sieg gegen Real Madrid natürlich ein großer Erfolg war."

Sollte Lloris weiter so stark halten, dann dürfen die Fans von Lyon vielleicht sogar vom ganz großen Coup träumen. Der Schlussmann selbst gibt sich jedoch keinen Träumereien hin. "Ich versuche einfach nur, mich auf das Wesentliche zu beschränken, und das ist das Geschehen auf dem Platz. Das steht bei mir im Mittelpunkt", sagte er. "Daneben möchte ich ein ruhiges Leben leben und dieses genießen. Ich will nicht ständig abgelenkt werden, ich konzentriere mich voll auf das Training und die Spiele."