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Sir Alex hat nie genug

"Der Gipfel der Erfüllung", so Sir Alex Ferguson in seiner Autobiografie, sei für ihn 1999 der Gewinn der UEFA Champions League gewesen. Am Mittwoch könnte der 67-jährige diesen Gipfel zum dritten Mal erklimmen.

Sir Alex Ferguson & Mike Phelan (Manchester United FC) mit dem Meisterpokal
Sir Alex Ferguson & Mike Phelan (Manchester United FC) mit dem Meisterpokal ©Getty Images

"Der Gipfel der Erfüllung", so Sir Alex Ferguson in seiner Autobiografie, sei für ihn 1999 der Gewinn der UEFA Champions League gewesen.

Nächster Gipfel?
Eine Dekade später strebt der Trainer von Manchester United FC erneut nach dem höchsten Gipfel. Sieben Jahre nach seinem Rücktritt vom Rücktritt und zwölf Monate nach seinem erneuten Gipfelsturm im Mai letzten Jahres könnte sich der 67-Jährige am kommenden Mittwoch mit einem Sieg gegen den FC Barcelona endgültig unsterblich machen und gleichziehen mit Liverpool FC-Coach Bob Paisley, dem bislang erfolgreichsten Trainer der Europapokalgeschichte.

Geschichte schreiben
Nur Raymond Goethals, der 1993 mit Olympique de Marseille den Pokal der europäischen Meistervereine gewann, war älter als Sir Alex, der allerdings noch keinerlei Ermüdungserscheinungen aufweist. Jeden Morgen sitzt er schon vor acht Uhr an seinem Schreibtisch im ManU-Trainingszentrum in Carrington, außer an den zahlreichen Tagen, an denen er geschäftlich auf Reisen ist. Selbst wenn seine Assistenten Mike Phelan und Rene Meulensteen das Training leiten, ist Sir Alex trotzdem bei fast jeder Trainingseinheit mit dabei, beobachtend und anfeuernd.

Außergewöhnliche Energie
Nach den Wurzeln seiner außergewöhnlichen Energie gefragt, erklärte Ferguson diese Woche den versammelten Reportern in Carrington: "Das ist schwer zu sagen. Das ist mir vermutlich in die Wiege gelegt worden." Dabei war sein Vater Alexander eher ein Bücherwurm. "Mein Vater war ein sehr stiller Mensch, meine Mutter war wahrscheinlich die wesentlich entschlossenere Persönlichkeit." Wo auch immer sein unerschöpflicher Antrieb herkommen mag, Sir Alex weiß auf jeden Fall, was ihn ständig weiter antreibt. "Ich habe das große Glück, beim richtigen Klub zu sein. Es gibt eine Erwartungshaltung, die mich vermutlich am stärksten antreibt, - nämlich die Erwartung, dass Manchester United jedes Spiel gewinnen muss – deshalb ist es sehr schwierig, die Dinge mal schleifen zu lassen. Ich hatte auch immer richtig gute Spieler und das ist auch sehr wichtig, denn im Fußball geht es nur darum, zu gewinnen. Wenn man nicht mehr gewinnt, ist man schnell seinen Job los."

Harte Zeiten
Derzeit läuft es richtig rund für ManU, der Klub sicherte sich schon vor einer Woche seinen Titelhattrick in der englischen Premier League und stellte damit den Rekord von Liverpool FC ein, der 18 Meisterschaften gewinnen konnte. Doch es gab auch Zeiten, in denen es wesentlich weniger gut lief für den kauzigen Schotten, der mit ManU 22 nationale und internationale Titel gewonnen hat. Erst in seiner sechsten Saison in Manchester gelang es ihm, die Meisterschaft zu holen. "Zu dieser Zeit trugen wir einen Mühlstein um den Hals, denn wir warteten seit 26 Jahren auf diesen Titel", erinnerte sich Ferguson. Doch mit dem ersten Erfolg wuchs seine Machtposition beim Klub. "Als ich hierher kam, hatte ich nichts unter Kontrolle, man kann nichts kontrollieren, wenn man nichts gewonnen hat – nur durch Erfolg bekommt man alles in den Griff." Wie das aussah, beschreibt am besten sein langjähriger Schützling Ryan Giggs. "Als ich als 13- oder 14-Jähriger zum Klub kam, war ich völlig verblüfft, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Selbst in der Jugendmannschaft konnte es passieren, dass zur Halbzeit der Trainer hereinkam und uns eine Standpauke hielt. Heute ist er viel entspannter. Offensichtlich macht es ihm großen Spaß, seiner Mannschaft zuzusehen, zu beobachten, wie sich sein Team entwickelt."

"Haartrockner"
Nach wie vor ist für Ferguson der Zweite der erste Verlierer, unterstreicht auch Patrice Evra: "Er sucht den Kontakt zu den Spielern und stellt sich immer schützend vor uns, aber er verlangt, dass wir das Trikot von Man Utd. respektieren. Er ist ein unheimlich netter Kerl, so lange man seinen Job gut erledigt." Doch wenn man dies nicht tut? "Als wir vor zwei Jahren gegen Arsenal [FC] verloren haben, weil [Thierry] Henry in den letzten Sekunden ein Tor gelungen ist, stürmte er in die Kabine und ich dachte, er fällt gleich tot um. Er hatte einen feuerroten Kopf, schon der Gedanke daran lässt mich wieder zittern. Die Leute hatten mir die Geschichte vom "Haartrockner" erzählt, und als ich es selbst erlebte, war ich sehr beeindruckt."

"Tritt in die Zähne"
Vor allem das Scheitern im Europapokal weckte immer wieder den Zorn des ManU-Trainers. Das Aus 2002 im Halbfinale der UEFA Champions League gegen Bayer 04 Leverkusen war, in seinen eigenen Worten, für ihn wie ein Tritt in die Zähne, verhinderte es doch eine Endspielteilnahme in seiner Heimatstadt Glasgow. Doch hat er es sich angewöhnt, nie im Zorn zurückzublicken, sondern lieber aus Fehlern zu lernen. So begann er "über drei zentrale Mittelfeldspieler nachzudenken, um sicher zu gehen, dass wir nicht ausgekontert werden". Er würde nur zu gerne zu der Handvoll Teams gehören, die die Königsklasse "viermal oder öfter gewonnen haben". Doch trotz aller Lobeshymnen bleibt er auch im Erfolg stets zurückhaltend und erinnert lieber daran, wie ihn die Presse nach dem frühen Ausscheiden in der Saison 2005/06 "in seinen Strandkorb am Torquay-Beach" schicken wollte. Abschließend gesteht er ein, dass der dritte Erfolg im Europapokal wohl auch seinen Vater dazu gebracht hätte, den Blick kurz aus seinen geliebten Büchern zu heben. "Ich wünschte mir, mein Vater wäre noch am Leben. Er wäre darüber sehr glücklich gewesen."

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