Warum Hiddink so erfolgreich ist
Donnerstag, 12. Februar 2009
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Chelsea hofft, dass Guus Hiddink in den nächsten Monaten an der Stamford Bridge ähnliche Erfolge aufweisen kann wie mit Russland. uefa.com zeigt Ihnen, warum der Niederländer so erfolgreich ist.
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Der Ruf von Guus Hiddink war schon exzellent, bevor er 2006 die russische Nationalmannschaft übernahm. Doch seit er die Russen bei der UEFA EURO 2008™ bis ins Halbfinale geführt hat, ist er einer der begehrtesten Trainer auf diesem Erdball. Dies hat nun auch Chelsea FC dazu veranlasst, den Niederländer für den Rest der Saison als Coach zu verpflichten. uefa.com-Reporter Oleg Sokol, der Russlands Aufstieg unter Hiddink verfolgt hat, nennt fünf Beispiele für die außerordentlichen Qualitäten Hiddinks als Trainer der Russen.
Nr. 1: Auf die Jugend setzen
Hiddink war nicht unbedingt der Wunschkandidat der russischen Fans, zumal Gerüchte auftauchten, er werde rund sieben Millionen Euro verdienen. Zudem gab es zum Start der EURO-Qualifikation zwei magere Heimunentschieden gegen Kroatien und Israel, die auch nicht gerade hilfreich waren, die Herzen der Fans zu gewinnen. Doch Hiddink ist nach 20 Jahren im Trainergeschäft ein alter Fuchs, der genau wusste, dass es immer gut ankommt, auf die Jugend zu setzen. Mit Talenten wie Pavel Pogrebnyak sorgte Hiddink für genau den Offensivfußball, den sich Roman Abramovich seit Jahren auch bei Chelsea wünscht. Aber der Besitzer des Klubs aus London will auch Resultate sehen, und der Triumphzug der Russen bis ins Halbfinale der EURO - mit der jüngsten Mannschaft des Turniers - war ein optimales Bewerbungsschreiben.
Nr. 2: Mentalität
Sobald Hiddink das Team beisammen hatte, das er sich gewünscht hatte, setzte er auf eine neue, modernere Mentalität. Die strenge Disziplin seiner Vorgänger wurde abgelöst durch größeres Vertrauen in die Spieler. Wer allerdings gegen den Team-Kodex verstieß, wurde hart bestraft. Als Sergei Ignashevich vor dem Spiel gegen Polen ein paar Stunden zu spät im Mannschaftshotel auftauchte, wurde er sofort wieder nach Hause geschickt. Der Verteidiger hatte seine Verspätung schon Tage zuvor angekündigt, doch Hiddink war mit der Begründung nicht zufrieden.
Nr. 3: Großer Verantwortungsbereich
Wie es für seinen neuen Interims-Job angemessen erscheint, ist Hiddink nicht nur Trainer, sondern eher ein Team-Manager im englischen Sinne. Er zeichnete für die Auswahl der besten Hotels für die russische Nationalmannschaft ebenso verantwortlich, wie für die Zimmeraufteilung und verbesserte Flug-Verbindungen. "Seit Hiddink hier die Verantwortung übernommen hat, haben wir keinerlei organisatorische Probleme mehr", erklärte Diniyar Bilyaletdinov gegenüber dem Magazin "Sovetsky Sport Football". "Wenn alle nicht-fußballerischen Probleme gelöst sind, hat man auf dem Platz den Kopf frei. Ich denke, dass wir unter Hiddink große Fortschritte gemacht haben."
Nr. 4: Stimmung
"Hiddink ist ein weiser Trainer", sagt Russlands Kapitän Sergei Semak. "Er weiß genau, wann er ernst sein muss und wann er mal einen Witz reißen kann." Den besten Beweis dafür gab es während der UEFA EURO 2008™ im Trainingslager in Rottach-Egern. Der Druck, der auf dem Team lastete war immens, doch Hiddink amüsierte seine Spieler, indem er trotz strömenden Regens den Mannschaftsbus links liegen ließ und mit dem Fahrrad fuhr. Einmal versuchte der Bus, den radelnden Niederländer zu überholen, was dieser mit einer im Straßenverkehr nicht unüblichen Geste kommentierte. "Wir haben sehr gelacht", meinte dazu Semak.
Nr. 5: Optimale Bedingungen
Doch die Spieler genießen nicht nur die lockere Atmosphäre in der Nationalmannschaft, sondern auch die optimalen Arbeitsbedingungen. Hiddink selbst hat dafür gesorgt, dass die besten Experten verpflichtet wurden. Vor der EURO-Endrunde bereiteten Coach Arno Philips und Konditionstrainer Raymond Verheyen die Spieler vor, Roman Pavlyuchenko zum Beispiel speckte dabei rund vier Kilo ab. Bestens zu besichtigen waren die Auswirkungen dieser Vorbereitung dann im Viertelfinale, als die Russen in der Verlängerung die scheinbar übermächtigen Niederländer schlicht überrannten. "Ein exzellenter Trainer hat elf talentierte Niederländer ausgetrickst", erzählte damals Andrei Arshavin gegenüber uefa.com. "Unter Hiddink spielen wir einen komplett anderen Fußball."