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"Ich bin unglaublich stolz", sagt Sir Alex Ferguson

Alex Ferguson hat mit dem Gewinn der UEFA Champions League 25 Jahre nach seinem ersten Europapokalsieg etwas Außergewöhnliches erreicht. Doch der 66-Jährige will sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen.

"Ich bin unglaublich stolz", sagt Sir Alex Ferguson
"Ich bin unglaublich stolz", sagt Sir Alex Ferguson ©Getty Images

Die Feierlichkeiten nach dem Triumph im Luzhniki-Stadion waren am Donnerstagmorgen noch im vollen Gange, als Sir Alex Ferguson bereits über die Zukunft nachdachte. Der Trainer von Manchester United FC hatte gerade zum zweiten Mal die UEFA Champions League gewonnen, doch der 66-Jährige will sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen.

"Euphorie geht vorbei"
Nach dem Gewinn der Königsklasse gegen Chelsea FC liegt die Herausforderung nun darin, den Titel zu verteidigen. "Ich bin unglaublich stolz", verrät Ferguson. "Manchmal muss man sich selbst in den Arm kneifen, aber wir werden deshalb nicht abheben. Ab morgen denke ich über die kommende Saison nach. Die Euphorie ist sehr schnell wieder vorbei. Der Moment, in dem Edwin van der Sar den Elfmeter gehalten hat, das war mein Moment der Euphorie und der Freude. Jetzt geht es normal weiter."

Noch immer hungrig
Auch nach 34 Jahren als Trainer ist das Gefühl des Sieges ein kostbares Gut und man könnte fast meinen, der Schotte wäre süchtig danach. In der Vorbereitung zur nächsten Saison will Ferguson "in den Augen der Spieler lesen, ob der Erfolgshunger noch da ist", und dann wieder bei Null anfangen. Dies macht er schon seit seinem ersten Job als Trainer, den er im Alter von 32 Jahren bei East Stirlingshire FC antrat. Ans Aufhören jedenfalls denkt er noch lange nicht, auch wenn er 2002 bereits seinen Rücktritt angekündigt hatte, dann aber von seiner Frau zum Weitermachen überredet wurde. Zehntausende United-Fans sind seiner besseren Hälfte Cathy nun zu großem Dank verpflichtet.

Kritische Phase
Dabei ist es erst gerade einmal drei Jahre her, als einige Manchester-Anhänger seinen Rauswurf gefordert hatten. Arsenal FC hatte sich mit attraktiven Offensivfußball die Meisterschaft gesichert und Man U. absolut in den Schatten gestellt. Dann kam Chelsea FC mit dem erfolgshungrigen Trainer José Mourinho sowie der Geldbörse von Besitzer Roman Abramovich und schien auf dem Weg, auf Jahre hinweg die Nummer Eins im englischen Fußball zu werden. Prompt wurden Ferguson, seine Taktik und seine Transferpolitik heftig in Frage gestellt.

Neue Generation
Doch mittlerweile sind alle Kritiker verstummt. Nach der missratenen Saison 2005/06 erstürmte Manchester erneut den englischen Fußballgipfel und lag am Ende vor Chelsea, das zuvor zwei Mal den Titel gewonnen hatte. Eine neue große Mannschaft war geboren und es gibt nicht wenige, die behaupten, sie wäre besser als die Truppe, die 1999 das Triple gewann. Ferguson ist mittlerweile 22 Jahre lang Trainer bei United und hat drei wirklich hervorragende Mannschaften hervorgebracht: Zuerst gelang es ihm, 1993 nach 26 Jahren erstmals wieder die Meisterschaft nach Manchester zu holen und nur ein Jahr später verteidigte man den Titel. Es folgte das sensationelle Triple im Jahr 1999 und heute ist eine Generation da, die vielleicht alles übertreffen wird.

Einzigartig in Europa
Bei den Spielern ist es ein Kommen und Gehen, aber der Trainer bleibt immer der gleiche. In einer Zeit, in der nur der schnelle Erfolg zählt, ist seine Standhaftigkeit wahrlich einzigartig. Bereits 1983 gewann er mit Aberdeen FC den Pokal der Pokalsieger - kein anderer Trainer hat es je geschafft, ein Vierteljahrhundert später erneut den Europapokal zu gewinnen. Vielleicht bleibt es ein Rekord für die Ewigkeit. Und es gibt zahlreiche schöne Anekdoten: Mit Aberdeen hatte er es damals mit dem legendären Alfredo Di Stéfano, Trainer von Real Madrid CF zu tun, aber auch diese Aufgabe meisterte er bravourös. "Ich habe nicht gezittert", erinnert sich Ferguson. "Ich habe ihm eine Flasche Whisky geschenkt und mich dafür bedankt, dass er Teil des großen Ereignisses war."

Schicksal auf seiner Seite
Im Jahre 1991 folgte ein weiterer Erfolg im Pokal der Pokalsieger gegen den FC Barcelona, ehe Ferguson im Camp Nou endlich seinen Traum vom Gewinn der ganz großen Trophäe wahr machte. Das Schicksal scheint immer auf seiner Seite, so war es bei den zwei Toren in der Nachspielzeit 1999 gegen den FC Bayern München, und auch beim vergebenen Elfmeter von John Terry, der mit einem Treffer den Sieg für Chelsea perfekt gemacht hätte, war die nötige Portion Glück im Spiel.

Vertrauen in die Jugend
Der Schotte hat in all den Jahren aber auch immer wieder hart für dieses Glück gearbeitet. Er war es, der sich 1986 in Manchester für den Bau einer Jugendakademie einsetzte und ein Netzwerk an Talentsichtern auf die Beine stellte. Heraus kamen Spieler wie David Beckham, Gary Neville, Paul Scholes und Ryan Giggs, der als einziger Akteur in allen zehn Spielzeiten, in denen United unter Ferguson die Meisterschaft gewann, mitwirkte. "Es ist kein Zufall, dass Spieler wie Scholes, Giggs und Neville so lange beim Verein geblieben sind", meint Ferguson. "Sie wissen, was professioneller Fußball bedeutet und was es heißt, Spieler bei Manchester United zu sein."

"Sind alle müde"

Auch wenn Manchesters Trainer nach dem gewonnen Endspiel den Pokal noch kraftvoll in den Himmel gestreckt hatte, auch er war nach der bis in die frühen Morgenstunden dauernden Party ziemlich erschöpft. Verlängerung und Elfmeterschießen hatte ihm alles abverlangt: "In Barcelona 1999 kam alles so schnell und unerwartet, heute hatten wir alles in der eigenen Hand. Hätten wir jeden Elfmeter reingemacht, wäre uns der Sieg nicht zu nehmen gewesen. Leider haben wir einen verschossen, also war es spannend bis zum Schluss. Ein Europapokalendspiel ist eine sehr emotionale Angelegenheit, das nimmt einen sehr mit. Es macht einen auch müde. Ich glaube, wir sind alle sehr müde." Trotzdem darf man sich sicher sein, dass Ferguson schon sehr bald die Batterien wieder voll aufgeladen hat und sich dann voll der Mission Titelverteidigung widmen wird.