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Benítez träumt von Istanbul

Vor dem erneuten Duell mit dem AC Milan denkt Liverpools Trainer Rafael Benítez an die berühmte Nacht in der Türkei zurück, die ihn an der Anfield Road zu einer Legende machte.

Es war vielleicht das außergewöhnlichste Endspiel in der 51-jährigen Geschichte des Pokals der europäischen Meistervereine. Seine Mannschaft lag nach 45 Minuten bereits mit 0:3 zurück, doch dann trieb Liverpool FC-Trainer Rafael Benítez seine Reds zu einer sensationellen Aufholjagd und zu einem Sieg, der ihn an der Anfield Road zu einer Legende machte. Vor dem neuerlichen Duell mit Milan erinnert sich der 47-jährige Spanier noch einmal an diese berühmte Nacht in Istanbul von vor zwei Jahren.

Die Champions League ist der wichtigste Wettbewerb der Welt. Und nach dem Spielverlauf war diese Partie die aufregendste, die es jemals in Europa gegeben hat - und so ein Finale wird es auch die nächsten 100 Jahre nicht mehr geben.

Wir haben vor dem Spiel darüber gesprochen, dass wir keine Fehler machen dürfen, aber wir haben gleich den Ball verloren und sind nach einem Freistoß in Rückstand geraten. Normalerweise bin ich wirklich ruhig, besonders in der Pause. Aber diesmal war ich gerade am schreiben, 0:2, was soll ich sagen? Und noch dazu in Englisch. Dann haben wir das dritte Tor kassiert. Plötzlich war es noch schwieriger, aber als ich die Rufe der Fans gehört habe, war die Botschaft klar; wir mussten etwas für sie tun. Das war vielleicht das wichtigste Spiel, und das verlierst du mit 0:3, und jetzt musst du etwas auf Englisch sagen. Das war wirklich schwer für mich.

Wenn ich mein Englisch heute mit dem vor zwei Jahren vergleiche, würde ich sagen, ich habe ein bisschen dazugelernt. Man muss sich vorstellen, man muss in einer fremden Sprache sprechen und etwas ganz Dringendes in 10 oder 15 Minuten ausdrücken. Das ist nicht leicht. Das Hauptproblem besteht nicht darin, wenn du etwas sagst, sondern wenn sie antworten, denn man versteht sie nicht immer, besonders die mit Liverpooler Dialekt.

Als erstes musste ich mir überlegen, wie wir Kaká stoppen können, also wechselte ich Dietmar Hamann ein. Wir haben über die Details gesprochen, und dann ging Hamann zum Aufwärmen. Nachdem ich mit meiner Rede fertig war, sagte mir der Physiotherapeut, dass [Steve] Finnan nicht weitermachen konnte und ich ihn auswechseln musste. Zu diesem Zeitpunkt war [Djimi] Traoré bereits auf dem Weg in die Dusche, und ich rief "Djimi, Kommando zurück, Finnan kann nicht mehr spielen". Da waren bereits acht Minuten der Pause vorbei. Eigentlich war alles unter Kontrolle, und auf einmal mussten wir alles umstellen. Seinen Plan auf Englisch zu verändern ist ein echtes Problem, also mussten wir mit den Konsequenzen hochzufrieden sein.

Wir wussten, dass wir mit einem schnellen Tor wieder zurück im Spiel sein würden, und genau das ist geschehen. Bei unserem dritten Tor dachte ich, wir haben es geschafft, und ich hatte noch mehr Selbstvertrauen. Als sie am Ende eine große Möglichkeit vergeben haben, war ich mir sicher, dass wir sie im Elfmeterschießen schlagen konnten.

Ich habe [Milan-Trainer Carlo] Ancelotti die Hand gegeben und "sorry" gesagt, und ihm alles Gute gewünscht. Ich habe eine sehr hohe Meinung von ihm. Er hat alles für den Sieg getan. Zur Pause führte er mit 3:0, dann haben wir unsere Tore gemacht, deshalb musste er etwas ändern. Er stellte Serginho auf den linken Flügel und versuchte damit, das Spiel zu öffnen. Er war wirklich gut, aber wir hatten Glück. Er wird sich wahrscheinlich die Frage stellen, warum. In Italien haben sie vielleicht gesagt, dass er seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit defensiver ausrichten hätte müssen, aber der AC Milan ist ein Spitzenteam. Sie spielen gerne offensiv, und sie lieben es, in Ballbesitz zu sein.

Danach saß ich mit ein paar Freunden im Hotel zusammen, und ich meinte: "Wollt Ihr den Pokal sehen?". Natürlich wollten sie, und so habe ich ihnen gesagt, sie sollen mir folgen. Doch mein Sicherheitsmann hat gesagt, dass wir das nicht dürfen. Ich habe zu ihm gemeint, "aber ich bin der Trainer", doch er hat uns nicht erlaubt, den Pokal zu sehen.

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