Premiership regiert Europa
Donnerstag, 12. April 2007
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England ist im Halbfinale der UEFA Champions League erstmals mit drei Mannschaften vertreten. Damit wird möglicherweis ein neue Periode englischer Vorherrschaft in Europa eingeläutet.
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"Europa in englischer Hand" - so beschreibt der italienische Corriere dello Sport den erstmaligen Einzug dreier englischer Mannschaften ins Halbfinale der UEFA Champions League.
Englischer Finalist sicher
Auch wenn Manchester United FC nach dem 7:1 gegen den AS Roma für das größte Ausrufezeichen sorgte, war das Weiterkommen von Chelsea FC und Liverpool FC, die es nun innerhalb von drei Jahren zweimal in die Vorschlussrunde geschafft haben, ebenfalls aller Achtung wert. Ob die Blues von José Mourinho oder die Reds von Rafael Benítez - zum dritten Mal in Folge wird ein englischer Verein im Endspiel stehen. Nur der AC Milan könnte ein rein englisches Finale verhindern, sollten die Italiener es schaffen, Manchester aus dem Wettbewerb zu werfen.
Erstmals Spanien
Auch schon andere Nationen haben allein für die Endspielteilnehmer gesorgt. Begonnen hat alles 2000 mit Spanien, als sich in Paris Real Madrid CF gegen Valencia CF durchsetzte, oder drei Jahre später, als der AC Milan im Old Trafford Juventus Turin erst im Elfmeterschießen schlagen konnte. In diesen beiden Jahren standen damals ebenfalls drei Mannschaften aus einem Land im Halbfinale.
"Führendes Land"
Natürlich, der englische Fußball dominierte schon einmal Europa - damals in den späten 70er und den frühen 80er Jahren, als durch Liverpool, Nottingham Forest FC und Aston Villa FC zwischen 1977 und 1984 sieben Mal der Pokal der europäischen Meistervereine auf die Insel geholt werden konnte. Vor zwei Jahren war erneut Liverpool siegreich, und im vergangenen Mai schaffte es Arsenal immerhin bis ins Finale. Die englischen Fans glauben nun zunehmend, dass der englische Fußball wieder im Kommen ist. Wie schrieb der Corriere dello Sport: "Es gibt keinen Zweifel, dass die UEFA Champions League ein führendes Land hat: England."
Die Besten in Europa
Sir Alex Ferguson ist der Meinung, dass die englischen Premiership-Mannschaften stärker als 1999 sind, als er mit United den zweiten Titel auf dieser Ebene holte. "Die Tatsache, dass drei Mannschaften im Halbfinale stehen, macht unsere Liga zur besten in Europa", sagte der Schotte. "Vor sechs oder sieben Jahren war der spanische Fußball der beste. Aber wie diese Saison gezeigt hat, waren [FC] Barcelona und Real Madrid [CF] nicht so nahe dran, wie in den vergangenen Jahren. Die Wettbewerbfähigkeit und Qualität des englischen Fußballs hat sich in den vergangenen Saisons verbessert."
Finanzielles Potenzial
Roma-Trainer Luciano Spalletti, dessen Mannschaft das erste italienische Team seit 49 Jahren ist, das sieben Treffer in einer Partie hinnehmen missen, kann dem natürlich nicht widersprechen. Für ihn liegt der Grund in der monetären Situation der Premiership begründet. "Englische Mannschaften haben großartige Spieler aus allen Ecken der Welt, so wie es ein wenig in den Jahren davor in Italien war. Nun kann nur noch eine Handvoll italienischer Mannschaften mit dem finanziellen Potenzial der englischen Vereine mithalten." PSV Eindhoven-Trainer Ronald Koeman bringt es nach der Niederlage am Mittwoch an der Anfield Road auf einen einfachen Nenner: "Sie haben Geld, gute Spieler und gute Trainer."
"Komplettere Spieler"
"Ich denke, ihre Mannschaften sind körperbetonter und kompletter", fügte Spalletti hinzu, dessen Team in dieser Woche keine Chance hatte gegen Uniteds schnellen und kraftvollen Fußball. "Die Spieler sind für das Spiel Mann gegen Mann besser gerüstet, weil sie das in der Premiership brauchen, und diese Stärke bringen sie auch nach Europa."
Wasser im Munde
Während es keine Garantie gibt, dass United besser als Milan ist - die spielen immerhin in fünf Jahren ihr viertes Halbfinale -, läuft den Fans der Premiership natürlich das Wasser im Munde zusammen, wenn sie an ein rein englisches Endspiel denken. Die Rivalität zwischen Liverpool und United besteht schon seit Jahrzehnten, in denen die beiden Nordwest-Rivalen um alle wichtigen Trophäen kämpften. Ein Endspiel zwischen Chelsea und United hingegen würde die Verlegung des heimischen Meisterkampfes auf europäische Ebene bedeuten.
Showtime
Dies würde auch heißen, dass beide Vereine im nächsten Monat möglicherweise insgesamt drei Partien gegeneinander bestreiten würden. Am 9. Mai gibt es ein möglicherweise entscheidendes Spiel um die Meisterschaft an der Stamford Bridge. Am 19. Mai steht das FA Cup-Finale an, für das sich beide Mannschaften allerdings an diesem Wochenende erst noch qualifizieren müsse. Und dann würde am 23. Mai im Athener Olympiastadion der große Höhepunkt mit dem UEFA Champions League-Finale folgen. Was wäre das für ein Saisonabschluss. Aber noch haben ja auch Milan und Liverpool ein Wörtchen mitzureden. Denn vielleicht kommt es ja auch zur Neuauflage des Endspiel von vor zwei Jahren in Istanbul.