Arsenal liegt Lehmann zu Füßen
Mittwoch, 26. April 2006
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Jens Lehmann hat den Hinweis von Thierry Henry ignoriert und Arsenal damit ins UEFA Champions League-Endspiel geführt.
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Jens Lehmann ist froh darüber, dass er den Hinweis von Thierry Henry vor dem Elfmeter ignoriert hat. Denn dadurch konnte er den Strafstoß parieren, was Arsenal FC den Einzug ins UEFA Champions League-Finale bescherte.
Rekordserie
Der routinierte deutsche Torhüter tauchte in die von ihm aus gesehene linke Ecke und fischte so den von Juan Román Riquelme getretenen Elfmeter heraus. Damit hat er seinen persönlichen Rekord in der UEFA Champions League auf 745 Minuten ohne Gegentor ausgebaut - das sind insgesamt zwölf Stunden und 25 Minuten Fußball auf höchstem Niveau. "Vor ein paar Tagen hab ich mir Gedanken über einen Elfmeter von Riquelme gemacht. Ich habe mir vorgenommen, dass - wenn es wirklich so weit kommen sollte - ich mich für die linke Ecke entscheide", sagte er. "Aufgrund seiner Körpersprache schien er nach rechts schießen zu wollen, und ich hatte Glück. Thierry hat noch etwas zu mir gesagt, aber ich habe nicht darauf gehört."
Lange Pause
"Ich denke, die Pause [von Riquelme] vor seinem Schuss war etwas zu lang", meinte er weiter. "Als sie den Elfmeter zugesprochen bekamen, schienen sie schon am Ende zu sein. In den letzten 20 Minuten konnten sie ihr Spiel einfach nicht mehr durchziehen. Der Elfmeter war ein Geschenk für sie." Die Zuschauer im El Madrigal hatten wahrscheinlich auf einen weniger reaktionsschnellen Torhüter gehofft, doch Lehmann bewahrte im entscheidenden Moment die Ruhe. "Der Druck von den Zuschauern?" fragte er. "Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, ich bin keine 21 mehr. Man hat schon Vorteile, wenn man etwas reifer ist."
Ausgleichende Gerechtigkeit
Für den deutschen Nationalkeeper war seine Parade so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Er sagte: "Ich bin mittlerweile 36 und habe nicht mehr viel Zeit, um ein UEFA Champions League-Finale zu erreichen. Riquelme ist erst 27 - er kann es noch drei oder vier Mal ins Endspiel schaffen, deshalb habe ich es meiner Meinung nach verdient." Lehmann führte den FC Schalke 04 in der Saison 1996/97 mit einer fantastischen Leistung im Elfmeterschießen zum Triumph im UEFA-Pokal. Das UEFA Champions League-Endspiel in diesem Jahr könnte zum Höhepunkt seiner Karriere werden, aber trotzdem bewahrt der Torhüter, der erst vor kurzem den Vorzug vor Oliver Kahn vom FC Bayern München als neue deutsche Nummer 1 bekam, die Ruhe.
"Kein großartiger Moment"
"Das ist einer der schöneren Momente [in meiner Karriere], aber noch kein großartiger Moment. Denn wenn man schon im Finale steht, will man es auch gewinnen", erklärte er. "Als ich zu Arsenal gekommen bin, wurde mir gesagt, dass ich etwas gewinnen soll. Ich hoffe, dass wir jetzt dieses Finale gewinnen und dann alle glücklich sind." Der frühere Schlussmann vom AC Milan und Borussia Dortmund war zwischenzeitlich überhaupt nicht glücklich bei den Gunners, weil ihn Trainer Arsène Wenger auf die Bank verbannt hatte. Doch im Nachhinein hat ihn diese Zeit nur noch stärker gemacht.
"Gute Entscheidung"
"Es war eine gute Entscheidung, ihn im letzten Jahr auf die Bank zu setzen", sagte Wenger nach der Partie gestern Abend. Lehmann, der in der UEFA Champions League zum letzten Mal am 23. Februar 2005 von Bayerns Hasan Salihamidžić bezwungen wurde, fügte hinzu: "Ich denke, nach meiner Pause habe ich wieder sehr gut gespielt, und das tue ich auch jetzt noch." Wenn es jetzt noch zum Finale gegen Milan kommt - wo er in der Saison 1998/99 nur fünf Mal zum Einsatz gekommen ist - scheint wirklich alles für Lehmann zu laufen.