Maldini jagt Gentos Rekord

Von Michael Harrold

Francisco Gento, Legende von Real Madrid CF, drückt heute dem AC Milan die Daumen, wenn bei den Rossoneri Routinier Paolo Maldini sein siebtes Endspiel im Pokal der europäischen Meistervereine bestreitet.

Rekordteilnehmer
Gento war ein Mitglied der legendären Mannschaft von Madrid, die zwischen 1956 und 1966 acht Mal das Europapokalfinale erreichte. Nach dem heutigen Endspiel wird er weltweit der einzige Spieler sein, der mehr Finalteilnahmen als Maldini vorweisen kann.

Siebtes Finale
Ein halbes Jahrhundert ist es her, seitdem Gento für Madrid zum ersten Finale überhaupt gegen Stade de Reims Champagne in den Parc des Princes in Paris einlief. Heute kommt Maldini zu seiner siebten Finalteilnahme und zieht so mit Alfredo di Stéfano, der mit Madrid die ersten sieben Endspiele bestritt, gleich.

Trikottausch
Gento, der zu seiner aktiven Zeit mit schier unglaublicher Leichtigkeit auf der linken Seite reihenweise Verteidiger stehen ließ und deshalb den Spitznamen "El Supersonico" verpasst bekam, schlug Maldini als Zeichen der Anerkennung für seine Leistungen einen Trikottausch vor. Milans Linksverteidiger war vor dem Endspiel gegen Liverpool FC gerne dazu bereit und sagte anschließend: "Es ist eine große Ehre, meinen Namen in einem Atemzug mit Spielern, die so viele Trophäen gewonnen und solch spektakulären Fußball zelebriert haben, zu hören. Verglichen mit heute waren es damals ganz andere Zeiten, aber es war eine große symbolische Geste."

"Große Emotionen"
"Er [Gento] hat mir sein altes Trikot von Real Madrid gegeben, und ich habe ihm ein Shirt von mir gegeben. Es war ein sehr emotionaler Moment für mich. Er hat mir gesagt, wenn es einen Spieler gibt, der seinen Rekord brechen kann, dann wäre ich das. Darüber wäre er sogar glücklich."

Rekord im Visier
Gento gewann sechs seiner acht Endspiele, während Maldini bisher auf vier Triumphe zurückblicken kann. Damit liegt er einen Sieg hinter Di Stéfano und José Zárraga, der ebenfalls in Reals Erfolgsjahren vor fast einem halben Jahrhundert fünf Mal die Trophäe gewann. Maldini, der nächsten Monat seinen 37. Geburtstag feiert, hat seinen Vertrag kürzlich bis 2007 verlängert und damit gute Aussichten, Gentos Rekord zumindest einzustellen.

"Treuer Spieler"
Gento hofft sogar darauf. "Ich möchte, dass Du meinen Rekord brichst, weil es eine Ehre wäre, von solch einem starken und treuen Spieler überholt zu werden", sagte er beim Trikottausch. "Leider ist Real Madrid nicht im Finale, also drücke ich Milan die Daumen. Liverpool hat mit Rafael Benítez einen spanischen Trainer, aber Milan spielt besser, und ich bevorzuge unterhaltsamen und offensiven Fußball."

"Schwierige Partien"
Gento fügte hinzu: "In den letzten 50 Jahren hat sich eine Menge verändert, aber ich glaube nicht, dass es zwischen dem Europapokalfinale von damals und heute einen großen Unterschied gibt. Das Prinzip ist immer noch gleich. Es ist ein Entscheidungsspiel, und ein Verein muss gewinnen. Die ersten fünf Endspiele waren damals unglaublich schwierige Partien."

Damals Mitspieler, heute Trainer
Während Gento seine Endspiele allesamt in den ersten zehn Jahren des Wettbewerbs bestritt, kann man nur darüber staunen, wie standfest Maldini sich über die Jahre gehalten hat. Bereits 1989 verhalf er Milan im Endspiel gegen FC Steaua Bucuresti zum Sieg. Damals stand sogar noch Carlo Ancelotti mit ihm auf dem Platz. Heute ist er Trainer von Milan und hätte damals wohl nicht im Traum daran gedacht, Maldini 16 Jahre später auflaufen zu lassen.

"Noch gelassener"
Wie üblich geht Maldini mit der Sache ganz locker um. "Es gibt einen beträchtlichen Unterschied zwischen meinem ersten Finale und diesem", erzählte er. "Ich war damals erst 20 Jahre alt, und alles war viel schwieriger. Heute bin ich viel gelassener. Mein Herz schlägt genauso schnell wie in den Stunden vor dem ersten Finale, aber ich bin mir sicher, dass ich meine Emotionen während des Spiels besser kontrollieren kann."