Bayern ist wieder da
Mittwoch, 6. Oktober 2004
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Mit dem 4:0-Sieg über den AFC Ajax hat sich Bayern München in Europa eindrucksvoll zurückgemeldet.
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Von Andreas Alf
Mit dem 4:0-Sieg über den AFC Ajax am zweiten Spieltag der UEFA Champions League hat sich der FC Bayern München nicht nur eindrucksvoll in Europas Königsklasse zurückgemeldet, sondern auch ein neues Kapitel in der Geschichte des Vereins aufgeschlagen: als elegante, offensiv ausgerichtete Mannschaft.
"Einfach zu stark"
Vor dem Spiel stapelte Trainer Felix Magath noch tief und war voll des Lobes über Ajax. Er meinte: "Ihre Art des Kombinationsfußballs ist meine Idealvorstellung." Doch nach dem Spiel war es Ajax-Trainer Ronald Koeman, der ein Loblied auf die Bayern sang. "Sie waren für meine Mannschaft einfach zu gut", sagte er.
Zufriedene Bayern
"Das war eine Nacht, auf die man stolz sein kann", war nach dem Spiel das Urteil von Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. "Wir haben exzellent gespielt", fügte Magath hinzu. Und da solch unbekannte Wörter wie Angriff, attraktiv und Kombinationsspiel normalerweise nicht im Bayern-Lexikon vorkommen, konnten die Beiden mit der Vorstellung durchaus zufrieden sein.
Disziplinierte Abwehr
In den Tagen, als Stefan Effenberg und Jens Jeremies die Bayern zum Champions League-Triumph 2000/01 führten, waren Disziplin und eine konsequente Abwehr die größte Stärke. Doch die Leistung gegen Ajax - mit einem herausragenden Roy Makaay, der einen Dreierpack erzielte - war alles andere als negativ.
Tolle Leistungen
Michael Ballack und Zé Roberto erwiesen sich als große Unterhaltungskünstler, aber zugleich auch als brillante Spieler. Und Makaays eindrucksvolle Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor zeigte, dass die Münchner auf dem besten Wege sind, ihr Image zu ändern. "Diese Leistung gibt uns sehr viel Selbstvertrauen", erklärte Ballack. "Wir haben endlich bewiesen, dass wir auch gegen große Namen bestehen können."
Überwundenes Jammertal
Nach einem zwei Jahre andauernden Jammertal und dem dazugehörigen frühen Ausscheiden aus der UEFA Champions League scheinen jetzt zwei Schlüsselfaktoren für die Wiederauferstehung des deutschen Rekordmeisters verantwortlich zu sein. Zum einen ist dies Roy Makaay, der seit seinem Wechsel von RC Deportivo La Coruña für eine Ablösesumme von 18,75 Millionen Euro im Sommer 2003 die Erwartungen des Klubs absolut erfüllt hat, denn von den letzten zwölf Toren im Europapokal gingen zehn auf sein Konto. "Immer wenn er abzieht, trifft er auch", meinte Ballack. "Wir wissen das, und das ist für uns sehr positiv."
Neue Ideen
Der zweite Mann ist Felix Magath, der in diesem Sommer vom VfB Stuttgart kam und den Trainerstuhl von Ottmar Hitzfeld übernahm. Er hat neue Ideen ins Olympiastadion gebracht. "Ich bewundere Hitzfeld, aber die Vergangenheit interessiert mich nicht", sagte Magath zu Beginn der neuen Saison, als er mit einer alten Tradition des Klubs brach.
Erste Konflikte
Der 51-Jährige schien so etwas wie ein Revolutionär zu sein, der auch vor einem Konflikt mit Oliver Kahn nicht zurückschreckt. Der Bayern-Keeper meinte: "Unsere Stärke war es immer, bedächtig zu spielen und stark zu verteidigen." Magath konterte: "Unser Spiel ist zu statisch. Ich will, dass meine Mannschaft schneller spielt und mehr riskiert."
Spielstarkes Trio
Solch eine Philosophie ist für kreative Spieler wie Ballack, Zé Roberto und Sebastian Deisler ein wahrer Segen. Hitzfeld bevorzugte stets eine konventionelle Mittelfeld-Formation mit jeweils zwei offensiven und zwei defensiven Mittelfeldspielern. Magath dagegen spielt lieber mit einem Spielmacher-Trio, bei dem Owen Hargreaves in die Rolle der letzten Mittelfeld-Absicherung schlüpft.
Probleme in der Bundesliga
Doch während die Bayern auf europäischer Ebene glänzen, ist die Bundesliga ein ganz anderes Kapitel. Ballack ist der Meinung: "Es ist für uns leichter, gegen internationale Topteams zu spielen, denn in der Heimat stehen gegen uns alle Mannschaften hinten drin und verteidigen."
"Bayern ist wieder da"
Nichtsdestotrotz hat der 4:0-Erfolg über Ajax gezeigt, wozu der FC Bayern in der Lage ist. "Wir haben bewiesen, dass Bayern wieder da ist", sagte Magath. Und wenn man die Taktik auch irgendwann gegen Mannschaften wie den SC Freiburg und DSC Arminia Bielefeld durchsetzen kann, werden nur noch wenige anderer Meinung sein können.