In Rom wird es brenzlig
Donnerstag, 23. September 2004
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AS Roma steht nach dem Spielabbruch gegen FC Dynamo Kyiv vor weiteren Problemen.
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Von Tom Kington
Beim Stand von 0:1 im Heimspiel gegen den FC Dynamo Kyiv lief es für AS Roma nicht besonders gut. Es kam sogar noch schlimmer, als Phillippe Mexes kurz vor der Pause vom Platz gestellt wurde. Aber was dann im Römer Olympiastadion passierte, machte den ersten Spieltag in der UEFA Champions League für die Mannschaft von Rudi Völler zum Alptraum.
Spielabbruch
Zu Beginn der Woche entschied die UEFA das Spiel mit 3:0 für Dynamo zu werten, da Schiedsrichter Andreas Frisk die Partie abbrechen musste, nachdem er aus den Zuschauerrängen mit einem Gegenstand beworfen und getroffen wurde. Außerdem muss Rom die anderen beiden Heimspiele der Gruppenphase gegen Bayer 04 Leverkusen und Real Madrid CF hinter verschlossenen Toren bestreiten. Als wäre all dies nicht schon schlimm genug, verlor der Hauptstadtverein in der Serie A auch noch mit 3:4 gegen den FC Messina Peloro und kam gestern im Heimspiel nicht über ein 2:2-Unenschieden gegen US Lecce hinaus.
Völlers Rückkehr
Drei Wochen zuvor hatte man beim Verein noch optimistisch in die Zukunft geblickt, schließlich kehrte mit Rudi Völler ein ehemaliger Spieler und Publikumsliebling zum AS Rom zurück. Völler selbst gab zu, er "konnte das Angebot nicht ablehnen". Immerhin hatte er mit Spielern wie Francesco Totti und Antonio Cassano eine schlagkräftige Mannschaft, die im letzten Jahr noch vor Juventus FC auf dem zweiten Platz der italienischen Liga landete.
Nicht die erste Strafe
Allerdings geriet der Verein bereits schon vor dem Spiel in der vergangenen Woche in negative Schlagzeilen. Im März 2002 wurde der Klub mit einer Geldstrafe belegt, nachdem sich Spieler von Rom und Galatasaray SK im Anschluss an ein Champions League-Spiel eine handgreifliche Auseinandersetzung geliefert hatten. Kurios auch ein Zwischenfall in der letzten Saison beim Spiel gegen den S.S. Lazio, als Römer Fans das Spielfeld stürmten und erfolgreich einen Abbruch der Partie erzwangen, da es eine falsche Meldungen gegeben hatte, die Polizei hätte vor dem Stadion ein Kind überfahren.
Star ein Problemfall
Aber Völler hat auch sportliche Probleme. Als Rom in der Saison 2000/01 die Meisterschaft gewann, verpflichtete der Verein für 28,5 Millionen Euro Nationalspieler Cassano. Von dem Neuzugang erhoffte man sich sehr viel, doch der ehemalige Spieler von AS Bari entpuppte sich immer öfter als Problemfall. Im ersten Spiel der Saison erhielt er wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte, vor der Partie gegen Dynamo wurde er von Völler aus disziplinären Gründen aus dem Kader gestrichen.
Extravagante Stars
Zum Leidwesen von Völler tanzt auch der Kapitän immer wieder aus der Reihe. Zwar spuckte Totti bei der UEFA EURO 2004™ dem Dänen Christian Poulsen ins Gesicht, aber die Fans verehren ihn wie einen Heiligen und verzeihen ihm seine Eskapaden. Dennoch ist es unübersehbar, dass er durch seine ständigen Diskussionen mit den Schiedsrichtern für die Übermotivation der Spieler und Fans mitverantwortlich ist.
Sorgen um die Abwehr
Probleme bereitet Völler auch die Abwehr. Der gegen Dynamo vom Platz gestellte Mexes konnte bisher keine überzeugende Innenverteidigung mit Neuzugang Matteo Ferrari bilden. Noch dazu musste man mit Walter Samuel einen Leistungsträger verkaufen, während Cristian Chivu und Traianos Dellas noch verletzt sind.
Taktische Veränderungen
Der Verteidigung fehlt es aber nicht nur an Spielpraxis, überhaupt macht man sich in Rom Sorgen, dass die Trainerwechsel nach Fabio Capellos Weggang zu Juventus und dem Rücktritt des als Ersatz geholten Cesare Prandelli zu Ungereimtheiten geführt haben. Völler lässt mit einem 4-4-2-System spielen, an das sich die Mannschaft erst einmal gewöhnen muss.
Krisengipfel in Madrid
Aber es gibt auch Hoffnung in der Person von Vincenzo Montella, der seine Verletzung auskuriert hat und gegen Messina einen Dreierpack erzielte. Vielleicht gelingt es Rom am Dienstag, Kraft zu tanken, wenn es in Madrid zum Aufeinandertreffen mit Real kommt. Die Königlichen hatten in den letzten drei Monaten ebenfalls drei Trainerwechsel zu verzeichnen.