Milan macht im Traumfinale kurzen Prozess

Nie zuvor war der AC Milan als Außenseiter in ein Endspiel um den Pokal der europäischen Meistervereine gegangen. Doch da ihnen einige wichtige Abwehrspieler fehlten, rechnete kaum jemand damit, dass sie gegen den offensiv so stark aufgestellen FC Barcelona eine Chance haben würden. Die Mannschaft von Fabio Capello setzte alles auf eine Karte und legte los wie die Feuerwehr. Nach einem Doppelpack von Daniele Massaro erzielte Dejan Savićević mit einem Traumtor die Vorentscheidung, ehe Marcel Desailly den 4:0-Endstand besorgte.

"Ich nehm drei Dinge mit nach Hause", sagte Massaro nach der Partie. "Die beiden Treffer und das Trikot von Hristo Stoichkov, der ein Idol für mich ist." Mit Respekt, aber ohne Angst nahmen die Italiener die Aufgabe in Angriff und hatten in Athen mit Demetrio Albertini den überragenden Mittelfeldakteur in ihren Reihen. Nachdem zuvor ein Treffer von Christian Panucci aberkannt wurde, erzielte Massaro Mitte der ersten Halbzeit das 1:0 und profitierte dabei von der tollen Vorarbeit von Savićević, der auf der rechten Seite Josep Guardiola vernascht hatte.

Kurz vor der Pause erhöhte Massaro auch noch auf 2:0, und das von Barcelona trainierte Johan Cruyff stand nun mit dem Rücken zur Wand. Nach dem Seitenwechsel nutzte Savićević einen Fehler von Sergi Barjuán aus und hob das Leder sehenswert über Torwart Andoni Zubizarreta zum 3:0 in die Maschen. "Il Genio" hätte kurz darauf fast ein zweites Mal getroffen, scheiterte allerdings am Pfosten. Dies änderte nichts an der Überlegenheit von Milan, das durch einen beherzten Antritt mit schönem Abschluss von Desailly eine halbe Stunde vor dem Ende zum 4:0 kam.

So durfte Mauro Tassotti, der für den gesperrten Franco Baresi die Kapitänsbinde trug, den Pokal in Empfang nehmen. Zwölf Monate nach der Niederlage gegen Olympique de Marseille hatte Milan erstmals in einer Saison den Scudetto und den Europapokal gewonnen. Die knappe Analyse von Trainer Capello: "Dies ist Perfektion."