Neulinge rücken immer näher an Endrunde heran
Mittwoch, 10. Juni 2015
Artikel-Zusammenfassung
Wales, Israel, Nordirland, Island und Albanien könnten alle erstmals bei einer UEFA-Europameisterschaft dabei sein - unsere Korrespondenten erklären, warum das der Fall ist.
Top-Medien-Inhalte des Artikels
Artikel-Aufbau
WALES
Höhepunkt bisher
Durch zwei Tore und eine Vorarbeit von Superstar Gareth Bale bezwang man im März Israel mit 3:0 und setzte sich damit vor diesen Gegner, aktuell ist man punktgleich mit Spitzenreiter Belgien.
Warum gibt es bessere Ergebnisse?
Selbstvertrauen und der Glaube an sich selbst sind wertvolle mentale Stärken, die Wales in den vergangenen Qualifikationsrunden fehlten. Nach fünf Spielen ist man nun immer noch ungeschlagen, die Fitness und Form von Bale und Aaron Ramsey haben sich als entscheidend erwiesen, während das Stadion für das Heimspiel gegen Belgien ausverkauft sein wird.
An diesem Wochenende (zuhause gegen Belgien, Freitag)
Tabellenführer Belgien kommt ohne den gesperrten Kapitän Vincent Kompany ins Cardiff City Stadium. Obwohl die Defensivspieler Ben Davies und James Collins verletzt fehlen, könnte der Waliser Nationaltrainer Chris Coleman dieselbe Startelf wie beim wichtigen 0:0 im vergangenen November in Brüssel aufstellen.
Das entscheidende Spiel
Sollte Belgien Platz eins in der Gruppe B behalten, dann dürfte Israels Spiel in Cardiff am 6. September große Bedeutung dabei haben, wer den zweiten automatischen Qualifikationsplatz bekommen wird. Für die Fußballromantiker: Wales qualifizierte sich zuletzt 1958 für ein großes Turnier… indem man in den Play-offs zur FIFA-WM Israel schlug.
Zitat
"Im Kader herrscht ein anderes Gefühl – jeder kämpft für den anderen, der Teamgeist ist unglaublich." – Gareth Bale nach dem 2:1-Sieg im Oktober gegen Zypern.
Mark Pitman
ISRAEL
Höhepunkt bisher
• Das 3:0 im November in Haifa gegen Bosnien und Herzegowina, das ja bekanntlich bei der WM 2014 dabei war, brachte Israel den ersten Tabellenplatz in der Gruppe. Eli Guttman erhielt bei seinem Eintritt zur Pressekonferenz nach dem Spiel Sonderapplaus – so etwas hatte es zuvor noch nicht gegeben.
An diesem Wochenende (auswärts bei Bosnien und Herzegowina, Freitag)
• Nach zwei Heimniederlagen in Folge gegen Wales und Belgien hat der Optimismus einen Dämpfer erhalten, doch im Nachhinein konnte man aus dem zweiten Spiel auch Positives ziehen. Ein Sieg in Zenica würde Israel noch einmal Aufwind geben, während Bosnien und Herzegowina quasi aus dem Geschäft wären.
Das entscheidende Spiel
• Die Konzentration sollte erst einmal der Partie am Freitag gelten, doch das Spiel am 6. September in Wales könnte entscheidend werden. Selbst mit einem Unentschieden in Bosnien und Herzegowina könnte Israel mit einem Dreier in Wales für Klarheit sorgen, doch eine Niederlage in dieser Woche jetzt könnte schon alle Hoffnungen zunichtemachen.
Zitat
• "Wenn wir uns verrückt machen und uns selber einreden, dass eine Niederlage alles zerstören würde, werden wir auch so spielen, was nur schlecht für uns sein kann." – Mittelfeldspieler Bebras Natcho
Boaz Goren
NORDIRLAND
Höhepunkt bisher
• Da gab es mehrere: Etwa der 2:1-Sieg in letzter Sekunde gegen Ungarn im ersten Spiel der Gruppe F in Budapest oder einen 2:0-Sieg auswärts bei den topgesetzten Griechen im Monat danach, der durch ein tolles Solotor vom Kyle Lafferty gekrönt wurde.
Warum gibt es bessere Ergebnisse?
• Ein guter Trainer und ein Lauf kommen zusammen. Die Spieler glauben an Michael O'Neills Taktik und die Ergebnisse sind gefolgt. O'Neill baut auf eine solide Defensive, ein Gerüst an erfahrenen Spielern und einen torgefährlichen Stürmer mit Kyle Lafferty. In fünf Qualifikationsspielen sind ihm fünf Treffer gelungen.
An diesem Wochenende (zuhause gegen Rumänien, Samstag)
• Durch einen Sieg in Belfast gegen Rumänien würde Nordirland den Tabellenführer der Gruppe F ablösen. O'Neill hat keine großen Verletzungssorgen, das war im November, als man in Bukarest mit 0:2 gegen Rumänien verlor, noch ganz anders, denn damals fehlten mit Steve Davis und Jamie Ward zwei Schlüsselspieler.
Das entscheidende Spiel
• Das Spiel am Samstag gegen Rumänien ist eines der wichtigsten Spiele für Nordirland, seitdem man 1986 bei der WM in Mexiko zum letzten Mal bei einer großen Endrunde vertreten war. Mit drei Punkten würde Nordirland einen großen Schritt Richtung Endrunde in Frankreich machen.
Zitat
• "Wir haben hart daran gearbeitet, dort hinzukommen, wo wir jetzt sind. Wir wissen, dass wir mit einem Heimsieg in einer sehr guten Position wären. Unabhängig vom Ergebnis werden wir für die letzten Spiele eine gute Ausgangsposition besitzen" – Trainer Michael O'Neill.
Darren Fullerton
ISLAND
Höhepunkt bisher
• Der 2:0-Sieg gegen die Niederlande im Oktober, seitdem läuft es für Island. Zwei Treffer von Gylfi Sigurdsson sorgten für die große Überraschung und mittlerweile hat Island in der Gruppe A fünf Punkte Vorsprung auf die Niederlande.
Warum gibt es bessere Ergebnisse?
• Die aktuelle Spielergeneration ist die erste, die von der verbesserten Ausbildung der Nachwuchstrainer in Island profitiert (man konnte schon an den besseren Ergebnissen der Jugendnationalmannschaften und der U21 in den letzten Jahren sehen, dass sich in Island etwas bewegt). Durch den Bau von mehr und mehr Sporthallen kann in den langen isländischen Wintern nun auch an der Technik gefeilt werden, anstatt wie bisher üblich auf Kraft und lange Läufe zu setzen.
An diesem Wochenende (zuhause gegen die Tschechische Republik, Freitag)
• Die Tschechische Republik ist die einzige Mannschaft, gegen die Island bisher Punkte verloren hat, aber mit einem Sieg in Reykjavik würde sich die Heimelf einen Vorsprung von zwei Zählern an der Tabellenspitze herausarbeiten. Island hat seit über zwei Jahren zuhause kein Pflichtspiel mehr verloren.
Das entscheidende Spiel
• Abgesehen vom Spiel am Freitag steht da am 3. September für Island natürlich noch der Trip nach Amsterdam an, wo man zum zweiten Mal zum Stolperstein werden könnte. Danach folgen Heimspiele gegen Kasachstan und Lettland. Zum Abschluss der Runde wartet im Oktober ein Gastspiel in der Türkei.
Zitat
• "Das ist das Spiel. Unser Ziel ist es, einen der ersten beiden Plätze in der Gruppe zu kriegen und sich damit direkt für die Endrunde zu qualifizieren. Wenn sie gegen Island gewinnen würden, hätten die Tschechen einen Platz unter den ersten zwei so gut wie sicher. Das werden wir verhindern." – Coach Heimir Hallgrímsson
Stefán Stefánsson
ALBANIEN
Höhepunkt bisher
• Der 1:0-Sieg zum Start gegen Portugal war ein großes Ausrufenzeichen, nicht umsonst sprachen sowohl Mittelfeldspieler Lorik Cana als auch Coach Gianni de Biasi von einem "historischen Spiel". Der 2:1-Erfolg gegen Armenenien im letzten März sorgte dafür, dass Albanien in der Gruppe I nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Portugal und punktgleich mit Dänemark liegt. Serbien und Armenien liegen sechs Punkte zurück, so dass zumindest die Play-off-Teilnahme erreichbar scheint.
Warum gibt es bessere Ergebnisse?
• De Biasi hat eine neue Energie und Mentalität in die Mannschaft gebracht. Er hat für mehr Wettbewerb unter den Spielern gesorgt, zwingt sie zu mehr Eigenverantwortung und dazu, hart um ihren Platz in der Mannschaft zu kämpfen. "Das ist die Mannschaft für jeden, und jeder hat das Recht, zu versuchen, in den Kader zu kommen. Niemand hat eine Stammposition", sagte De Biasi 2011 bei seiner Vorstellung.
An diesem Wochenende (zuhause gegen Frankreich, Freundschaftsspiel, Samstag)
• Jede Mannschaft in der einzigen Fünfergruppe spielt an den Spieltagen, an denen keine Qualifikationsspiele anstehen, ein Freundschaftsspiel gegen Frankreich. Im November trennte man sich in Rennes mit 1:1 vom Gastgeber der UEFA EURO 2016, nun steht das Rückspiel in Tirana an. Mit einem Auge schielt man sicher aber zu den anderen Spielen der Gruppe I, dort ist Dänemark Gastgeber für Serbien, während Portugal nach Armenien muss.
Das entscheidende Spiel
• Am 4. September reist Albanien nach Dänemark, drei Tage später ist man Gastgeber für Portugal – zwei Spiele, die entscheiden könnten, ob man in kommenden Juni wieder nach Frankreich reisen darf.
Zitat
• "Wir müssen gegen jeden unseren bestmöglichen Fußball spielen, nicht nur gegen Dänemark und Portugal. Wir müssen so viele Punkte wie möglich sammeln, wenn wir nach Frankreich wollen." – Verteidiger Andi Lila
Fatjon Pandovski