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Brasilien-Triumph erst der Anfang?

Deutschlands Sieg bei der FIFA-WM 2014 ist das Ergebnis eines Prozesses von über zehn Jahren. Da die entscheidenden Spieler größtenteils noch unter 30 sind, könnten weitere Triumphe möglich sein.

So feiert der Weltmeister
So feiert der Weltmeister ©AFP/Getty Images

Wurden die Erwartungen erfüllt? 
Natürlich. Es ist nicht einmal so, dass vor dem Turnier der Titel erwartet wurde. Man kann sogar sagen, dass aufgrund der sichtbaren Defensivprobleme und der vielen Ausfälle die Erwartungen vor der Reise nach Brasilien geringer waren, als bei den letzten großen Turnieren. Mit Marco Reus fiel einer der stärksten Spieler aus, mit Marcel Schmelzer die einzige "echte" Option als Linksverteidiger, mit İlkay Gündoğan und den Bender-Zwillingen verschiedene "Sechser" von internationalem Format, während man sich dazu entschied, mit Mario Gómez auf einen ebenfalls nicht vollständig fitten Stürmer zu verzichten.

Auf der anderen Seite war vielen bewusst, dass Brasilien 2014 für die Generation um Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger wohl die letzte Chance sein würde, den ganz großen Wurf bei der WM zu landen. Spätestens ab dem Viertelfinale gegen Frankreich glaubte fast das ganze Land an den vierten Stern.

Gruppe G: Deutschland - Portugal 4:0  
Gruppe G: Deutschland - Ghana 2:2  
Gruppe G: Deutschland - USA 1:0  
Achtelfinale: Deutschland - Algerien 2:1 (n.V.)  
Viertelfinale: Deutschland - Frankreich 1:0  
Halbfinale: Deutschland - Brasilien 7:1  
Finale: Deutschland - Argentinien 1:0 (n.V.)

Das schreibt die Presse 
Bild: WELTMEISTER! WELTMEISTER! WELTMEISTER! WELTMEISTER! Die größte und wichtigste Trophäe des Weltfußballs – endlich haben wir sie wieder. Wir verneigen uns vor Trainer Jogi Löw. Dieser Titel ist sein Weltmeister-Stück. Konzentriert führt er die Mannschaft durch das Turnier. Bleibt nach großen Siegen (4:0 gegen Portugal, 7:1 gegen Brasilien) gelassen. Bewahrt nach schwierigen Spielen (2:1 n. V. gegen Algerien) die Ruhe. Rückt mitten im Turnier von seinem Konzept mit Lahm im Mittelfeld ab, beordert den Kapitän wieder in die Abwehr. Unsere Jungs sind jetzt Weltmeister-Helden. Wir sind stolz auf euch!

Die Zeit: Löw vollendet sein Werk mit dem bedeutendsten Titel seit '54. Als Joachim Löw zur Nationalelf kam, war der deutsche Fußball schlecht wie nie. Mit dem Titel von Rio belohnt Löw sich und eine Spielergeneration für langes Streben. Er hat sein Team dabei systematisch in die Moderne geführt. Dagegen gab es zunächst Widerstand. Auch gegen das schöne, faire Spiel, das Löw liebt. Denn er gewann viele Jahre keinen Titel.

Stimmen des Teams 
Joachim Löw: "Unsere große Stärke war es, dass wir uns in den all den Jahren immer kontinuierlich gesteigert haben. Wenn irgendjemand diese Krönung verdient hat, dann diese Mannschaft. Heute gab es nur einen verdienten Sieger, und das war diese Mannschaft. Sie hat in diesen Tagen einen unglaublichen Teamspirit und unheimliche Willenskraft entwickelt. Dieses tiefe Glücksgefühl wird für alle Ewigkeit bleiben."

Philipp Lahm: "Ob wir die besten Einzelspieler haben oder was auch immer, ist vollkommen egal, man muss die beste Mannschaft haben. Wir haben uns in dem Turnier immer wieder gesteigert, haben uns von irgendwelchen Störfeuer nicht irritieren lassen, sind unseren Weg gegangen. Und am Ende stehst du da als Weltmeister. Unglaubliches Gefühl."

Manuel Neuer: "Wir hatten alle einen unglaublichen Zusammenhalt schon seit der Vorbereitung, als wir ein paar Rückschläge hatten und Spieler wie die Benders oder Marco Reus verloren haben, die aber auch Weltmeister sind. Ganz Deutschland ist Weltmeister. Ich weiß nicht, wie lange wir feiern, aber wir werden jetzt immer mit einem Grinsen aufstehen."

Das war gut
Es scheint, als ob die ganze Mannschaft inklusive Trainerteam in den letzten Turnieren gereift wäre. 2010 in Südafrika wirkte man enthusiastischer und dynamischer, streckenweise aber auch naiver. Bundestrainer Joachim Löw überraschte zu Turnierbeginn mit einem unorthodoxen Spielsystem (4-3-3 mit vier Innenverteidigern in der Abwehr), war aber auch bereit, dieses im Lauf des Turniers zugunsten des gewohnten 4-2-3-1 zu verändern. Dass nicht jedes Spiel so berauschend gewonnen wurde, wie das Halbfinale gegen Brasilien (7:1), wurde in Deutschland so gedeutet, dass die Elf nun auch die Reife besitzt, wie vergangene WM-Sieger sich auch einmal in einer schwächeren Partie zu behaupten und weiterzukommen.

Es ist ein Klischee, aber der positive Mannschaftsgeist wurde von Spielern und Trainer immer wieder in den Vordergrund geschoben und sowohl an den Jubelszenen nach dem Endspiel, als die Reservisten jubelnd auf den Platz liefen, als auch an den Interviews nach dem Abpfiff, als die meisten der WM-Sieger als erstes die verletzten Spieler oder jene auf der Bank erwähnten, merkt man, dass es sich dabei um mehr als nur leere Worte handelte.

Das kann sich verbessern 
Es mag sich ein wenig paradox anhören, aber natürlich gibt es noch Dinge, die man verbessern kann. Entweder muss man nach dem wohl bevorstehenden Rücktritt von Miroslav Klose einen weiteren "altmodischen" Stoßstürmer finden, der dem deutschen Spiel eine notwendige Tiefe im Zentrum geben kann, oder das flexible Offensivspiel in vorderster Reihe weiter verfeinern, um eine disziplinierte Defensive wie die etwa Argentiniens noch besser durchbrechen zu können.

Und so gut Innenverteidiger Benedikt Höwedes als Linksverteidiger bei diesem Turnier auch gespielt hat, würde es helfen, in Zukunft auf dieser Position einen Spieler zu haben, welcher der DFB-Elf auch auf dieser Seite mehr Breite und offensive Möglichkeiten geben würde; streckenweise spielte man zu rechtslastig, was es einfacher machte, gegen Deutschland zu verteidigen.

Der Ausblick in die Zukunft
Mit Manuel Neuer (28), Bastian Schweinsteiger (29), Philipp Lahm (30) und Sami Khedira (27) sind die ältesten Schlüsselspieler der Weltmeister-Mannschaft jung genug, um mindestens noch die UEFA EURO 2016 in Frankreich zu spielen. Für den einen oder anderen unter ihnen dürfte selbst in einem immer schneller und athletischeren Fußball auch die WM 2018 in Russland noch drin sein.

Die Leistungszentren in Deutschland scheinen aktuell für einen nicht abreißenden Strom an guten Spielern zu sorgen, doch in den kommenden Jahren wird die "zweite Generation" um André Schürrle (23), Mario Götze (22), Toni Kroos (24), Marco Reus (25) und vielleicht auch Julian Draxler (20) eine immer wichtigere Rolle spielen. Und Thomas Müller (24) wird mit seinen unnachahmlichen Läufen wohl auch weiterhin Räume für wichtige Tore finden.

EURO-Qualifikation 
In der Gruppe D mit Schottland, Polen, der Republik Irland, Georgien und Neuling Gibraltar ist die DFB-Auswahl natürlich der große Favorit. Das wäre sie aber auch gewesen, wenn sie den goldenen Pokal nicht mit nach Hause gebracht hätte. Es ist davon auszugehen, dass diese Aufgabe ähnlich souverän gelöst wird, wie die Qualifikation zur WM 2014, als man mit acht Punkten Vorsprung vor dem Tabellenzweiten Schweden über die Ziellinie ging.

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