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1994: Der Fußball erobert Amerika

Die Endrundenspiele von 1994 zeigten herausragenden Fußball - die einzige Enttäuschung war das Finale zwischen Italien und Brasilien.

1994: Der Fußball erobert Amerika
Nach einer enttäuschenden Weltmeisterschaft 1990 beschloss die FIFA, das Spiel wieder attraktiver zu gestalten. Um unsportliche Fouls zu vermeiden, führte der Weltverband die Rote Karte für Attacken von hinten ein. Um defensives Spiel zu verhindern, gab es für einen Sieg ab sofort drei Punkte.

Spannendes Turnier
Zweifellos funktionierte dieser Grundsatz bei der 15. Weltmeisterschaft in den USA, bei der es im gesamten Turnier nur drei torlose Partien gab. Das einzig Negative dabei: Eines der Spiele war das Finale selbst.

Umstrittene Wahl
Die USA, ohne eigene professionelle Fußball-Liga, war eine umstrittene Wahl als Austragungsort der Weltmeisterschaft. Doch die FIFA schien geradezu versessen, um so auch die letzte Bastion für diesen Sport zu erobern. Die Mannschaften mussten jedoch aufgrund der weiten Entfernungen viel reisen und die extreme Hitze in einigen Stadien machte dieses Turnier zu  einer schweißtreibenden Angelegenheit.

Große Namen scheiden aus
Schon in der Qualifikation bleiben einige namhafte Mannschaften auf der Strecke und konnten so nicht beim Finale der besten 24 Mannschaften antreten. England, Dänemark, Portugal und Polen strauchelten, ebenso wie Frankreich, das im letzten Qualifikationsspiel gegen Bulgarien das Nachsehen hatte. Stattdessen erreichten Länder wie Norwegen, Griechenland, Nigeria und Saudi-Arabien ihre erste Endrunde bei einer Weltmeisterschaft.

Tragisches Ereignis
Einmal mehr war die Gruppenphase ein langwieriger Weg, um das teilnehmende Feld auf 16 Mannschaften zu reduzieren. Eine der größten Überraschungen war das Ausscheiden von Kolumbien, das als einer der Vorrunden-Favoriten gegen den Gastgeber, die USA, mit 1:2 verlor und den Heimweg antreten musste. Fußball wurde dann zur Nebensache, als der kolumbianische Spieler Andres Escobar, der im Spiel gegen die USA ein Eigentor geschossen hatte, bei seiner Rückkehr in die Heimat erschossen wurde.

Fünf Tore für Salenko
Auch Russland musste sich nach der Vorrunde verabschieden – trotz der fünf Tore von Oleg Salenko beim vernichtenden 6:1-Sieg gegen Kamerun. Den Ehrentreffer der Afrikaner erzielte der 42-jährige Roger Milla, der damit der älteste Torschütze einer WM-Endrunde wurde. Da in Italiens Gruppe alle vier Mannschaften am Ende vier Punkte hatten, musste Norwegen aufgrund des schlechteren Torverhältnisses ausscheiden.

Ungeschlagene Mannschaften
Die Brasilianer mit ihrem klugen Kapitän Dunga und Schweden blieben nach einem 1:1-Remis beide ungeschlagen. Auch Deutschland und Spanien, die beide gegen Südkorea ins Stolpern kamen, verloren kein Spiel. Deutschland gewann gegen die Asiaten 3:2, Spanien erkämpfte sich nur ein 2:2-Unentschieden.

Owairans Traumtor
In der Gruppenphase schoss der Saudi Saeed Owarain das schönste Tor der Weltmeisterschaft. Er erzielte beim sensationellen 1:0-Sieg gegen Belgien ein glanzvolles Tor im Stil von Diego Maradona. Leider setzte sich das Original weniger gut in Szene. Argentinien schaffte es dennoch in die nächste Runde, Maradona selbst nicht. Nachdem er wegen Drogen-Missbrauchs lange gesperrt war, wurde er kurz vor der Endrunde wieder in die Nationalmannschaft berufen. Zwar traf er bei der 4:0-Demontage Griechenlands, aber nachdem Argentinien mit 2:1 gegen Nigeria gewann, wurde er bei einem Drogentest erneut in Flagranti ertappt und musste nach Hause fahren.

Hagi übernimmt
Ironischerweise übernahm dann der "Karpaten-Maradona" Gheorghe Hagi die Regie und führte Rumänien im besten Zweitrundenspiel zu einem 3:2-Sieg gegen Argentinien.

Tapferes Irland scheidet aus
Bis in die zweite Runde schaffte es die Republik Irland. Sie gewannen zwar in der Gruppenphase mit 1:0 gegen Italien, verloren aber gegen die von Dennis Bergkamp angeführten Niederlande mit 0:2. Auch die Saudis mussten die Heimreise antreten, nachdem sie Schweden mit 1:3 unterlagen. Die tapferen Gastgeber schieden mit einer 0:1-Niederlage gegen den Favoriten aus Brasilien aus.

Spätes Drama
Das spannendste Spiel fand zwischen Italien und Nigeria statt. Die Italiener standen kurz vor einem blamablen Ausscheiden, als sie bereits mit 0:1 zurücklagen und nur noch mit zehn Mann spielten, nachdem Gianfranco Zola Rot gesehen hatte. Aber Robert Baggio traf in der 89. Minute zum Ausgleich und verwandelte in der Verlängerung einen Elfmeter zum glücklichen Erfolg der Italiener. Im Viertelfinale war es wieder Baggio, der den 2:1-Sieg gegen Spanien rettete, indem er das entscheidende Tor zwei Minuten vor Schluss erzielte – in einem Spiel, das die jungen und talentierten Spanier hätten gewinnen müssen.

Bulgarien schockt Deutschland
Die größte Überraschung war zweifellos die 1:2-Niederlage Deutschlands gegen Bulgarien. Angetrieben vom überragenden Hristo Stoichkov hatte Bulgarien in der zweiten Runde gegen Mexiko im Elfmeterschießen triumphiert. Gegen Deutschland erholten sie sich dann von einem 0:1-Rückstand und erzielten zwei schnelle Tore – das erste mit einem Freistoß von Stoichkov in der 76. Minute, das zweite zwei Minuten später durch einen Kopfball von Yordan Lechkov – und erreichten damit das Halbfinale.

Branco stärkt Brasilien
Brasiliens 3:2-Sieg gegen die Niederlande war das beste aller Viertelfinalspiele. Romario und Bebeto brachten Brasilien 2:0 in Führung. Die erzürnten Niederländer, die den zweiten Treffer als ein Abseitstor gesehen haben wollten, schlugen durch Bergkamp und Aron Winter zurück und glichen zum 2:2 aus, ehe Branco mit einem Freistoß aus 28 Metern das Spiel neun Minuten vor Schluss zugunsten von Brasilien entschied.

Magischer Baggio
Im Halbfinale traf Brasilien dann zum siebten Mal bei einer Weltmeisterschaft auf Schweden – bei dieser Endrunde schon zum zweiten Mal. Gegen extrem defensive Schweden gelang Romario das entscheidende Tor zehn Minuten vor dem Ende. Währenddessen sorgte Baggio weiter für Furore, der Stürmer mit dem Pferdeschwanz erzielte beide Tore beim verdienten 2:1-Halbfinalsieg der Italiener gegen Bulgarien.

Torloses Finale
Das Finale zwischen Brasilien und Italien – 1970 trafen beide Mannschaften bereits einmal im WM-Finale aufeinander - fand am 17. Juli im Rose Bowl-Stadion in Pasadena statt. Nur leider wurden diesmal fünf Tore weniger erzielt als damals in Mexiko City. Das Spiel zwischen den beiden dreimaligen WM-Siegern stand zur Halbzeit 0:0, ebenso nach 90 Minuten und auch nach der Verlängerung war noch kein Treffer gefallen.

Brasilien triumphiert
Nach einem so unterhaltsamen Turnier war dies eine ungeheure Enttäuschung – doch die größte sollte noch Baggio bevorstehen, den sein Glück im Stich ließ und der einen Strafstoß im entscheidenden Elfmeterschießen in die Wolken jagte und so Italiens Niederlage im ersten WM-Finale, das auf diese Art entschieden wurde, besiegelte. Brasilien dagegen konnte sich die WM-Krone ein viertes Mal aufs Haupt setzen.

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