Finanzielles Fairplay ist der Schlüssel für die Zukunft des Fußballs
Donnerstag, 26. Januar 2012
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Die UEFA unterstrich auf dem Medientag, dass ihre Regeln zum finanziellen Fairplay die Stabilität des europäischen Klubfußballs garantieren. Und sie begrüßte die Unterstützung der Klubs bei der Umsetzung dieses Konzepts.
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Die UEFA hat betont, dass die Maßnahmen zum finanziellen Fairplay lebenswichtig für die Zukunft des europäischen Fußballs sind. Gleichzeitig wurde die Bereitschaft der europäischen Klubs begrüßt, an diesem Prozess mitzuwirken, der dazu dienen soll, dem Sport Nummer 1 in Europa Stabilität zu verleihen.
Der europäische Dachverband und Klubvertreter sind am Mittwoch in Nyon zusammengekommen, um einen ausführlichen Überblick über den Prozess des finanziellen Fairplays, der nun in vollem Gang ist, zu geben, und um den vierten Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung für das Finanzjahr 2010 zu präsentieren. Dabei handelt es sich um finanzielle Bilanzen von mehr als 650 Erstliga-Klubs aus den 53 UEFA-Mitgliedsverbänden.
Am Aktionstag wurde die Gelegenheit wahrgenommen, die gegenwärtige Situation bezüglich des finanziellen Fairplays zu erklären und Schlüsselfragen zu stellen, die die Regularien und die Umsetzung der Maßnahmen betreffen oder die Unterstützung, die die Führungsgremien des Fußballs leisten sowie die rechtliche Dinge im Zusammenhang mit der Europäischen Union (EU).
Die Ziele des finanziellen Fairplays sind in den Bestimmungen zur UEFA-Klublizenzierung und dem Finanziellen Fairplay festgelegt. Sie beinhalten unter anderem die Einführung von mehr Disziplin im Bereich der Klubfinanzen, um Exzesse zu verhindern, die viele Klubs in der Vergangenheit in Schwierigkeiten gebracht haben. Durch diese Maßnahmen werden die Klubs verpflichtet, für einen ausgeglichenen Haushalt zu sorgen, also nicht mehr auszugeben als sie verdienen. Sie sollen verantwortlich handeln, um die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit des europäischen Klubfußballs zu schützen.
Um die Vereine zu überwachen und sicherzustellen, dass sie die Vorgaben des Finanziellen Fairplay erfüllen, wurde ein Klubfinanz-Kontrollausschuss eingeführt. Im Mai 2010 erließ das UEFA-Exekutivkomitee das Reglement zur Klublizenzierung und zum Finanziellen Fairplay, das den Entscheidungsträgern im europäischen Fußball Unterstützung bieten soll. Die Maßnahmen zum finanziellen Fairplay werden innerhalb von drei Jahren eingeführt und treten mit dem 2012 und 2013 endenden Berichtszeitraum in Kraft. Zum ersten Mal gemäß der Regularien beurteilt werden die Geschäftsberichte der Saison 2013/14. Ab jetzt überwacht der Klubfinanz-Kontrollausschuss zum ersten Mal alle Transfers und Ausgaben für Mitarbeiter.
UEFA-General-Sekretär Gianni Infantino betonte die Notwendigkeit solcher Schritte. "Wir brauchen finanzielles Fairplay für den Fußball", sagte er gegenüber UEFA.com auf dem Medientag. " Wir brauchen finanzielles Fairplay für die Fans, für die Öffentlichkeit. Aber wir brauchen finanzielles Fairplay auch für die Vereine und für die Besitzer der Vereine."
"Heutzutage ändert sich in einem Klub alles, man wechselt die Spieler aus, man wechselt die Trainer aus, man wechselt die Direktoren aus, man wechselt die Manager aus. Aber die Fans und die Verbindung zur Gesellschaft bleiben gleich", fügte er hinzu. "Und das ist es, was wir schützen müssen. Und wenn wir uns im besonderen die Finanzen anschauen, dann müssen wir über den Trend besorgt sein, und wir müssen dagegen angehen, und wir müssen eine sichere Umgebung schaffen, eine gesunde Umgebung für den europäischen Klubfußball, damit dieser sich weiter entwickelt und wächst."
Gianni Infantino begrüßte die Unterstützung und den Beitrag, den die Klubs in Europa leisten. "Ich denke, dass das zeigt, dass, als wir die Regeln zum finanziellen Fairplay entwickelt haben, sie zusammen mit den Klubs auf verantwortliche Weise entwickelt haben", sagte er. "Die Regeln des Finanziellen Fairplays bringen niemanden um, sie beschneiden nicht die Klubs, sondern es gibt sie, um den Klubs zu helfen, sie helfen den Fans, sie sind dafür da, um ein gutes und positives Umfeld zu schaffen. Und die Tatsache, dass all die Klubs diese Regeln einstimmig unterstützen, hat wirklich gezeigt, dass die Klubs reif und verantwortungsbewusst sind."
Jean-Michel Aulas, Präsident von Olympique Lyonnais und Mitglied des Vorstand der European Club Association (ECA), verbreitete in Nyon eine positive Botschaft. "Die UEFA und [Präsident] Michel Platini haben eine mutige Entscheidung getroffen und eine Spirale in Frage gestellt, die nicht gut für die Ökonomie des Fußballs ist", sagte er. "Alle Klubs und die ECA stimmen den Modalitäten zu. Es ist ein langer Weg, aber es ist ein Projekt, das unabdingbar ist für den Fußball."
Ernesto Paolillo, ebenfalls im Vorstand des ECA und Generaldirektor des FC Internazionale Milano, unterstrich, dass nun die Zeit gekommen sei, die Probleme der Kosten im Fußball zu thematisieren. "Wir sind überzeugt davon, dass wir diese Art von Regeln brauchen", sagte er. "Es ist wichtig, dass die UEFA und die Klubs sich an der Restrukturierung der Fußballindustrie beteiligen. Wenn wir auf die Gesamtschulden der Klubs schauen, können wir die Probleme sehen, mit welchen die Klubs momentan zu tun haben. Es ist jetzt die richtige Zeit, anzufangen. Und wir sind bereit dazu."
Bei der Präsentation des Benchmarking-Berichts auf dem Medientag unterstrich Gianni Infantino, dass die kontinuierlich steigenden Kosten das Hauptproblem seien. "Die Gesamteinkünfte der europäischen Profiklubs sind von12 Milliarden Euro [2009] auf 12,8 Milliarde Euro [2010] gestiegen. Welche andere Industrie wächst derart? Das zeigt, dass aus einer populären Sichtweise der Fußball sehr gesund ist. Die Umsätze wachsen ständig in einer Zeit, in der wir uns weltweit in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation befinden."
"Das Problem, das wir haben", fuhr er fort, "ist, dass die Kosten des Klubfußball ebenfalls gestiegen sind, von 13,3 Milliarden Euro [2009] auf 14,4 Milliarden Euro [2010]. 56 Prozent der Erstligavereine meldeten Fehlbeträge. Das ist wirklich der letzte Weckruf. Der Trend muss sehr schnell umgedreht werden, wenn wir den europäischen Fußball retten wolle. Jedes Jahr sind die Einnahmen gestiegen, aber auch die Ausgaben sind gestiegen. Wir müssen schnell handeln."
"Es gibt fundamentale Unterschiede, wenn wir die Fußballfinanzen mit der wirtschaftlichen Situation in Europa allgemein vergleichen", sagte Gianni Infantino. "In den letzten Jahren sind die Umsätze gestiegen. Das zeigt insgesamt, dass sich der Fußball in einer gesunden finanziellen Situation befindet, wenn wir die Kostenseite kontrollieren können. Deshalb haben für die Regeln des finanziellen Fairplays eingeführt."
"Wenn wir die Herausforderung vor einigen Jahren mit den Klubs nicht angenommen hätten", schloss er, "dann müssten wir uns Sorgen machen über die Zukunft des europäischen Fußballs. Aber wir haben gehandelt, und weil die Umsätze zeigen, dass die Leute am Fußball interessiert sind, gibt uns das ein sehr gutes Gefühl, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden."