UEFA.com funktioniert besser bei anderen Browsern
Um das bestmögliche Erlebnis zu haben, empfehlen wir, Chrome, Firefox oder Microsoft Edge zu verwenden.

Women's EURO 2022: Taktik-Trends des Turniers bislang

"Der Frauen-Fußball ist qualitativ so gut wie er zuvor noch nie gewesen ist", sagte Englands Ex-Nationaltrainerin Hope Powell bei einem Treffen des Technischen Beobachter-Teams der UEFA. Dabei ging es um die taktischen Erkenntnisse aus der Gruppenphase bei der Women's EURO 2022.

Deutschland war "nicht nur im hohen Pressing effektiv" bei dieser Endrunde
Deutschland war "nicht nur im hohen Pressing effektiv" bei dieser Endrunde UEFA via Getty Images

Ist es Zufall, dass die sechs Teams, die den höchsten Prozentsatz an Druck in der gegnerischen Hälfte ausgeübt haben, in der K.-o.-Runde stehen? Dies war einer der Diskussionspunkte beim Online-Treffen der Technischen Beobachterinnen und Beobachter der UEFA, um sich aus der Perspektive der Trainer über das auszutauschen, was sie während der Gruppenphase der UEFA Women's EURO 2022 gesehen haben.

Pressingstrategien war eines der ständigen Themen in ihren Berichten über die erste Phase der Endrunde. "Die Spitzenteams waren sehr gut darin, in der gegnerischen Hälfte zu verteidigen", erkannte Jarmo Matikainen. "Dies wird durch die Statistiken über die Anzahl der Ballverluste in der eigenen Hälfte bestätigt. Die Teams sind unterschiedlich vorgegangen, haben aber trotzdem das gleiche Ergebnis erreicht." Frankreich, Schweden und Spanien führten diese Rangliste an, während Deutschland von den Beobachtern gelobt wurde, weil es, wie Matikainen es ausdrückte, "nicht nur im hohen Pressing effektiv war, sondern auch dann, wenn es sich für die Verteidigung im Mittelfeld entschied oder, wie gegen Spanien, tief in der eigenen Hälfte verteidigen musste".

Hope Powell, Ehemalige Trainerin Englands

Der Frauen-Fußball ist qualitativ so gut wie er zuvor noch nie gewesen ist. Ihr Status als Profi hat es den Spielerinnen ermöglicht, ihre fußballerischen Fähigkeiten zu trainieren und zu perfektionieren sowie ihr Spiel in allen Bereichen zu verbessern: technisch, taktisch und körperlich.

Women's EURO: Alle Tore von Spanien bislang

Immer mehr Mannschaften haben im Verlauf des Turniers in England die Gegnerinnen schon früh unter Druck gesetzt. Deshalb ist es für die Teams immer wichtiger geworden, trotz dieses Drucks sicher aus der eigenen Hälfte herauszuspielen. "Spanien hat da Maßstäbe gesetzt", sagte die derzeitige walisische Nationaltrainerin Gemma Grainger, "weil ihre außergewöhnliche Technik es ihnen ermöglicht, erfolgreich aus Situationen herauszuspielen, in denen sie den Ball zu verlieren drohen. Auch Belgien war zum Beispiel im Spiel gegen Frankreich in dieser Beziehung erfolgreich, weil sie meist eine freie Spielerin im Mittelfeld finden konnten."

Die Beobachter sprachen auch den scheinbaren Widerspruch zwischen verbesserten Defensivfähigkeiten und einer Torquote an, die am Ende der Gruppenphase bereits die Zahl von 68 Toren beim letzten Turnier 2017 übertroffen hatte. "Die Abwehr ist so gut trainiert", sagte die ehemalige englische Nationaltrainerin Hope Powell, "dass auch die Offensivqualitäten besser werden mussten. Bei diesem Turnier haben wir viele Positionswechsel und verbesserte technische Fähigkeiten im letzten Drittel gesehen. Dabei gingen die Spielerinnen mit viel Selbstvertrauen in 1 gegen 1, 1 gegen 2 oder sogar 1 gegen 3 Situationen."

Joe Montemurro, Juventus-Trainer

Das Ziel des technischen Beobachters ist es, jedes Spiel und jede Mannschaft zu analysieren, um Muster und Trends zu erkennen. Aus diesen Informationen stellen wir dann Daten zusammen, um die technischen und taktischen Erkenntnisse des Turniers in einem Bericht zusammenzufassen.

Women's EURO: Alle Tore von Deutschland in der Gruppenphase

Die Top-Teams versuchen, Wege zu finden, um die gut organisierten Abwehrblöcke der gegnerischen Mannschaften zu durchbrechen. "Wir haben eine Vielzahl von Optionen gesehen", sagt Grainger, "mit Mittelfeldspielerinnen, die in die Zentrale vordringen, oder - was häufiger vorkommt – mit Überzahl auf den Außen zu operieren, wie es England und Spanien in der Gruppenphase getan haben".

Mittlerweile, so die Beobachter, sind die Teams im Ballbesitz auch darin geübt, geduldig von hinten aufzubauen, den gegnerischen Abwehrblock nach hinten zu drängen und dann das Spiel auf den anderen Flügel zu verlagern. "Wir haben hervorragende lange Diagonalpässe gesehen", kommentierte Matikainen, "und präzise Zuspiele in eher freie Bereiche des Spielfelds. Das war ein wichtiger Faktor beim Durchdringen der Abwehrblöcke".

"Wir konnten eine Entwicklung des Flügelspiels beobachten", fügte die ehemalige belgische Nationaltrainerin Anne Noé hinzu, "mit einer geringeren Betonung des traditionellen Hinterlaufens der Außenverteidigerinnen und einer stärkeren Tendenz, die Innenbahnen zu nutzen oder frühe Flanken zu schlagen."

Bislang war das Flügelspiel die erfolgreichste Methode, mit Flanken und Pässen in den Rücken der Abwehr, die 27 Prozent der Tore aus dem Spiel heraus ausmachten. "Die Flanken sind viel besser geworden", meint Powell. "Die hohen Hereingaben sind präziser geworden. Ich denke, dass sie auch mit höherer Geschwindigkeit geschlagen werden - was die Innenverteidigerinnen zwingt, sie schneller zu klären." Dies zeigte sich auch in der Gruppenphase, als 33 Prozente der Tore durch Kopfbälle erzielt wurden.

Für dich ausgewählt