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Linda Dallmann, der kesse Shootingstar

Die 22-jährige Mittelfeldspielerin der DFB-Elf hat erst sechs Länderspiele bestritten, bei der UEFA Women's EURO startet sie dennoch durch.

Linda Dallmann zeigte gegen Italien eine bärenstarke Vorstellung
Linda Dallmann zeigte gegen Italien eine bärenstarke Vorstellung ©Sportsfile

Linda Dallmann war gerade dabei, auf einer Terrasse des weitläufigen, idyllisch gelegenen Teamhotels De Ruwenberg in Sint-Michielsgestel die Frage zu beantworten, ob der Druck bei der UEFA Women's EURO durch den hart erkämpften 2:1-Sieg gegen Italien nun weniger geworden sei, da sorgte das schneidende Motorengeräusch eines nahenden Traktors für eine ungeplante Unterbrechung des Interviews. Die Kamera stoppte. Und damit war die wohl überlegte und präzise formulierte Antwort der wortgewandten 22-Jährigen dahin.

Doch was manch andere aus dem Konzept gebracht hätte, ließ die kesse, gerade einmal 1,58 Meter kleine Persönlichkeit völlig unbeeindruckt. Statt sich zu ärgern, brach sie in schallendes Gelächter aus. Nach einer kurzen Pause ging es weiter und sie begann wie selbstverständlich noch einmal aufs Neue.

Es liegt wohl gerade an dieser natürlichen Unbekümmertheit, dass Bundestrainerin Steffi Jones große Stücke auf den dribbelstarken und kreativen Wirbelwind der SGS Essen hält und ihr den Spitznamen "Aladdin" verpasst hat. "Ich soll die Magie auf den Platz bringen, deswegen Aladdin", verriet Dallmann.

Mit erst sechs Länderspielen gehört sie zu den Newcomern im Team, für ihre Leistung im Spiel gegen Italien wurde sie gleich in ihrem ersten Einsatz bei der UEFA Women's EURO zur Spielerin des Spiels gekürt. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich hätte mich nicht darüber gefreut", so Dallmann. Dabei musste sie noch im vergangenen Herbst wegen eines Mittelfußbruchs einige Wochen aussetzen. Aus der Ruhe gebracht hat sie das nicht.

Als eines von sieben Kindern wuchs sie mit zwei jüngeren Zwillingsschwestern und vier älteren Brüdern auf. "Ich bin dankbar, dass ich so eine Kindheit hatte. Alle vier Jungs haben Fußball gespielt und im Endeffekt hatte ich keine andere Wahl, mitzugehen und mitzuspielen."

Dribbelstark und kreativ - aber 'Aladdin' scheut auch keinen Zweikampf
Dribbelstark und kreativ - aber 'Aladdin' scheut auch keinen Zweikampf©Getty Images

Irgendwann ließ das Interesse ihrer Brüder am Fußball nach. "Später kamen dann meine Schwestern dazu, ich habe jeden Tag mit ihnen gekickt." Der Wendehammer vor dem Elternhaus wurde kurzerhand zum Bolzplatz umfunktioniert.

Mit ihren Schwestern Jule und Pauline spielte Dallmann zusammen bei der SGS Essen, ehe das Trio getrennte wurde, da die beiden zunächst zum 1. FFC Frankfurt und später zu Borussia Mönchengladbach wechselten. Schon in jungen Jahren kam im Hause Dallmann auch die Athletik nicht zu kurz. Denn im elterlichen Garten hatten Lindas fitnessverrückte Brüder ein Freiluft-Studio eingerichtet. "Das war mehr ein Spaß, aber es war ganz gut ausgestattet, auch meine Mutter hat mitgemacht", erinnert sie sich an selbst gebaute Halterungen und an das Hanteltraining auf der heimischen Terrasse.

Gegen Russland will Dallmann am Dienstag in Utrecht noch eine Schippe drauflegen und ihren Beitrag zum Einzug ins EM-Viertelfinale leisten. "Wir alle haben hier noch Luft nach oben und ich habe hier sicherlich noch nicht alles gezeigt, was ich kann." Ihre Unbekümmertheit neben dem Platz spiegelt sich auch auf dem Rasen wider. Als eine der jüngeren Spielerinnen im Team verspürt sie keinen großen Druck. "Ich bin nicht so nervös, zumal ich vom Trainerstab mehr Freiheiten bekomme."

Für Dallmann, die früher Giovane Elber und Claudio Pizarro bewunderte und heute ein glühender Fan von Mario Götze und Teamkollegin Dzsenifer Marozsán ist, ist der Gegner keine unbekannte Größe. Im vergangenen September feierte sie beim 4:0-Sieg in Russland in der EM-Qualifikation ihr Debüt. "Das ist eine sehr robuste Mannschaft, aber wenn wir unsere Klasse ausspielen und den Ball laufen lassen, sollte es klappen." Auch die russischen Spielerinnen werden es wohl nicht so leicht schaffen, sie aus dem Konzept zu bringen.