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1984: Pia Sundhage

Pia Sundhage legte sich den Ball zurecht und hoffte, dass sie sich auf ihre Nervenstärke mehr verlassen konnte als auf ihre Vorhersagen.

Pia Sundhage, Trainierin der USA
Pia Sundhage, Trainierin der USA ©Getty Images

Pia Sundhage legte sich den Ball zurecht und hoffte, dass sie sich auf ihre Nervenstärke mehr verlassen konnte als auf ihre Vorhersagen. Es war das Finale des ersten Europawettbewerbs für Frauenfußball, und Sundhage lief im Elfmeterschießen zum letzten Schuss für Schweden gegen England an.

Freiwillig
Am 27. Mai 1984 stand es 1:1 nach Hin- und Rückspiel, als an der Kenilworth Road in Luton das entscheidende Elfmeterschießen anstand. "Am Tag vor dem Rückspiel hatte uns Trainer Ulf Lyfors gefragt, wer den letzten Elfmeter schießen würde", erklärte Sundhage gegenüber uefa.com. "Ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht so weit kommen würde, und meldete mich freiwillig. Er schaute mich an, als wolle er sagen, 'Du hast dich jetzt dazu verpflichtet'". Die Mittelfeldspielerin hielt Wort und schoss den Ball ins Netz. Schweden war der erste Frauen-Europameister der Geschichte.

Flugkopfball
Keine andere wäre besser geeignet gewesen, den letzten Schuss auszuführen, als Sundhage. Durch ihren Treffer per Flugkopfball sicherte sie ihrer Mannschaft den Sieg im Hinspiel. In 146 Länderspielen traf sie insgesamt noch weitere 70 Mal für ihr Land. Mit ihrem Charisma auf und abseits des Platzes trug sie maßgeblich zur Popularität des Frauenfußballs in Schweden bei. In ihrer jetzigen Funktion als Trainerin arbeitet sie weiter am Profil des Sports.

"Sie haben uns ausgelacht"
"Ich spreche jetzt gerne mit den Medien, aber am Anfang haben sie sich überhaupt nicht für uns interessiert. Sie haben uns damals sogar ausgelacht", erinnert sie sich. Tatsächlich hat sich einiges geändert, seit Sundhage ihre Begeisterung für das Spiel entdeckt hat. "Ich habe angefangen, als ich fünf oder sechs Jahre alt war. Ich musste gegen Jungs spielen, weil es noch keine Mannschaften für Frauen oder Mädchen gab. Ich wurde aber immer schon als eine der ersten in ein Team gewählt", berichtet sie stolz.

Debüt für Schweden
Beim IFK Falköping fand sie schließlich doch gleichgesinnte Mädchen. Ihre beeindruckenden Leistungen im Alter von 14 Jahren führten dazu, dass sie schon im Jahr darauf die erste Einladung zu einem Länderspiel bekam. "Es war 1975, und wir gewannen in Göteborg gegen England mit 2:0. Der Nationaltrainer rief mich an, und ich las dann auch einen Bericht darüber in der Zeitung. Das war für mich natürlich eine ganz tolle Sache. Ich war ja erst 15. So richtig nervös war ich allerdings nicht, denn ich hatte schon gute technische Fähigkeiten; zumindest waren diese besser als bei einigen Anderen. Das gab mir innerhalb der Gruppe Selbstvertrauen." Sie fühlte sich in der Nationalmannschaft so gut, dass sie bis zu ihrem Rücktritt 1996 eine unverzichtbare Größe darstellte.

Vize-Europameisterin
Sundhage zog die Fäden im Mittelfeld und wurde mit Schweden 1987 und 1995 Vize-Europameister. "Ich kann mich auch noch an die [FIFA-] Weltmeisterschaft 1991 in China erinnern, als wir Bronze holten, und an die Olympischen Spiele 1996. Das waren für mich und für die Entwicklung des Frauenfußballs bedeutende Ereignisse", sagte sie. Zu Hause in Schweden gewann sie viermal die Meisterschaft und viermal den Pokal mit Jitex BK und ihrem letzten Klub Hammarby. Schon in den 1990er Jahren stellte es sie jedoch nicht mehr zufrieden, nur Spielerin zu sein, und sie begann allmählich eine Trainerlaufbahn.

Olympia-Gold
Das gleiche Spielverständnis, das sie auf dem Platz ausgezeichnet hat, half ihr nun auch bei ihrer Arbeit als Trainerin. Nachdem sie mit verschiedenen schwedischen Nachwuchs-Nationalmannschaften einige Erfolge feiern konnte, wechselte sie 2001 als Co-Trainerin in die Vereinigten Staaten zu Philadelphia Charge. Ein Jahr später übernahm sie als erst zweite Frau in der Profiliga WUSA einen Cheftrainerposten und coachte die Boston Breakers. In ihrer ersten Saison dort wurde sie als "Trainerin des Jahres" ausgezeichnet. "Es war für mich eine einzigartige Erfahrung, Profi-Trainerin in den USA zu sein", sagt sie. "Allein die Nähe zu Spielerinnen wie Kristine Lilly und Maren Meinert war etwas ganz Besonderes. Ich habe dort viele neue Ideen entwickelt." Nach dem Kollaps der WUSA kehrte sie nach Schweden zurück und wurde Trainerin von KIF Örebro DFF von 2005 bis 2007. Nach einer kurzen Periode als Assistentin der chinesischen Nationalmannschaft, wurde sie zur Nationaltrainerin der USA berufen und gewann mit ihnen 2008 die Olympische Goldmedaille.