UEFA Women's Champions League Taktikanalyse: Die goldene Mitte
Dienstag, 14. März 2023
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Vor dem Viertelfinale der UEFA Women's Champions League haben die Technischen Beobachter der UEFA analysiert, wie bisher die meisten Tore gefallen sind.
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Auf dem Weg zum Tor sind die Mannschaften in der UEFA Women's Champions League immer häufiger über die Mitte erfolgreich.
Dies ist eine der wichtigsten Schlussfolgerungen einer Analyse aller Tore, die während der Gruppenphase 2022/23 gefallen sind.
Von den 177 Treffern während der Gruppenphase fielen 130 aus dem Spiel heraus. Rund 36 Prozent dieser Treffer resultierten aus einem Aufbauspiel über das Zentrum. In vielen Fällen gab es vor allem gegen Ende der Spielzüge exzellente Bewegungsabläufe zwischen den Linien und die Anzahl der Treffer nach Direktabnahmen (93 %) ist ein starker Indikator für zielsicheres Einlaufen und spricht auch für die Qualität des finalen Passes.
Beispiele dafür finden sich in der Video-Analyse über diesem Text. Die Auswahl der Clips zeigt, wie die besten Mannschaften der Frauen-Königsklasse besonders effektiv dabei sind, der gegnerischen Abwehr mit einem Pass aus dem Zentrum in die Schnittstelle Probleme zu bereiten. Viele Teams scheinen auf den ersten Blick in der Defensive gut strukturiert, doch mit gut getimten Läufen und präzisen Pässen in die Schnittstellen lassen sich auch solche Abwehrreihen aushebeln.
Weitere Trends
Fast zwei Fünftel aller Treffer wurden erzielt, als das verteidigende Team tief und strukturiert stand. Derweil fielen 23 Prozent der Treffer nach schnellen Angriffen und elf Prozent im Anschluss an Konter.
"Durch gute Bewegungen lässt sich eine Verteidigerin schnell aus der Position ziehen", erklärte ein Technischer Beobachter der UEFA. "Die besten Mannschaften spielen dann einen Pass in den frei gewordenen Raum."
Dieser Fokus auf Torerfolge gehört zu der übergeordneten Analyse, die von Redzone unterstützt und von der Abteilung für Leistungsanalyse der UEFA zusammengefasst und unter die Lupe genommen wird. Weitere Erkenntnisse fließen über Mitglieder des Gremiums der Technischen Beobachter der UEFA ein.
Eine Technische Beobachterin der UEFA wies darauf hin, dass solche Tore vor allem in Partien zwischen Teams fielen, in denen es einen Klassenunterschied gab. "In manchen Spielen ist es Abwehr gegen Verteidigung." Dies trifft auf jeden Fall auf ein Spiel zu, welches auch im obigen Video zu sehen ist. Der albanische Vertreter Vllaznia, der erstmals im Wettbewerb dabei war, musste viel Lehrgeld bezahlen.
Hinsichtlich der Effektivität der Mannschaften bei dem Streben, die letztendliche Torschützin unter Druck zu setzen, gab es direkten Druck (eine gegnerische Spielerin befindet sich innerhalb eines Umkreises von fünf Metern und versucht, zu stören) bei 38 % aller Tore, keinen Druck bei 33 % und nur indirekten Druck bei 29 %.
Technische Beobachterin der UEFA
"Viele der Tore wurden über die Außen eingeleitet. Manchmal wurde in diesen Situationen Überzahl geschaffen und mit der zusätzlichen Spielerin war es möglich, Räume zu finden, um den Strafraum anzupeilen."
Unter der Lupe
Vor dem Start des Viertelfinals der Women’s Champions League am 21. März wird das Analyse-Team der UEFA weitere Erkenntnisse präsentieren. Auch für kommende Runden sind ähnliche Bewertungen geplant.
Atle Rosseland, Teamleiter der Leistungsanalyse in der Fußballabteilung der UEFA, sagte: "Hinsichtlich Leistungsanalyse werden wir alles tun, damit alle Nationalverbände und Interessensvertreter im Fußball Zugang zu den neuesten Informationen und taktischen Trends in der Women’s Champions League und den Frauen-Europameisterschaften erhalten."
"Außerdem werden wir Analyse-Projekte für den Nachwuchs-Frauenfußball erstellen und sicherstellen, dass alle Interessensvertreter auf dem neuesten Stand sind. Die Nachfrage nach technischen und taktischen Trends im Nachwuchs-Frauenfußball steigen von Jahr zu Jahr."