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Nadine Keßler: Es ist an der Zeit, Solidarität zu zeigen

Nadine Keßler, Leiterin der UEFA-Abteilung Frauenfußball, hat einen offenen Brief über die vorgeschlagene "Super League" und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung des Spiels geschrieben.

Nadine Keßler
Nadine Keßler UEFA via Getty Images

Der über ihre persönlichen Social-Media-Kanäle veröffentlichte Brief wird unten vollständig veröffentlicht.

Liebe Spielerinnen, liebe Frauenfußball-Champions,

ich bin mir sicher, dass ihr alle von der Gründung einer geschlossenen European Super League, an der bestimmte Spitzenmannschaften der Männer beteiligt und in der 15 Vereine direkt gesetzt sind (diese können unabhängig von ihrer Leistung nicht absteigen), gelesen habt. Möglicherweise habt ihr auch als Nebenbemerkung in derselben Pressemitteilung gelesen, dass dies in Form einer Women's European Super League wiederholt werden soll, nachdem das Format der Männer angeblich umgesetzt wird.

Diese Nachricht kommt ohne Rücksprache und zu einem Zeitpunkt, an dem die UEFA Women's Champions League ab dem nächsten Sommer einen großen Wandel erleben wird. Mit anderen Worten, es ist eine direkte Bedrohung für all die Pläne, die wir gemeinsam mit der ECA, euren Vereinen und den Ligen für die neue UEFA Women's Champions League sorgfältig erarbeitet hatten. Eine neue UWCL, die Weitsicht bietet, mehr Wettbewerb, finanzielle Belohnung und Solidarität, mit dem Ziel, eine neue Ära für den gesamten Frauenfußball einzuläuten. Ein offener Wettbewerb, der es Vereinen und Spielerinnen aus ganz Europa ermöglicht, den Traum vom Gewinn der prestigeträchtigsten Vereinstrophäe der Welt weiter leben zu können.

Wie beeinflusst dies den Frauenfußball?

Die Professionalisierung und Entwicklung des Frauenfußballs befinden sich nach wie vor im Anfangsstadium. Nur für einen kleinen Teil der Spielerinnen ist es ein Vollzeitberuf, der Zugang zu den bestmöglichen Einrichtungen bietet. Zwar gab es bereits bedeutende Fortschritte im Spiel, aber wir brauchen mehr Vereine, Verbände und Gremien, die investieren, um mehr Spielerinnen professionelle Strukturen zu bieten, von denen sie profitieren können. Wir brauchen nicht nur mehr Vereine, sondern auch ein besseres Gleichgewicht zwischen ihnen, damit nicht nur die Topspielerinnen profitieren können. Diese Vereine müssen die Ambition haben, zur Spitze des europäischen Frauen-Klubfußballs, der UEFA Women's Champions League, zu gehören. Mit einer geschlossenen European Women's Super League ist das nicht möglich. Natürlich wäre eine solche Entwicklung für alle nationalen Ligen, die enorme Anstrengungen unternommen haben, um das Spiel der Frauen zu professionalisieren, gleichermaßen verheerend. Alle großen Schritte, die in den letzten Jahren unternommen wurden, darunter auch der Einsatz von vieler Spielerinnen zuvor, unser Spiel europaweit zum Beruf zu machen, haben weniger Chancen, wahr zu werden.

Als ehemalige Spielerin, die selbst gespielt hat und für diesen Sport arbeitet und lebt, als jemand, der an Rivalität glaubt, mit Außenseitern, die Favortien schlagen, oder offene Wettkampfsysteme, die an Leistung geknüpft sind und es jedem erlauben, an die Spitze zu gelangen und deshalb glaubt, dass der BESTE immer gewinnen wird und der Verlierer absteigt und es in der nächsten Saison erneut versuchen wird. Als jemand, der aus eigener Erfahrung von der Kraft der Solidarität profitiert hat und fest davon überzeugt ist, dass die Besonderheit des Fußballs in seiner Unvorhersehbarkeit liegt, ermutige ich euch dazu, euch eine eigene Meinung zu bilden und eine Position einzunehmen, wie es viele andere Spielerinnen bereits getan haben.

Wir sprechen immer von einer stärkeren Bindung zwischen Männer- und Frauenfußball, von mehr Solidarität – jetzt ist es an der Zeit, Solidarität zu zeigen. Dieses derzeitige gesamte Fußball-Ökosystem finanziert alles vom Breitensport bis zur Elite, einschließlich des Frauenfußballs – das sind lebenswichtige Finanzströme, von denen diese Teile des Spiels, unser Spiel, abhängen.

Bitte nehmt euch etwas Zeit, um die Details dieser wichtigen Debatte zu lesen und zu erfahren, warum die Fußballpyramide mit ihren Solidaritätsprinzipien unseren Sport zum erfolgreichsten der Welt gemacht hat.

Ganz egal, zu welchem Entschluss ihr kommt, eure Meinung als Spielerin, als Frauenfußball-Champion, zählt. Die Werte unseres Sports sind genau in den Zeiten wichtig, in denen Gier die allgemeinen Bedürfnisse der Gesellschaft und des Fußballs als Ganzes insgesamt zu übertreffen scheint. Denn Solidarität ist wichtig!

Nadine