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Geduldige Schumann bereit für ihre Chance

Desirée Schumann saß in den letzten beiden Endspielen für den 1. FFC Turbine Potsdam auf der Bank. Nun wird sie am Donnerstag für den 1. FFC Frankfurt zwischen den Pfosten stehen.

Desirée Schumann darf dieses Mal spielen
Desirée Schumann darf dieses Mal spielen ©Sportsfile

In den letzten beiden Jahren nahm Desirée Schumann am Endspiel der UEFA Women's Champions League teil - allerdings saß sie beide Male für ihren alten Verein 1. FFC Turbine Potsdam auf der Bank. Das war 2010 der Fall, als Potsdam siegte und ebenso letztes Jahr, als man gegen Olympique Lyonnais unterlag. Dieses Mal in München allerdings wird Schumann gegen Lyon zwischen den Pfosten stehen, denn die etatmäßige Nummer eins ihres neuen Vereins 1. FFC Frankfurt, Nadine Angerer, fällt mit einer Knieverletzung aus.

UEFA.com: Desi, man sagt ja: "Des einen Freud, des andern Leid."

Desirée Schumann: Man wünscht natürlich niemandem so eine Verletzung, natürlich auch der Natze [Angerer] nicht. Und wir haben auch alle nicht damit gerechnet, dass es letztendlich so eine schwerwiegende Verletzung ist. Natürlich habe ich jetzt eine unverhoffte Chance bekommen, habe jetzt schon fast elf Spiele gemacht, möchte mich halt in jedem Spiel wieder neu beweisen und die Spiele auch nutzen, um mich zu präsentieren, auch für die A-Nationalmannschaft, aber auch um den Verein und der Mannschaft zu zeigen, dass da hinten jemand drin steht, der ein adäquater Ersatz ist. 

UEFA.com: Nachdem man das Finale zweimal von der Bank gesehen hat, wird da jetzt ein Traum wahr?

Schumann: Ich freue mich jetzt schon auf das Finale, man merkt es an meinem Grinsen. Gegen Lyon habe ich zweimal gespielt, einmal verloren, einmal gewonnen, leider halt nur von der Bank aus. Es ist das Ziel eines jeden Sportlers, natürlich auch auf dem Platz zu stehen und nicht nur im Training sich zu beweisen. Das ist für mich jetzt ein besonderes Ereignis, dass ich dann auch auf jeden Fall von Anfang an spielen werde und es ist einfach auf Vereinsebene das Höchste, was man erreichen kann und wir als Mannschaft sind unglaublich stolz und freuen uns alle darauf, dass wir das Finale bestreiten dürfen.

UEFA.com: Wie haben Sie den Sieg 2010 empfunden?

Schumann: Das war natürlich damals ein Riesenereignis mit Potsdam, dass wir die Champions League gewonnen haben. Ich schätze Fußball sehr, weil es ein Mannschaftssport ist, aber letztendlich weiß jeder, dass ich halt gerne auch auf dem Platz gestanden hätte und das habe ich nicht getan. Es war für mich im Nachhinein ein sehr prägendes Ereignis, ich habe schon auch daran zu beißen gehabt, aber ich hatte viele Leute um mich herum, die mich unterstützt haben. Rückblickend aus Frankfurt kann ich jetzt nur sagen, dass es einfach ein Wahnsinnsgefühl war, wir sind Champions-League-Sieger geworden und ich bin sehr stolz, ein Teil dieser Mannschaft gewesen zu sein. Und ich habe sehr viel Stärke aus dieser Situation gezogen, weil ich selber nicht gespielt habe. Jemand anderes stand plötzlich im Fokus, obwohl ich vorher immer als Nummer eins gespielt habe. Aber es gibt solche Situationen im Leben, da muss man sich dann durchbeißen. Andere stecken vielleicht den Kopf in den Sand, ich habe viel Stärke daraus gezogen. Ich bereue es nicht und bin sehr stolz, dass ich schon Champions-League-Siegerin geworden bin.

UEFA.com: Bereitet man sich als Torhüterin auf bestimmte Einzelspielerinnen besonders vor?

Schumann: Ich denke, dass man bei Lyon nicht unbedingt jemanden herausheben kann. Ich denke, dass sie als Kollektiv einfach eine unglaublich starke Mannschaft sind, vor allem auch in der Offensive. Die schnelle [Élodie] Thomis ist ja gesperrt, das beobachtet man natürlich auch als Torhüterin. Lotta Schelins Stärken kennt jeder. Ich denke, dass ich mit meinem Torwarttrainer sicherlich noch mal ganz bestimmte Situationen angucken werde, um mich darauf bestmöglich einzustellen. Aber ich denke nicht, dass es Sinn macht, eine einzelne Spielerin besonders zu beobachten, sondern eher die Offensive an sich, die Standards und wie sie agieren, das ist sehr wichtig.

UEFA.com: Die Torhüterinnen wurden teilweise kritisiert. Schaut man sich die Konkurrenz an, wie etwa Lyons Sarah Bouhaddi, um sich selber zu vergleichen?

Schumann: Sicherlich beobachtet man andere Torhüter, um sich auch einiges für das eigene Torhüterspiel abzuschauen. Wie jetzt die Qualität ist, kann ich nicht sagen. Ich kenne Bouhaddi aus den zwei Finalspielen und kenne auch ihre Stärken, aber ich denke, es ist wichtig, dass ich mich auf mich selber konzentriere und jetzt nicht nach anderen Torhüterinnen schaue. Ich denke, das Torhüterspiel allgemein hat sich in den letzten Jahren sehr entwickelt, sowohl im Männer- als auch im Frauenbereich. Vom Torwart wird sozusagen viel mehr Offensivkraft gefordert, was früher nicht so war, da hat es gereicht, wenn man den Ball gehalten hat und heute ist man so eine Art elfter Spieler hinten, der als Feldspieler agiert und die Bälle verteilt, das kann man schon auch beobachten, dass sich da etwas entwickelt hat in den letzten Jahren.

UEFA.com: Hat der Vereinswechsel Ihnen in Ihrer Entwicklung weitergeholfen?

Schumann:
Ich denke, es ist eine Kombination. Wenn man in ein neues Umfeld kommt, möchte man sich auch sofort beweisen. Ich denke, man kommt auch über die sportliche Leistung dann ins Team rein, das ist ganz normal. Aber alles ist neu, das Trainingsgelände ist neu, die Bälle sind neu, die Ausstattung ist neu, man freut sich und hat einfach eine neue Motivation. Und das ist mir in Potdsam am Ende schwer gefallen, weil ich halt nicht so die Chance gesehen habe und auch nicht das Entwicklungspotenzial. Ich habe hier in Frankfurt angefangen, wieder viel mehr an mich zu glauben. Ich habe hier sehr viel Selbstbewusstsein aufgebaut, was mir auch mein Umfeld hier gegeben hat, natürlich auch durch die gute Zusammenarbeit mit Nadine Angerer und meinem Torwarttrainer André Wachter. Ich denke schon, dass die beiden einen sehr großen Anteil an meiner Entwicklung haben. Und auch sich innerhalb der Mannschaft in jedem Training mit so guten Spielerinnen zu messen, ist auf jeden Fall eine gut Voraussetzung, um so eine Entwicklung zu nehmen. 

Eine vollständige Version dieses Interviews gibt es im offiziellen Programmheft des Endspiels, das bereits jetzt gekauft werden kann.