Smisek genießt ihre Rolle als Frankfurts "Oma"
Freitag, 11. Mai 2012
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Sandra Smisek wird den 1. FFC Frankfurt im Finale in München als Spielführerin auf das Feld führen, im Gespräch mit UEFA.com erklärte die 34-Jährige, warum es ihr nichts ausmacht, "Oma" genannt zu werden.
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Nachdem die etatmäßige Spielführerin des 1. FFC Frankfurt, Nadine Angerer, verletzungsbedingt ausfällt, wird die erfahrene Mittelfeldspielerin Sandra Smisek im Finale der UEFA Women's Champions League gegen Olympique Lyonnais am nächsten Donnerstag die Binde tragen. Im Interview mit UEFA.com sprach die 34-Jährige über ihre Vorfreude auf das Münchner Olympiastadion und warum es ihr nichts ausmacht, "Oma" genannt zu werden.
UEFA.com: Frankfurt steht zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder im Finale des Europapokals, sicherlich zu Ihrer großen Freude ...
Sandra Smisek: Absolut, wir waren ja seit langem nicht mehr international vertreten. Jeder Sportler miss sich gerne mit den Stärksten und das ist auf Vereinsebene eben die Champions League, von daher sind wir sehr glücklich, dass wir das Finale erreicht haben.
UEFA.com: Sie haben den alten UEFA-Frauenpokal zweimal gewonnen, mittlerweile hat sich der Name in UEFA Women's Champions League geändert. Ist es dadurch noch etwas besonderer geworden?
Smisek: Vom Namen her sowieso, Champions-League-Finale hört sich besser an. Wir haben jetzt nur ein Spiel, früher gab es zwei. Ich finde ein Endspiel besser, von der Wertigkeit her ist beides gleichwertig zu sehen.
UEFA.com: Was ist der Schlüssel, um Lyon zu schlagen?
Smisek: Gute Frage. Lyon ist eine absolut starke Mannschaft mit hochwertigen Spielerinnen in ihren Reihen. Wir freuen uns darauf, dass es Lyon geworden ist, denn Potsdam kennen wir ja schon aus der Liga. Ein sehr interessantes Match, vom Gefühl her 50:50, da wird die Tagesform entscheiden, der Charakter, der absolute Wille, die Gier, den Titel nach Hause zu holen. Und ich werde meinen Teil dazu beitragen, dass es der 1. FFC Frankfurt sein wird.
UEFA.com: Ist es für Sie ein Vorteil, dass das Finale in Deutschland stattfindet?
Smisek: Nicht unbedingt. Natürlich ist es schön, ein kleines Heimspiel zu haben in Deutschland. Aber selbst woanders würden wir uns genauso vorbereiten. Es sind vielleicht Kleinigkeiten, die von Vorteil sind, aber die werden nicht ausschlaggebend sein.
UEFA.com: Wäre der Triumph in der Champions League ein Höhepunkt Ihrer Karriere?
Smisek: Absolut, wir waren ja jetzt schon länger nicht mehr dabei und ich konnte nicht mehr so viele Titel einheimsen. Deswegen freue ich mich. Da ich 2008 mit der Nationalmannschaft aufgehört habe, bleibt mir ja nur noch der Verein, das hätte natürlich eine sehr große Bedeutung.
UEFA.com: Ihre Saison in der Champions League glich in diesem Jahr einer Achterbahnfahrt, mit Auswärtsniederlagen in den ersten drei Runden ...
Smisek: Wir hatten von Anfang an ziemlich gute Gegner mit sehr viel Qualität und hatten sicherlich auswärts unsere Schwierigkeiten, aber auf dem Weg ins Champions-League-Finale kann das nur von Vorteil sein, da schon auf sehr hohem Niveau zu spielen und sehr gute Gegner aus dem Weg zu räumen. Ich denke, wir stehen zurecht im Finale. Mit Lyon erwartet uns der stärkste Gegner, das haben wir uns verdient. Ich sehe das eher positiv, dass wir gegen so gute Gegner durchgekommen sind.
UEFA.com: Nachdem Nadine Angerer ausfällt, tragen Sie die Kapitänsbinde. Was ist das für ein Gefühl?
Smisek: Grundsätzlich wäre es mir lieber, wenn Nadine nicht verletzt wäre und dieses komische Ding auf dem Platz tragen würde. Aber ich bin Co-Kapitänin, das mache ich sehr gerne und einer muss auch die Verantwortung übernehmen. Das wird dann mir zugetragen und ich denke, ich mache das auch ganz ordentlich.
UEFA.com: Statt Nadine Angerer wird nun Desirée Schumann im Finale der Champions League spielen, was großen Druck für sie bedeutet. Bisher hat sie ihre Sache als Ersatztorhüterin ganz gut gemacht ...
Smisek: Das überrascht mich nur bedingt, weil sie schon als Nadine noch nicht verletzt war, im Training sehr auf sich aufmerksam gemacht hat. Und immer wenn sie die Spiele gespielt hat, sehr konzentriert war. Mit Desirée Schumann haben wir jemanden, der schon gezeigt hat, dass man sich auf sie verlassen kann, trotz der jungen Jahre. Ich habe da überhaupt keine Bedenken, dass sie Nadine vertreten muss.
UEFA.com: Mit Sven Kahlert haben Sie einen sehr jungen Trainer. Wie ist er so als Trainer?
Smisek: Er ist sicherlich noch ein sehr junger Trainer, aber sehr akribisch. Er verkörpert absolute Leidenschaft, auch gerade mit seinem Trainerteam, das sind vier Jungs, die machen das schon ganz ordentlich und trainieren sehr viel und hart mit uns, die bringen uns auf den richtigen Weg.
UEFA.com: [Frankfurts Manager] Siggi Dietrich hat Sie vor kurzem "Grande Dame" genannt. Schmeichelt Ihnen das oder sehen Sie sich selbst anders?
Smisek: Sehr oft werde ich Oma genannt. Ich weiß, dass das sehr nett gemeint ist, aber vielleicht fällt ja irgendjemandem mal was anderes ein, mich zu loben. Ich nehme das hin, ich weiß, ich bin die Älteste im Team und bringe noch sehr gute Leistungen auf diesem Niveau. Von daher, wenn sie mich gerne so nennen wollen, dann sollen sie es so machen.